Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Heuneburg bei Sigmaringen soll Touristenmagnet werden
Landesregierung will Kelten-Fundstätten besser präsentieren – Kretschmann wirft CDU Kirchturmdenken vor
STUTTGART - Einer der spektakulärsten archäologischen Funde der vergangenen Jahre soll in Zukunft auf der Heuneburg (Kreis Sigmaringen) zu sehen sein. Das 2600 Jahre Grab einer reichen Keltin wird wohl Herzstück der neuen Museums- und Erlebniswelt. Diese plant die Landesregierung am jetzigen Standort bei Herbertingen. Entsprechende Pläne haben Minister von Grünen und CDU am Dienstag verabschiedet. Damit endet ein monatelanges Geplänkel zwischen den Regierungspartnern von Grünen und CDU.
Die Kelten bestimmten die Geschicke Süddeutschlands ab etwa 600 v. Chr für Jahrhunderte. Sie breiteten sich von Burgund und Württemberg über Teile Europas aus. Die Heuneburg gilt als eine der wichtigsten Fundstätten aus dieser Zeit. Die Siedlung beherbergte 5000 Menschen und ist wohl die Stadt Pyrene, die der Grieche Herodot im fünften Jahrhundert v. Chr. beschrieb.
Neben der Heuneburg liegen im Land weitere 15 wichtige keltische Fundstätten, unter anderem in Hochdorf und auf dem Ipf bei Bopfingen. Diese Orte möchte die Landesregierung gemeinsam vermarkten und nutzen, um die Geschichte der Kelten in Baden-Württemberg noch besser zu vermitteln. Eine Arbeitsgruppen wird dazu 2019 ein detailliertes Konzept erarbeiten. Die Keltenschätze sollen besser präsentiert werden, etwa mit „Augmented Reality“– eine Technologie, bei der Computeranimationen direkt in eine reale Umgebung projiziert werden.
Die Heuneburg spielt in den Plänen der Landesregierung eine zentrale Rolle. „Leider liegt die Fundstätte weitab der Verkehrsströme und wird bislang unter Wert verkauft“, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne).
Das soll sich ändern. Das Land übernimmt ab 2020 das dortige Freilichtmuseum. Dort sollen Fundstücke ausgestellt werden sowie eine Erlebniswelt entstehen, in der Besucher zum Beispiel in einem archäologischen Labor selbst Ausgrabungen nachstellen dürfen. Herzstück könnte das Grab einer wohlhabenden Keltin werden. Es wurde 2010 gefunden, später bargen es Archäologen in einer spektakulären Aktion. Bislang stehen Funde im Landesmuseum Stuttgart. Staatssekretärin Petra Olschowski versprach am Dienstag: „Das Grab soll zukünftig auf der Heuneburg gezeigt werden.“Dagegen bleiben die übrigen keltischen Originalfunde in den Landesmuseen. Der Umbau an der Heuneburg soll einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag kosten. Die Baupläne will das Land bis 2022 fertig stellen.
Wem gehören die Kelten?
Die Heuneburg hatte für Unmut in der CDU gesorgt. Der Vorwurf: Kretschmann habe das Kelten-Thema gekapert, obwohl die CDU sich dem seit Jahren widme. Dazu sagte der Ministerpräsident: „Man kann nicht klauen, was niemandem gehört. Die Kelten gehören nicht der CDU“. Er habe 2017 interveniert und das Wissenschaftsministerium um ein Keltenkonzept gebeten. „Und das war völlig richtig. Der CDU-Fraktionschef hat eine Keltenfundstätte im Wahlkreis, ein anderer Abgeordneter eine andere. Da ist es Aufgabe des Regierungschefs, alles zusammenzubinden“. Wahlkreisinteressen dürften Themen von landesweiter Bedeutung nicht überlagern. Der Sigmaringer CDU-Landtagsabgeordnete Klaus Burger sagte dazu: „Ich bin durchaus dankbar, dass es ein landesweites Konzept gibt. Wir mussten aber nacharbeiten, damit die Heuneburg nicht vergessen wird“.