Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Europäer
Wenn es ein Gesicht für einen Europaparlamentarier gibt, dann ist es das von Elmar Brok. Der 72-jährige Ostwestfale mit dem weißgrauen Haar und dem markanten Schnauzer ist der dienstälteste Abgeordnete im Europaparlament. Immer bereit, zu jedem Thema sprechfähig – in Brüssel ist Brok nach fast 40 Jahren Parlamentszugehörigkeit eine graue Eminenz mit immer noch erheblichem Einfluss. Doch Broks Karriere könnte sich nun dem Ende zuneigen.
Bei der Aufstellung der Landesliste der NRW-CDU für die Europawahl Ende Mai unterlag Brok am Montagabend in einer geheimen Kampfabstimmung überraschend dem 49-jährigen Landtagsabgeordneten Stefan Berger. Brok verlor mit 17 zu 20 Stimmen.
Brok sitzt seit 1980 ununterbrochen im Europäischen Parlament. Deutscher Bundeskanzler war damals Helmut Schmidt, CDU-Vorsitzender der spätere „Kanzler der Einheit“, Helmut Kohl. „Geboren, verheiratet, Europäisches Parlament“, soll Kohl Broks Leben einmal zusammengefasst haben. Brok hatte Anfang 2017 schon einen Teil seiner politischen Macht in Brüssel abgeben müssen: Er verlor damals den Posten als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Europaparlament – angeblich auf Wunsch der damaligen CDU-Chefin Angela Merkel. Sein Nachfolger: der europapolitische Hoffnungsträger der CDU, David McAllister.
Jetzt also der nächste Rückschlag. Die Niederlage bei der Aufstellung der Landesliste trifft auch den NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet, der Brok für den Listenplatz vorgeschlagen hatte.
Eine letzte Chance, auf einem aussichtsreichen Listenplatz für die Europawahl zu landen, hat Brok noch. Er könnte am 26. Januar bei der Landesvertreterversammlung der NRW-CDU in Siegburg in einer Kampfkandidatur antreten. Er behalte sich das vor, sagte Brok am Dienstag. Der Europa-Veteran gibt noch nicht auf. (dpa/sz)