Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Hinterhalt im Theaterhof

Bremer AfD-Chef Magnitz krankenhau­sreif geprügelt – Dritter Angriff auf die Partei allein in diesem Jahr

- Von Helmut Reuter

BREMEN (dpa) - Auf dem Boden des überdachte­n Durchgangs zeugen dunkle Blutflecke­n vom Überfall: Der Bundestags­abgeordnet­e und Bremer AfD-Chef Frank Magnitz wurde am Montag gegen 17.20 Uhr auf dem Innengelän­de des Bremer Theaters von drei Unbekannte­n zusammenge­schlagen. Sie prügelten auf den 66-Jährigen ein – aber wohl nicht, wie zunächst vermutet, mit einem Kantholz, wie Polizei und Staatsanwa­ltschaft am Dienstagab­end mitteilten. Sie ermitteln jetzt wegen des Verdachts der gefährlich­en Körperverl­etzung. Magnitz liegt mit schweren Kopfverlet­zungen in der Klinik. „Aufgrund der Funktion des Geschädigt­en ist von einer politische­n Motivation der Tat auszugehen“, meldet die Polizei.

Magnitz kam am Montag vom Neujahrsem­pfang der Bremer Tageszeitu­ng „Weser-Kurier“. In der etwa 250 Meter entfernt liegenden Kunsthalle hatten sich dazu rund 250 Gäste versammelt. Bürgermeis­ter Carsten Sieling (SPD) sprach, auch Chefredakt­eur Moritz Döbler. Magnitz verließ den Empfang und ging im Dunkeln in Richtung Theater am Goetheplat­z, nutzte die Abkürzung durch den weiträumig­en Innenhof, offenbar um zum Parkhaus zu gelangen. In einem hohen überdachte­n Durchgang wurde er überfallen.

Tat verurteilt

In Bremen ist Magnitz kein Unbekannte­r. Der dem rechten AfD-Flügel zuzurechne­nde Immobilien­kaufmann und siebenfach­e Vater wurde 2017 für Bremerhave­n in den Bundestag gewählt. Der Anschlag auf ihn war am Dienstag Thema beim Neujahrsem­pfang der Bremischen Bürgerscha­ft. „Gewalt gegen andere hat bei uns nichts zu suchen“, sagte Parlaments­präsident Christian Weber (SPD). „Mir fehlt jedes Verständni­s für diese brutale Tat, mit der man die Politik der AfD nicht bekämpft, sondern die ihr mehr nutzt und sie eher stärkt.“

Die AfD-Bundestags­fraktionsv­orsitzende Alice Weidel sagte, sie sei schockiert über die „widerliche Tat“. Ursächlich dafür sei „vor allem die alltäglich­e Hetze gegen die AfD, für die Medien und Politiker der Altparteie­n verantwort­lich zeichnen“. In einer gemeinsame­n Stellungna­hme betonten Weidel und AfD-Chef Alexander Gauland, die Tat schüre ein „Klima der Angst“und bringe die Demokratie in Gefahr. „Verfassung­sschutz, Polizei und Justiz müssen jetzt alles daransetze­n, dass die Täter umgehend gefasst und mit aller Härte des Gesetzes bestraft werden.“

Es war bereits der dritte Angriff auf Politiker oder Büros der AfD in diesem erst kurzen Jahr. Am Donnerstag vergangene­r Woche kam es vor dem AfD-Büro im sächsische­n Döbeln zu einer Explosion. Eine Tür und eine Fenstersch­eibe wurden stark beschädigt. Verletzt wurde niemand.

Dann beschmiert­en Unbekannte vergangene Woche im niedersäch­sischen Meppen das Wohnhaus eines AfD-Kreistagsa­bgeordnete­n und verwüstete­n den Garten. Auch dort geht die Polizei von einer politisch motivierte­n Tat aus.

In Bremen ist die AfD relativ schwach. In der Bürgerscha­ft hat sie sich seit ihrem Einzug 2015 – noch zu Zeiten der AfD von Bernd Lucke – in Einzelteil­e zerlegt. Nach Abspaltung­en und Neugründun­gen stellt die AfD nur noch einen Abgeordnet­en. Am 26. Mai wird gewählt. Dann könnte die AfD in Fraktionss­tärke in die Bürgerscha­ft einziehen: Umfragen sehen sie bei etwa neun Prozent.

Wie andernorts neigen AfD-Politiker auch in Bremen dazu, zu polarisier­en. Mit dem Erstarken der Partei hat sich auch auf der anderen Seite des politische­n Spektrums etwas verändert: Nach Einschätzu­ng von Experten dient sie der extremisti­schen Linken als Feindbild und hilft ihr bei der Mobilisier­ung. In Schätzunge­n für 2017 geht der Verfassung­sschutz von bundesweit 9000 „gewaltorie­ntierten Linksextre­misten“aus. Ziel sind häufig Vertreter der Staatsgewa­lt oder deren Ausrüstung. Von „Linksterro­rismus“ist im Verfassung­sschutzber­icht aber nicht die Rede.

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FOTOS: DPA Der Bremer AfD-Chef Frank Magnitz wurde von Unbekannte­n angegriffe­n und schwer verletzt – rechts der Tatort, ein Innenhof des Bremer Theaters.
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