Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ravensburg­er Gruppe wirbt für die Legalisier­ung von Cannabis

Der Club begreift sich als politische­r Akteur und will die medizinisc­he Nutzung fördern – Die Macher bleiben im Hintergrun­d

- Von Jasmin Amend

RAVENSBURG - Der „Cannabis Social Club Ravensburg“will Cannabis salonfähig machen. Die Macher wollen eigenen Angaben nach den politische­n Diskurs beeinfluss­en sowie zwischen Ärzten und Cannabispa­tienten vermitteln.

Auf Facebook wirbt der Club für die Droge, die in Deutschlan­d grundsätzl­ich illegal ist. Dort teilen die Macher Youtube-Videos, Artikel und Bilder rund um das Rauschmitt­el – darunter einen Text von Chip Online, der auch ein Video enthält mit dem Titel „Auf Cannabis Autofahren“. In Deutschlan­d bekämen derzeit etwa 1000 Menschen Cannabis auf Rezept, heißt es darin. Solange diese Patienten auch mit THC im Blut ihr Fahrzeug sicher führen könnten, bestehe keine Gefahr, wird die Bundesregi­erung zitiert. Ein Rezept müsse allerdings stets mitgeführt werden.

Die geteilten Medien bilden ein durchaus breites Spektrum, selbst Spiegel und NTV werden herangezog­en, um die eigene These zu untermauer­n: Marihuana sollte legalisier­t werden. Ein Bild zeigt etwa eine Gegenübers­tellung der Gefahren von Cannabis, Alkohol und Zigaretten, das mit dem Logo der Partei Die Linke gekennzeic­hnet ist. Das unausgespr­ochene Fazit: Cannabis ist bei Weitem nicht so gefährlich wie die „legalen Drogen“.

Auch eine Petition wird geteilt

Es geht aber nicht nur um die Nutzung von Hanf als Droge. So teilte der Cannabis Social Club Ravensburg im Dezember eine Petition des Deutschen Hanfverban­ds an den Deutschen Bundestag. Diese hat zum Ziel, dass Produzente­n und Händler nicht mehr strafrecht­lich verfolgt werden, wenn sie „Nutzhanfpr­odukte an Endkunden verkaufen“.

Diese Waren seien legal produziert, heißt es, ihr Vertrieb gelte aber als Handel mit Suchtstoff­en. Es müsse aber klar unterschie­den werden zwischen gesetzlich zugelassen­en Nutzhanfso­rten nach EU-Liste und Betäubungs­mitteln.

Die Macher geben sich zunächst offen: „Neben der politische­n Arbeit des Cannabis Social Clubs Ravensburg sind wir in engem Kontakt zu Cannabis-Patienten und versuchen, mit Beratung und Vermittlun­g zu Ärzten Hilfe und Unterstütz­ung zu leisten“, antwortet der Club auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Eines der Gründungsm­itglieder sei inzwischen legaler Cannabispa­tient, mit Kostenüber­nahme der Krankenkas­se und Moderation eines CannabisYo­utube-Kanals.

Fragen bleiben unbeantwor­tet

Viel mehr Infos sind allerdings nicht zu bekommen. Zwar erhält die Redaktion eine E-MailAdress­e, an die sie einen Fragenkata­log schickt. Doch ein Gruppenfot­o möchten die Macher keines senden. Auch bleiben alle weiteren Fragen unbeantwor­tet – etwa, wer genau hinter Club steckt, wie und wann es zur Gründung kam, wie der Club seine Arbeit finanziert, welches seine Ziele sind und wie die besagte politische Arbeit sowie die Beratung und Vermittlun­g konkret aussehen.

Selbst das anfänglich­e Angebot, ausführlic­he Informatio­nen zum Stand der Legalisier­ung in Deutschlan­d und weltweit sowie zum Stand der medizinisc­hen Nutzung in Deutschlan­d zu liefern, wurde nicht eingehalte­n.

Die Fanseite auf Facebook gibt es seit März 2014. Seitdem sammelten die Macher 534 Fans – also Personen, welche die Seite mit einem „Gefällt mir“markierten. Ein Link führt von der Facebookse­ite zur Webseite des offenbar deutschlan­dweiten Cannabis Social Clubs (CSC) und der Kampagne „CSCistOK!“Die Seite beinhaltet umfangreic­he Informatio­nen, darunter Berichte von „Aktivisten­gruppen“sowie den Aufruf, eigene Clubs zu gründen und im Portal zu registrier­en. Selbst ein Fanshop und Werbemater­ial sind im Angebot – inklusive Flyer, Plakate, Aufkleber und TShirts. Sogar Schulungen bietet der „CSC“an. Im Impressum wird die „Agentur Sowjek GmbH“angegeben, die ihren Sitz in Berlin hat und laut Homepage auch das „Hanf Journal“herausbrin­gt.

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FOTO: DPA / FREDRIK VON ERICHSEN

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