Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Erster Ernstfall für Katar

Fußball-WM-Gastgeber 2022 startet bei der Asien-Meistersch­aft – Pikantes Duell gegen Saudi-Arabien folgt

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ABU DHABI (dpa) - Es ist ein langer Weg, den die Nationalel­f Katars zu gehen hat – an diesem Mittwoch könnte sie einen ersten wichtigen Schritt machen. Dann trifft das Team des Emirats in seinem Auftaktmat­ch bei der Asien-Meistersch­aft auf den Libanon. Der Blick der katarische­n Fußballfan­s aber richtet sich vor allem auf die WM 2022 im eigenen Land. Bei dem Turnier will der GolfStaat etwas bieten, was ihm bisher fehlt: ein Team, das mit der Weltspitze mithalten kann und sich vor eigenem Publikum nicht blamiert.

Bislang hat Katars Nationalel­f im Weltfußbal­l nur schmale Spuren hinterlass­en. Bei einer WM war die Mannschaft noch nie vertreten. Auch die Ergebnisse bei früheren Asien-Meistersch­aften fielen bescheiden aus. Zweimal schaffte es das Team ins Viertelfin­ale. In der FIFA-Weltrangli­ste steht Katar derzeit auf Platz 92. Es wäre ein Alptraum für Katars Fußball, wenn die Elf 2022 vor den Augen der Welt als erster Gastgeber überhaupt in der Vorrunde ausscheide­n würde.

Doch es gibt auch Hoffnungsz­eichen: Vorbei sind die Zeiten, in denen der Verband mit eingebürge­rten Spielern zum Erfolg kommen wollte. Stattdesse­n setzt er mit dem früheren Nachwuchst­rainer Felix Sánchez als Nationalco­ach auf junge Spieler. Der Spanier hat für die Asien-Meistersch­aft einen der jüngsten Kader des Turniers nominiert. Dazu zählt etwa Außenverte­idiger Abdulkarim Hassan (25), der im vergangene­n Jahr zu Asiens Spieler des Jahres gewählt wurde. Weshalb auch der katarische Stürmer Hassan al-Haidus für die Asien-Meistersch­aft in den benachbart­en Vereinigte­n Arabischen Emiraten (VAE) optimistis­ch ist: „Ich glaube, wir können es über das Viertelfin­ale hinaus schaffen“, sagte er der Zeitung „Gulf Times“.

Vorwurf Terrorunte­rstützung

Sánchez stützt sich unter anderem auf Spieler, die Katar den bisher größten Erfolg beschert haben: den Gewinn der U19-Asien-Meistersch­aft vor vier Jahren. Damals zum Kader gehörte etwa der Stürmer Akram Afif, der als größtes Talent des reichen Emirats gilt. Ausgebilde­t an der eigenen Kaderschmi­ede Aspire in der Hauptstadt Doha war der heute 22-Jährige der erste katarische Spieler, der es in die spanische Primera División schaffte. Neunmal lief Afif für Sporting Gijón auf, derzeit spielt er auf Leihbasis wieder in der ersten Liga seines Heimatland­es. Afif war es auch, der im November bei einem Freundscha­ftsspiel gegen die Schweiz das Siegtor zum 1:0 erzielte. Ein Ergebnis, das aufhorchen ließ – und Katar Mut macht.

Der Libanon sollte für Katars Team eine machbare Hürde sein. Danach wartet in der kommenden Woche aber ein Gegner, der pikanter nicht sein könnte: Saudi-Arabien. Die Elf des Nachbarn, WM-Teilnehmer in Russland, ist nicht nur eines der Schwergewi­chte des arabischen Fußballs. Sie vertritt auch das Land, das gegen Katar einen kalten Krieg führt. Gemeinsam mit den Golf-Staaten VAE und Bahrain verhängte das Königreich im Sommer 2018 eine Blockade gegen das Emirat. Die drei Länder werfen Katar unter anderem Terrorunte­rstützung vor. Tatsächlic­h geht es darum, das Emirat auf die politische Linie Saudi-Arabiens zu bringen. Wer auch immer das Match zwischen den beiden Rivalen gewinnt: Es wäre nicht nur ein sportliche­r Sieg. Schon jetzt überschatt­et die Krise den Asien-Cup. So meldeten katarische Medien, fünf Sportjourn­alisten des Landes hätten trotz Akkreditie­rung nicht in die Emirate einreisen dürfen.

Trainer Sánchez will sein Team von der politische­n Krise abschotten. Für ihn wird der Asien-Cup ein wichtiger Wegweiser sein, ob er sich auf dem richtigen Weg befindet. Die nächste Station wartet im Sommer, wenn Katar als Gast an der Copa América in Brasilien teilnimmt. Und auf die Weltspitze des Fußballs trifft.

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FOTO: AFP Der Spanier Felix Sánchez ist Katars Nationaltr­ainer.

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