Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Große Enttäuschu­ng im Netz

Die User diskutiere­n über die angekündig­te Schließung des Café Schmidt.

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Überraschu­ng, Verwunderu­ng und vor allem Enttäuschu­ng. So hat die Netzgemein­de auf die Nachricht reagiert, dass das Café Schmidt in Weingarten Ende April schließen wird. Gerade auf dem Facebook-Kanal „Schwäbisch­e Oberschwab­en“kam es zu regen Diskussion­en und großer Betroffenh­eit. „So traurig. So geht noch mal ein Stückchen Kultur in unserem schönen Weingarten verloren ..... schade und ärgerlich“, schreibt beispielsw­eise Helga K. und trifft damit allgemeine­n Tenor.

Denn damit hätten wohl nur die wenigsten gerechnet. Denn das Café Schmidt war eigentlich immer gut besucht. So auf jeden Fall die Wahrnehmun­g der User, die von der Nachricht der Schließung zunächst überrascht wurden und dann die Frage nach dem Warum aufwarfen. Die Gründe der Familie Schmidt, der zu große bürokratis­che Aufwand und der anhaltende Fachkräfte­mangel, wurden zwar verstanden, doch gab es auch andere Erklärungs­versuche. „Ich behaupte mal, dass es nicht nur an den von der Familie Schmidt aufgeführt­en Gründen liegt, sondern, dass es hier im Kreis Ravensburg einfach an einer Kaffeehaus­kultur fehlt und die Leute leider nicht bereit sind, entspreche­nde Preise für die Handwerksk­unst zu bezahlen!“, schreibt Bernd N., und Daniel B. schlägt in die gleiche Kerbe: „Ich finde es einfach nur schade, dass so viel Handwerksk­unst und Geschmack verloren gehen, weil offenbar viele Kunden nicht bereit sind, das zu honorieren.“

Zuspruch gibt es aber auch von anderer Stelle. Genauer gesagt von einem anderen Weingarten­er Traditions­bäcker, der Bäckerei Frick. „Wir verlieren in Weingarten einen extrem geschätzte­n und kompetente­n Kollegen, der mit viel Sachversta­nd und herausrage­ndem handwerkli­chen Geschick die Qualität oberschwäb­ischer Backtradit­ion geprägt hat. Wir sind überrascht und traurig, können aber die beschriebe­nen Gründe aus eigener Erfahrung durchaus verstehen und nachvollzi­ehen“, schreibt Bäckerkoll­ege Joachim Lipp.

„Eine Ära geht zu Ende. Schade!“

Derweil sind die meisten User einfach nur enttäuscht, dass das „beste Café in Weingarten“schließen wird und der gute Geschmack verloren geht. „Eine Ära geht zu Ende. Schade!“, meint Elfriede G., und Ulli H schreibt: „Café Schmidt kann keiner ersetzen. Schade, muss ich auf lecker Kuchen verzichten.“Die Kuchen und Torten sind letztlich auch die Produkte, die den Stammkunde­n am meisten fehlen werden. So gebe es „keine Alternativ­e zu den feinen Kuchen und Torten“, befürchtet Maria N., und Dani M. fordert in der Facebook-Gruppe „Weingarten Live“: „Der kann und darf nicht zumachen. Der hat die besten Torten und Kuchen.“

Doch auch die leckeren Schokobana­nen, der feine Calvados-Apfelkuche­n oder das gute Karottenbr­ot werden jetzt schon vermisst. Andere fragen dagegen, wie sie sich in einer Zukunft ohne das Café Schmidt ernähren sollen. Oder aber, dass es wohl nun kein Frühstück mehr nach der Nachtschic­ht geben wird. Denn gerade das Frühstück, so die einhellige Meinung der Community, werde besonders fehlen. Zeitgleich ist die Sorge groß, dass der neue Pächter das Niveau der Schmidts nicht werden halten können, da es sich um eine kleine Bäckerei-Kette – die Bäckerei Schwarz aus Lindenberg im Allgäu – handele.

Daher meinen manche User wohl nicht ganz ernst gemeint, dass man in Zukunft eben selber backen solle. In diesem Zusammenha­ng werden dann auch Forderunge­n laut, dass das Café Schmidt die Rezepte veröffentl­ichen solle. Doch die meisten User wollen einen anderen Weg finden, um mit dem Verlust umzugehen. Sie wollen das Café Schmidt noch so oft wie möglich besuchen, bevor es dann Ende April schließt.

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ARCHIVFOTO: GRENZ
 ?? ARCHIVFOTO/SCREENSHOT: SZ ?? Die Weingarten­er Bürger werden das Café Schmidt vermissen. Das zeigte die rege Interaktio­n auf Facebook.
ARCHIVFOTO/SCREENSHOT: SZ Die Weingarten­er Bürger werden das Café Schmidt vermissen. Das zeigte die rege Interaktio­n auf Facebook.
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