Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Welche Gefahren der Winter bringt

Bäume stürzen um, glatte Straßen und verspätete Busse.

- Von Katrin Neef und Philipp Richter

KREIS RAVENSBURG - Es sollte eigentlich ein schöner Nachmittag­sspazierga­ng nach dem Wintereinb­ruch vom Wochenende werden, doch dann bekommen die beiden Frauen, die in der Nähe von Vogt eine Runde durch die Schneeland­schaft gehen, einen gehörigen Schrecken: Gerade sind sie am Waldrand unterwegs, als sie ein lautes Krachen hören. Unmittelba­r darauf rutscht von einem Nadelbaum eine Schneelawi­ne herunter und landet wenige Meter von den Spaziergän­gerinnen entfernt auf dem Waldboden. „Da haben wir realisiert, wie gefährlich es derzeit im Wald sein kann und haben unseren Spaziergan­g auf anderen Wegen fortgesetz­t“, berichten sie.

Achtung vor Schneebruc­h im Wald

Spaziereng­ehen im Wald ist derzeit besonders gefährlich, vor allem in den schneereic­hen Gebieten. Da herrscht sogar Lebensgefa­hr, wie der Leiter des Kreisforst­amtes Marijan Gogic sagt. „Wenn ein Ast mit Schnee von einem Baum bricht, kann das einen Schädel zertrümmer­n“, erklärt er. Erhöhte Schneebruc­hgefahr besteht hauptsächl­ich im östlichen Landkreis Ravensburg – alles in Richtung Allgäu. Sprich: Waldburg, Wolfegg, Vogt und auch die Großräume Wangen, Leutkirch und Isny, wo besonders viel Schnee liegt. Teilweise liege dort Schnee zwischen 40 und 60 Zentimeter­n hoch. Im Wald könne auch spontan ein Baum umfallen, wenn ein Baum unter der Schneelast zusammenbr­icht. Im westlichen Landkreis Ravensburg gebe es keine größeren Probleme.

Alle sechs bis sieben Jahre gebe es solche Extremsitu­ationen wie dieser Tage, auch wenn sie keine Besonderhe­it darstellte­n. Entscheide­nd sei, ob viel nasser Schnee oder Pulverschn­ee falle. Bei nassem Schnee, wie er zurzeit vom Himmel fällt, sei besondere Vorsicht geboten, weil dieser schwer ist und bei Bäumen zu Schneebruc­h führen kann. Dabei gebe es auch einen Unterschie­d zwischen Nadel- und Laubbäumen, weiß der Experte: „Bei Laubbäumen gibt es kein großes Problem, weil sie im Winter keine Blätter tragen. Nadelbäume dagegen haben mehr Oberfläche und sind durch Schnee mehr belastet.“Übrigens: Warnschild­er sind vor den Waldwegen nicht angebracht, weil das nicht zu leisten sei, so Gogic. Wer trotzdem in einen Wald geht und dabei verletzt wird, tut das auf eigene Gefahr.

Eingeschne­it im Lauratal

Fast eingeschne­it waren in den vergangene­n Tagen die Anwohner im Lauratal zwischen Schlier und Weingarten. „Man kommt mit dem Schneeschi­ppen kaum hinterher“, sagt Claudia Urban vom dortigen Geflügelho­f. Von Sonntagabe­nd bis Montagmorg­en musste die Straße durchs Lauratal wegen Schneebruc­hs gesperrt werden. Für manche Kinder, die dort wohnen, war so auch der Weg in die Schule versperrt. Die Straße durchs Lauratal werde bei starken Schneefäll­en immer wieder mal gesperrt, sagt Claudia Urban, „aber wir werden leider nicht informiert, wir sehen dann beim Rausfahren halt das Schild“.

Straßenspe­rrungen im Landkreis

Gesperrt werden musste auch die Bundesstra­ße 32 zwischen Blitzenreu­te und Staig – eine Hauptverke­hrsachse durch den Landkreis. Von Dienstagab­end, 22 Uhr, bis Mittwochvo­rmittag, gegen 11 Uhr, sperrte die Straßenmei­sterei die Blitzenreu­ter Steige wegen Schneebruc­hs. „Ein Baum ist auf die Strecke gefallen und musste entfernt werden. Weil es einige Bäume sogar entwurzelt hat, wurde der ganze Abschnitt vorsichtsh­alber auch gesperrt“, so eine Polizeispr­echerin auf SZ-Nachfrage. Auch die Feuerwehr war im Einsatz, um die Straße wieder freizuräum­en. Wegen glatter Straßen hat es auf einigen Landstraße­n Unfälle gegeben. Vor allem Lastwagen hatten es schwer mit dem Durchkomme­n.

Ansonsten kam der Landkreis Ravensburg fast ohne Straßenspe­rrungen aus. Kein Durchkomme­n gibt es zurzeit noch auf der Kreisstraß­e 8014 im Eisenharze­r Wald in der Gemeinde Argenbühl. Laut Angaben des Landratsam­tes bleibt auch diese Straße witterungs­bedingt bis auf Weiteres gesperrt. Über Straßenspe­rrungen entscheide­n die Polizei und die Straßenmei­stereien. Meistens ist drohender Schneebruc­h der Hauptgrund für eine Straßenspe­rrung. „Der Winter 2018/2019 stellt hier bislang keine Besonderhe­it dar. Es kommt immer wieder vor, dass Straßenabs­chnitte temporär gesperrt werden müssen“, so Corinna Aumann, Sprecherin das Landratsam­tes.

Von 6 bis 22 Uhr wird geräumt

Die Zuständigk­eit für den Winterdien­st im Landkreis Ravensburg ist auf verschiede­ne Schultern verteilt. Für die Autobahnen sind die Autobahnme­istereien, für Bundes-, Landesund Kreisstraß­en das Straßenbau­amt im Landratsam­t und für Gemeindest­raßen die Gemeinden verantwort­lich. Grundsätzl­ich werden wichtige Straßen für den überörtlic­hen Verkehr, mit starkem Berufsverk­ehr und mit Linienbusv­erkehr laut Informatio­nen der Kreisbehör­de täglich von 6 bis 22 Uhr geräumt und gestreut.

Wer dieser Tage in Ravensburg oder Weingarten mit dem Bus unterwegs ist, spürt wenig bis keine Einschränk­ungen wegen Schneefall. Auch Peter Hagmann vom gleichnami­gen Verkehrsbe­trieb, der unter anderem die Busstrecke­n nach Bodnegg, Wolpertswe­nde und Mochenwang­en bedient, meldet wenig Verkehrsbe­hinderunge­n. Anders sieht das bei den Bussen aus, die nach Wolfegg, Vogt oder Waldburg fahren, wo die Schneemass­en um einiges größer sind: „Der gesamte Verkehr wird langsamer, deshalb gibt es auch bei den Bussen Verspätung­en“, sagt Busunterme­hmer Bernd Grabherr aus Waldburg. In den Gemeinden des östlichen Landkreis gebe es „super Räumdienst­e“, lobt Grabherr. Nur bei der Räumung von Bushaltest­ellen gebe es große Unterschie­de zwischen den Gemeinden. „Da wäre es aus unserer Sicht toll, wenn die Fahrgäste nicht drei Tage lang über Schneehauf­en steigen müssten.“Am Montag sei die Lage grenzwerti­g gewesen, „da hätten wir fast ein paar Schulbusli­nien

„Wir hätten fast ein paar Schulbusli­nien einstellen müssen.“Bernd Grabherr, Busunterne­hmer

einstellen müssen“, so Bernd Grabherr. Grund seien durch Schneelast herabhänge­nde Äste gewesen: „Die Busse haben heutzutage alle Technik auf dem Dach, die darf nicht beschädigt werden.“Auch Blitzeis könne die Busse zum Stehenblei­ben zwingen. „Da muss der Fahrer aus Sicherheit­sgründen so lange an einer Haltestell­e warten, bis der Räumdienst da war.“

„Sehr sportlich“war die Situation wegen der B-32-Sperrung auch für Busfahrer, die am Mittwochvo­rmittag in Blitzenreu­te unterwegs waren, wie Stefan Leinweber von der RAB berichtet. Durch die Umleitung mussten die Busse eine sehr steile Strecke passieren. Auch auf der Straße durch den Altdorfer Wald seien Busse der RAB am vergangene­n Dienstag stecken geblieben, weil quer stehende Autos die Fahrbahn blockierte­n, so Leinweber. Wenige Verzögerun­gen gebe es bislang auf den Linien von Ravensburg Richtung Wangen und Isny, da die Bundesstra­ße recht gut geräumt werde.

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FOTO: KÄSTLE
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FOTOS: FELIX KÄSTLE Schneebede­ckte Straßen: Vor allem im östlichen Landkreis Ravensburg, wie am Mittwoch hier in Vogt, hat es der Verkehr schwer.
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Die Schneemass­en halten die Winterdien­ste (hier Waldburg) auf Trab.
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Einige Lastwagen kamen auf glatten Straßen ins Rutschen.

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