Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Überfall oder Attentat
Motiv für Angriff auf AfD-Abgeordneten bleibt unklar
BERLIN/BREMEN - Nach dem Überfall auf den Bremer AfD-Landeschef Frank Magnitz fahnden Polizei und Staatsanwaltschaft der Stadt mit Hochdruck nach den Tätern. Zwar gilt ein politisches Motiv als wahrscheinlich. Es werde allerdings auch in weitere Richtungen ermittelt, verlautete aus Ermittlerkreisen. Magnitz selbst schloss ein anderes Motiv nicht aus. „Es ist zwar nicht sehr wahrscheinlich, aber es kann auch ein Raubüberfall gewesen sein“, sagte der Bundestagsabgeordnete der „Bild“-Zeitung.
Um die Ermittlungen zu beschleunigen, schaltete die Bremer Polizei ein Internet-Portal frei, auf dem Fotos und Videos vom Umfeld der
Tat hochgeladen werden können.
Entgegen ersten Schilderungen aus der AfD wurde die Attacke am Montagabend offenbar nicht mit einem Kantholz durchgeführt. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, ist auf einem Überwachungsvideo zu sehen, wie der 66Jährige von drei Männern verfolgt wird, von denen einer ihn von hinten anspringt. Die Verletzungen am Kopf habe sich Magnitz wahrscheinlich beim Sturz zugezogen. Er war zunächst ohnmächtig und musste mit einer klaffenden Kopfwunde ins Krankenhaus eingeliefert werden. Am Mittwoch verließ er die Klinik auf eigenen Wunsch wieder. Der Angriff war parteiübergreifend auf Empörung und Abscheu gestoßen.
Ob Linksextreme hinter dem Überfall stecken, ist unklar. Magnitz hatte kurz vor der Tat in einem Artikel des „Weser-Kurier“den starken Einfluss der linksautonomen Szene in Bremen kritisiert.
Im Jahr 2017 gab es dem Verfassungsschutzbericht zufolge 1054 rechtsextremistisch motivierte Gewalttaten und 1648 von Linksextremen. Allerdings richtet sich rechtsextreme Gewalt zu einem weitaus höheren Prozentsatz gegen Menschen. Mehr als 85 Prozent rechtsextremer Straftaten, insgesamt 904, wurden als Körperverletzung registriert. Im linksextremen Spektrum waren es demgegenüber rund 30 Prozent, insgesamt 499 derartige Delikte. Linksextreme Gewalttäter fielen im Jahr 2017 – aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor – zudem besonders häufig durch Brandstiftung auf, die sich oft gegen Polizeiautos, Bahnanlagen oder Funkmasten richtete.