Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kinder spielen frechen Papagei oder besorgte Zofe
168 junge Darsteller wollen beim Vorsprechen für das Rutentheater eine Rolle ergattern
RAVENSBURG - Aufgeregt warten die Kinder vor der Aula der Kuppelnauschule in Ravensburg. Manche haben ihre Eltern mitgebracht, andere sind allein oder gemeinsam mit Freunden aus der Schule gekommen. Sie alle sind hier, um eine Rolle im Rutentheater 2019 zu ergattern. Ein Team der Rutenfestkommission (RFK) erwartet sie schon: Das Vorsprechen für das Stück „Aladin und die Wunderlampe“steht an. Am Vortag haben die Grundschüler und die Schüler der Oberstufe bereits ihr Schauspieltalent unter Beweis gestellt. Am zweiten Castingtag sind die Kinder der Klassen 5 bis 8 dran.
Regisseur Bodo Klose und Gesamtleiterin Martina Zeller begrüßen die Kinder und Eltern in der Aula. „Es ist wichtig, dass ihr in die Rolle hineinschlüpfen könnt, die ihr darstellt“, sagt Bodo Klose. Die Kinder werden nach Ausdruck und Sprache ausgewählt, es werde aber auch darauf geachtet, wie sie sich im Casting verhalten und ob sie die Rolle und die Stimmung herüberbringen können, erklärt Klose. Auch wer schon öfters im Rutentheater mitgespielt hat, muss sich jedes Jahr erneut vorstellen. Etwa ein Drittel der Kinder waren zum ersten Mal dabei. Die meisten Kinder, nämlich fast 100, sind in den Klassen 5 bis 8, wie Gesamtleiterin Martina Zeller mitteilt. Wie in den vergangenen Jahren sind sie die größte Gruppe.
Kinder schlüpfen in zwei Rollen
Die Mitglieder des RutentheaterTeams verteilen Formulare und fotografieren die Schüler für die Kostümschneiderinnen. Dann teilt Regisseur Klose den Kindern die Sätze mit, die sie gleich vor der Jury aufsagen sollen. Dabei spielt jedes Kind zwei Rollen und soll zeigen, dass es sich in die beiden verschiedenen Figuren hineinversetzen kann. Zuerst sind die Mädchen dran, dann die Jungs. Eine Händlerin und eine Zofe sollen die Schülerinnen verkörpern. „Kauft, Leute, kauft! Heute ist der frische Fisch von gestern noch frischer! Kauft, Leute, kauft!“, sprechen sie dem Regisseur noch etwas schüchtern und zurückhaltend nach. Danach sind die Jungs an der Reihe. Sie dürfen in die Rolle eines Diebs und eines frechen Papageis schlüpfen. „Die Luft ist rein, Boss“, flüstern die Jungs, als sie den Dieb darstellen und blicken sich verstohlen im Raum um.
90 Rollen werden besetzt
Dann wird es auch schon ernst. In Zehnergruppen treten die Kinder vor die Jury. Sie besteht aus Regisseur Bodo Klose und den beiden Regieassistentinnen Barbara Lämmle und Susanne Bendel. Die jungen Schauspieler stellen sich in einer Reihe vor den Juroren auf. Dann treten sie nacheinander vor die Jury und sprechen ihre Sätze. Manchmal helfen die Regieassistentinnen den Kindern, wenn sie vor Aufregung die ersten Wörter vergessen haben. Die Juroren schreiben sich Notizen auf und eine Kamera hält den Auftritt fest. „So können wir uns die Aufnahme noch mal anschauen und in Ruhe die Auswahl der Darsteller treffen“, erklärt Klose. Nach wenigen Minuten haben die Kinder es geschafft und laufen erleichtert zu ihren Eltern zurück.
„Ich freue mich auf den Probenprozess und lasse den Kindern dabei gerne Gestaltungsspielraum, sodass sie sich einbringen können“, so Klose. Bevor jedoch die Proben beginnen können, haben er und seine Regieassistentinnen noch eine schwere Aufgabe vor sich. 168 Schüler haben im Casting für eine Rolle vorgesprochen, insgesamt gibt es 90 Rollen zu vergeben. „Natürlich wollen alle Schauspieler dabei sein, aber leider können wir nicht alle nehmen“, bedauert Klose. Das Ergebnis des Vorsprechens wird den jungen Schauspielern am Sonntag per E-Mail mitgeteilt.