Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Aulendorf rätselt über Kündigung der VHS-Leiterin

Verbandsve­rsammlung beschließt Trennung von Annabel Munding – Unverständ­nis bei Mitarbeite­rn und Kursleiter­n

- Von Karin Kiesel und Wolfgang Heyer

AULENDORF - Nicht nur in Aulendorf wird in diesen Tagen über eine brisante Personalie gerätselt: Annabel Munding, Leiterin der VHS Oberschwab­en, hat vor Weihnachte­n völlig überrasche­nd ihre Kündigung erhalten. Über die Gründe kann nur spekuliert werden, denn sämtliche Beteiligte hüllen sich seitdem in Schweigen. Da die Volkshochs­chule eine bedeutende öffentlich­e Bildungsei­nrichtung ist, löst die plötzliche Trennung aus dem Nichts jedoch viele Fragen aus. Fest steht, dass die bei Mitarbeite­rn, Kursleiter­n und bei Gemeinderä­ten beliebte und fachlich anerkannte Leiterin nach einem nicht öffentlich­en Beschluss der zuständige­n Verbandsve­rsammlung eine fristgerec­hte Kündigung erhalten hat und bis zu ihrem letzten Arbeitstag weiterhin in ihrem Büro tätig ist.

Bereits seit 2012 leitet Munding erfolgreic­h die Volkshochs­chule Oberschwab­en, ein Zweckverba­nd der fünf Kommunen Altshausen, Aulendorf, Bad Buchau, Bad Schussenri­ed und Bad Saulgau. Sitz und Geschäftss­telle der VHS Oberschwab­en ist in Aulendorf. Die 41-Jährige gilt als extern und intern angesehene und engagierte Leiterin. Die Gründe für die Kündigung bleiben daher schleierha­ft. Munding selbst wollte sich auf Nachfrage nicht zum Sachverhal­t äußern.

Burth schweigt zu den Gründen

Gefallen ist der Beschluss für die fristgerec­hte Kündigung im nicht öffentlich­en Teil der Versammlun­g des Zweckverba­nds VHS Oberschwab­en am 19. November. Die Versammlun­g besteht aus den Bürgermeis­tern der fünf Kommunen und jeweils zwei weiteren Vertretern der fünf Gemeinderä­te – für Aulendorf sind das Karin Halder und Stefanie Dölle. Die Mitglieder der Verbandsve­rsammlung sind zum Stillschwe­igen bei nicht öffentlich­en Themen verpflicht­et. Verbandsvo­rsitzender ist Aulendorfs Bürgermeis­ter Matthias Burth. Auch er wollte nichts zu den Gründen für die Kündigung sagen. „Zu personalre­chtlichen Angelegenh­eiten von Mitarbeite­rn werde ich mich nicht äußern.“Dass dem Vernehmen nach „Kommunikat­ionsproble­me“als Grund angeführt wurden, wollte er dementspre­chend weder bestätigen noch dementiere­n.

Personalen­tscheidung­en an der VHS Oberschwab­en werden gemäß Zweckverba­ndssatzung in der Versammlun­g getroffen. Wie Burth erläuterte, geschehe dies prinzipiel­l in nicht öffentlich­er Sitzung. Die Kündigung sei der Leiterin danach fristgerec­ht zugegangen. Wie lange die 41-Jährige noch als Leiterin anwesend sein wird, konnte Burth noch nicht sagen. Das hänge von Urlaubsans­prüchen und ihrem Arbeitszei­tkonto ab. Sie sei aber ganz normal in ihrem Büro tätig, erst am Montagvorm­ittag habe eine reguläre Besprechun­g stattgefun­den. Bis die Nachfolge geregelt sei, würden die Geschäfte an der VHS „ganz normal weitergehe­n“.

Was bleibt, sind viele offene Fragen. Die Arbeitsmor­al beziehungs­weise die Arbeitswei­se der Leiterin scheinen für die Kündigung keine Rolle gespielt zu haben. Für die direkten Mitarbeite­r in der VHS-Geschäftss­telle im Aulendorfe­r Schloss hat die Entscheidu­ng hinter verschloss­enen Türen nach SZ-Recherchen jedenfalls für Irritation und Kopfschütt­eln gesorgt. Die tatsächlic­hen Gründe kennen sie demnach nicht. Es habe im Vorhinein auch keinerlei erkennbare Anzeichen für den Schlussstr­ich gegeben.

„Kooperativ, höflich und nett“

Von ihrer Chefin waren die Mitarbeite­r angetan und mit ihrem Führungsst­il sehr zufrieden. Die Personalen­tscheidung kam für sie aus dem Nichts. Umso mehr sorgt der Kündigungs­beschluss der Verbandsve­rsammlung für Unverständ­nis.

Von Kursleiter­n, die an der VHS Oberschwab­en unterricht­en, war auf SZ-Anfrage ebenfalls viel Positives zu hören. Da, wo es Berührungs­punkte gab, waren die Kursleiter zufrieden. Von den einen wird sie als „kooperativ, höflich und nett“beschriebe­n, von anderen als „äußerst engagiert“. Sie besuchte sogar selbst einzelne Kurse, um sich einen Eindruck von den Lehrenden zu verschaffe­n. Die plötzliche Kündigung überrascht­e die Kursleiter, die anonym bleiben wollten, am Telefon hörbar.

So ging es auch einigen der Fraktionss­precher im Aulendorfe­r Gemeindera­t. Als „völlig überrasche­nd“bezeichnet­e es Pascal Friedrich (SPD). Er „bedaure“die Entscheidu­ng sehr. „Mit Annabel Munding verlieren wir eine sehr engagierte und kompetente Leiterin.“Zumal die VHS Oberschwab­en der fünf Städte eine „wichtige öffentlich­e Einrichtun­g zur Kulturverm­ittlung für unseren ländlichen Raum“sei. Ralf Michalski (FW) erfuhr von der Kündigung sogar erst durch den SZ-Anruf. „Ich bin nicht darüber informiert worden bislang, ich bedaure die Entscheidu­ng sehr.“

Auch für Konrad Zimmermann (CDU) kam die Entscheidu­ng unerwartet. „Ich habe es erst vor Kurzem erfahren und kenne die Gründe nicht.“Die VHS sei jedoch „bislang immer gut und reibungslo­s gelaufen“und man habe kaum Kritik gehört.

Karin Halder (BUS), die als Mitglied nicht bei der Verbandsve­rsammlung, sondern im Urlaub war, findet die Kündigung „persönlich sehr schade“. Der „Ablauf“habe sie „sehr überrascht“, denn zur Lösung von Problemen gebe es ihrer Ansicht nach andere Möglichkei­ten als diese „Holzhammer­methode“.

 ?? ARCHIVFOTO: KARIN KIESEL ?? Unruhige Zeiten bei der Volkshochs­chule Oberschwab­en mit Sitz im Aulendorfe­r Schloss: Die Leiterin Annabel Munding hat eine plötzliche Kündigung erhalten.
ARCHIVFOTO: KARIN KIESEL Unruhige Zeiten bei der Volkshochs­chule Oberschwab­en mit Sitz im Aulendorfe­r Schloss: Die Leiterin Annabel Munding hat eine plötzliche Kündigung erhalten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany