Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Aulendorf rätselt über Kündigung der VHS-Leiterin
Verbandsversammlung beschließt Trennung von Annabel Munding – Unverständnis bei Mitarbeitern und Kursleitern
AULENDORF - Nicht nur in Aulendorf wird in diesen Tagen über eine brisante Personalie gerätselt: Annabel Munding, Leiterin der VHS Oberschwaben, hat vor Weihnachten völlig überraschend ihre Kündigung erhalten. Über die Gründe kann nur spekuliert werden, denn sämtliche Beteiligte hüllen sich seitdem in Schweigen. Da die Volkshochschule eine bedeutende öffentliche Bildungseinrichtung ist, löst die plötzliche Trennung aus dem Nichts jedoch viele Fragen aus. Fest steht, dass die bei Mitarbeitern, Kursleitern und bei Gemeinderäten beliebte und fachlich anerkannte Leiterin nach einem nicht öffentlichen Beschluss der zuständigen Verbandsversammlung eine fristgerechte Kündigung erhalten hat und bis zu ihrem letzten Arbeitstag weiterhin in ihrem Büro tätig ist.
Bereits seit 2012 leitet Munding erfolgreich die Volkshochschule Oberschwaben, ein Zweckverband der fünf Kommunen Altshausen, Aulendorf, Bad Buchau, Bad Schussenried und Bad Saulgau. Sitz und Geschäftsstelle der VHS Oberschwaben ist in Aulendorf. Die 41-Jährige gilt als extern und intern angesehene und engagierte Leiterin. Die Gründe für die Kündigung bleiben daher schleierhaft. Munding selbst wollte sich auf Nachfrage nicht zum Sachverhalt äußern.
Burth schweigt zu den Gründen
Gefallen ist der Beschluss für die fristgerechte Kündigung im nicht öffentlichen Teil der Versammlung des Zweckverbands VHS Oberschwaben am 19. November. Die Versammlung besteht aus den Bürgermeistern der fünf Kommunen und jeweils zwei weiteren Vertretern der fünf Gemeinderäte – für Aulendorf sind das Karin Halder und Stefanie Dölle. Die Mitglieder der Verbandsversammlung sind zum Stillschweigen bei nicht öffentlichen Themen verpflichtet. Verbandsvorsitzender ist Aulendorfs Bürgermeister Matthias Burth. Auch er wollte nichts zu den Gründen für die Kündigung sagen. „Zu personalrechtlichen Angelegenheiten von Mitarbeitern werde ich mich nicht äußern.“Dass dem Vernehmen nach „Kommunikationsprobleme“als Grund angeführt wurden, wollte er dementsprechend weder bestätigen noch dementieren.
Personalentscheidungen an der VHS Oberschwaben werden gemäß Zweckverbandssatzung in der Versammlung getroffen. Wie Burth erläuterte, geschehe dies prinzipiell in nicht öffentlicher Sitzung. Die Kündigung sei der Leiterin danach fristgerecht zugegangen. Wie lange die 41-Jährige noch als Leiterin anwesend sein wird, konnte Burth noch nicht sagen. Das hänge von Urlaubsansprüchen und ihrem Arbeitszeitkonto ab. Sie sei aber ganz normal in ihrem Büro tätig, erst am Montagvormittag habe eine reguläre Besprechung stattgefunden. Bis die Nachfolge geregelt sei, würden die Geschäfte an der VHS „ganz normal weitergehen“.
Was bleibt, sind viele offene Fragen. Die Arbeitsmoral beziehungsweise die Arbeitsweise der Leiterin scheinen für die Kündigung keine Rolle gespielt zu haben. Für die direkten Mitarbeiter in der VHS-Geschäftsstelle im Aulendorfer Schloss hat die Entscheidung hinter verschlossenen Türen nach SZ-Recherchen jedenfalls für Irritation und Kopfschütteln gesorgt. Die tatsächlichen Gründe kennen sie demnach nicht. Es habe im Vorhinein auch keinerlei erkennbare Anzeichen für den Schlussstrich gegeben.
„Kooperativ, höflich und nett“
Von ihrer Chefin waren die Mitarbeiter angetan und mit ihrem Führungsstil sehr zufrieden. Die Personalentscheidung kam für sie aus dem Nichts. Umso mehr sorgt der Kündigungsbeschluss der Verbandsversammlung für Unverständnis.
Von Kursleitern, die an der VHS Oberschwaben unterrichten, war auf SZ-Anfrage ebenfalls viel Positives zu hören. Da, wo es Berührungspunkte gab, waren die Kursleiter zufrieden. Von den einen wird sie als „kooperativ, höflich und nett“beschrieben, von anderen als „äußerst engagiert“. Sie besuchte sogar selbst einzelne Kurse, um sich einen Eindruck von den Lehrenden zu verschaffen. Die plötzliche Kündigung überraschte die Kursleiter, die anonym bleiben wollten, am Telefon hörbar.
So ging es auch einigen der Fraktionssprecher im Aulendorfer Gemeinderat. Als „völlig überraschend“bezeichnete es Pascal Friedrich (SPD). Er „bedaure“die Entscheidung sehr. „Mit Annabel Munding verlieren wir eine sehr engagierte und kompetente Leiterin.“Zumal die VHS Oberschwaben der fünf Städte eine „wichtige öffentliche Einrichtung zur Kulturvermittlung für unseren ländlichen Raum“sei. Ralf Michalski (FW) erfuhr von der Kündigung sogar erst durch den SZ-Anruf. „Ich bin nicht darüber informiert worden bislang, ich bedaure die Entscheidung sehr.“
Auch für Konrad Zimmermann (CDU) kam die Entscheidung unerwartet. „Ich habe es erst vor Kurzem erfahren und kenne die Gründe nicht.“Die VHS sei jedoch „bislang immer gut und reibungslos gelaufen“und man habe kaum Kritik gehört.
Karin Halder (BUS), die als Mitglied nicht bei der Verbandsversammlung, sondern im Urlaub war, findet die Kündigung „persönlich sehr schade“. Der „Ablauf“habe sie „sehr überrascht“, denn zur Lösung von Problemen gebe es ihrer Ansicht nach andere Möglichkeiten als diese „Holzhammermethode“.