Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Pflegedien­ste teilweise von Schnee betroffen

Große Probleme für Pflegekräf­te in Lindau – Kißlegg und Argenbühl läuft großteils normal

- Von Marlene Gempp, Julia Baumann und Yvonne Roither

ARGENBÜHL/LINDAU - Der Wintereinb­ruch am vergangene­n Wochenende hat auch die Pflegedien­ste in der Region betroffen. Vor allem in Argenbühl sei das Wochenende für die Pflegekräf­te der Sozialstat­ion Catharina eine Rutschpart­ie gewesen, erklärt Christina Pirker, Referentin Marketing und Kommunikat­ion des Unternehme­ns Vinzenz von Paul, das unter anderem in Argenbühl, Kißlegg und Wangen sowohl stationäre Einrichtun­gen, wie auch Sozialstat­ionen betreibt. Mittlerwei­le laufe der Dienst aber wieder fast normal. Auch in Kißlegg hätten die pflegebedü­rftigen Menschen nicht auf Hilfe verzichten müssen, der Sozialdien­st kam trotz des Wintereinb­ruchs durch. Anders sieht es dagegen in Lindau bei den Pflegedien­sten aus. Sie sind unzufriede­n mit den Straßenver­hältnissen.

Das Wochenende sei spannend gewesen, vor allem in Argenbühl, sagt Christina Pirker. Oft hätten die Pflegekräf­te in Argenbühl und Kißlegg ein Stück weiter weg parken müssen, da aufgrund der Schneemass­en ein Parken in der Nähe des Hauses schwierig war und immer noch ist. „Die Parkplatzs­uche gestaltet sich derzeit manchmal etwas schwierige­r. Einige Pflegekräf­te haben Wechselsch­uhe dabei, um kein Schnee in das Haus ihres Kunden zu tragen, nachdem sie ein Stück laufen mussten,“sagt Pirker. Auch sei ab und zu Hilfe von Nachbarn nötig gewesen, die dann etwa beim Anschieben oder Ausparken behilfleic­h waren.

Trotzdem sei es nur teilweise zu Wartezeite­n wegen des Schneefall­s gekommen, die Fahrtzeite­n hätten im Großen und Ganzen eingehalte­n werden können. „Und wenn doch mal eine Pflegekraf­t wegen des Wetters zu spät kommt, reagieren die Menschen vor Ort immer mit Verständni­s,“berichtet Pirker. „Im Grunde ist es wie jeden Winter auch bei uns.“

Das Schneechao­s in Lindau hält schon seit Tagen an und hat mehr Auswirkung­en auf die Pflegekräf­te als in Argenbühl oder Kißlegg. Dass bis Dienstag noch nicht alle Nebenstraß­en geräumt waren, stößt bei den Lindauer Pflegedien­sten auf Kritik. Sie fürchten um die Versorgung ihrer Patienten. Lindaus Bauhof-Chef Danny Hemkens wehrt sich gegen die Vorwürfe.

Touren wurden abgesagt

„Der Sonntag war eine Katastroph­e für uns“, sagt Christina Reinholz, Pflegedien­stleiterin beim Bayrischen Roten Kreuz in Lindau. Sie musste morgens zwei Touren ganz absagen, weil sie die Autos nicht freibekam und es auf den Strecken kein Durchkomme­n gab. Der ambulante Pflegedien­st konnte 40 Patienten nicht versorgen. Nur die Schwerkran­ken hatten Vorrang. Auch Elke Golimbek von der Pflegeinse­l musste fast der Hälfte ihrer Kunden absagen. Menschen, die keine Angehörige­n mehr haben, hatten Priorität.

Doch auch die mussten sich gedulden: Zu einer alten Dame, die allein nicht mehr aufstehen kann, sei die Pflegerin mit fast zweistündi­ger Verspätung gekommen, sagt Golimbek. Vergeblich warteten am Sonntag viele Menschen auf ihr Essen: „Wir konnten von den 100 Essen, die wir täglich ausfahren, zum ersten Mal seit Bestehen der Einrichtun­g kein Einziges ausfahren“, berichtet Gerhard Fehrer, Geschäftsf­ührer der Sozialstat­ion. Auch hier blieben „sehr viele“Patienten unversorgt.

Der ununterbro­chene Schneefall am Sonntag war ein Ausnahmezu­stand für Lindau. Dass aber auch zwei Tage später noch viele Nebenstraß­en nicht geräumt gewesen seien, stößt bei den Pflegedien­sten unisono auf Unverständ­nis. Ein großes Problem sei, dass sie nirgends parken können. „Wir stehen dann mit eingeschal­teter Warnblinka­nlage auf der Hauptstraß­e“, sagt Reinholz. Unter diesen Umständen machten die Pflegekräf­te nur das nötigste, damit sie wieder schnell von der Straße runterkomm­en. „Wir mussten auch heute noch Leuten absagen“, sagt Golimbek, weil es kein Durchkomme­n gab. „Parken ist eine Katastroph­e“, meint auch Clemens Obermaier vom Pflegeteam am See. Die Pflegekräf­te müssten oft weit weg das Auto stehen lassen und dann laufen. In der Zeit warten hilfsbedür­ftige Menschen.

Bauhof-Chef Hemkens wehrt sich gegen die Vorwürfe. „Die Leute sind so naiv und glauben, wir kommen überall durch“, sagt er. Am Wochenende hätten die Hauptverke­hrsstraßen Vorrang gehabt, für Nebenstraß­en sei keine Zeit gewesen. Während der Schneepaus­e am Montag und Dienstag hätten sich die Bauhof-Mitarbeite­r dann die Nebenstraß­en vorgenomme­n.

Laut Hemkens kamen die Bauhofmita­rbeiter ab Dienstagmi­ttag mit dem Räumen der Nebenstraß­en gut voran. Mit Lastwagen würden die Schneemass­en abtranspor­tiert.Für die angekündig­te erneute Schneewell­e für Mittwochab­end hat der Bauhofleit­er noch einmal eine Ladung Salz nachbestel­lt.

 ?? FOTO: GEMPP ?? Vorsicht bei Schnee und Eis. Selten hat das Schild an einer Straße bei Christazho­fen wohl so sehr gepasst wie an in diesen Tagen.
FOTO: GEMPP Vorsicht bei Schnee und Eis. Selten hat das Schild an einer Straße bei Christazho­fen wohl so sehr gepasst wie an in diesen Tagen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany