Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Pflegedienste teilweise von Schnee betroffen
Große Probleme für Pflegekräfte in Lindau – Kißlegg und Argenbühl läuft großteils normal
ARGENBÜHL/LINDAU - Der Wintereinbruch am vergangenen Wochenende hat auch die Pflegedienste in der Region betroffen. Vor allem in Argenbühl sei das Wochenende für die Pflegekräfte der Sozialstation Catharina eine Rutschpartie gewesen, erklärt Christina Pirker, Referentin Marketing und Kommunikation des Unternehmens Vinzenz von Paul, das unter anderem in Argenbühl, Kißlegg und Wangen sowohl stationäre Einrichtungen, wie auch Sozialstationen betreibt. Mittlerweile laufe der Dienst aber wieder fast normal. Auch in Kißlegg hätten die pflegebedürftigen Menschen nicht auf Hilfe verzichten müssen, der Sozialdienst kam trotz des Wintereinbruchs durch. Anders sieht es dagegen in Lindau bei den Pflegediensten aus. Sie sind unzufrieden mit den Straßenverhältnissen.
Das Wochenende sei spannend gewesen, vor allem in Argenbühl, sagt Christina Pirker. Oft hätten die Pflegekräfte in Argenbühl und Kißlegg ein Stück weiter weg parken müssen, da aufgrund der Schneemassen ein Parken in der Nähe des Hauses schwierig war und immer noch ist. „Die Parkplatzsuche gestaltet sich derzeit manchmal etwas schwieriger. Einige Pflegekräfte haben Wechselschuhe dabei, um kein Schnee in das Haus ihres Kunden zu tragen, nachdem sie ein Stück laufen mussten,“sagt Pirker. Auch sei ab und zu Hilfe von Nachbarn nötig gewesen, die dann etwa beim Anschieben oder Ausparken behilfleich waren.
Trotzdem sei es nur teilweise zu Wartezeiten wegen des Schneefalls gekommen, die Fahrtzeiten hätten im Großen und Ganzen eingehalten werden können. „Und wenn doch mal eine Pflegekraft wegen des Wetters zu spät kommt, reagieren die Menschen vor Ort immer mit Verständnis,“berichtet Pirker. „Im Grunde ist es wie jeden Winter auch bei uns.“
Das Schneechaos in Lindau hält schon seit Tagen an und hat mehr Auswirkungen auf die Pflegekräfte als in Argenbühl oder Kißlegg. Dass bis Dienstag noch nicht alle Nebenstraßen geräumt waren, stößt bei den Lindauer Pflegediensten auf Kritik. Sie fürchten um die Versorgung ihrer Patienten. Lindaus Bauhof-Chef Danny Hemkens wehrt sich gegen die Vorwürfe.
Touren wurden abgesagt
„Der Sonntag war eine Katastrophe für uns“, sagt Christina Reinholz, Pflegedienstleiterin beim Bayrischen Roten Kreuz in Lindau. Sie musste morgens zwei Touren ganz absagen, weil sie die Autos nicht freibekam und es auf den Strecken kein Durchkommen gab. Der ambulante Pflegedienst konnte 40 Patienten nicht versorgen. Nur die Schwerkranken hatten Vorrang. Auch Elke Golimbek von der Pflegeinsel musste fast der Hälfte ihrer Kunden absagen. Menschen, die keine Angehörigen mehr haben, hatten Priorität.
Doch auch die mussten sich gedulden: Zu einer alten Dame, die allein nicht mehr aufstehen kann, sei die Pflegerin mit fast zweistündiger Verspätung gekommen, sagt Golimbek. Vergeblich warteten am Sonntag viele Menschen auf ihr Essen: „Wir konnten von den 100 Essen, die wir täglich ausfahren, zum ersten Mal seit Bestehen der Einrichtung kein Einziges ausfahren“, berichtet Gerhard Fehrer, Geschäftsführer der Sozialstation. Auch hier blieben „sehr viele“Patienten unversorgt.
Der ununterbrochene Schneefall am Sonntag war ein Ausnahmezustand für Lindau. Dass aber auch zwei Tage später noch viele Nebenstraßen nicht geräumt gewesen seien, stößt bei den Pflegediensten unisono auf Unverständnis. Ein großes Problem sei, dass sie nirgends parken können. „Wir stehen dann mit eingeschalteter Warnblinkanlage auf der Hauptstraße“, sagt Reinholz. Unter diesen Umständen machten die Pflegekräfte nur das nötigste, damit sie wieder schnell von der Straße runterkommen. „Wir mussten auch heute noch Leuten absagen“, sagt Golimbek, weil es kein Durchkommen gab. „Parken ist eine Katastrophe“, meint auch Clemens Obermaier vom Pflegeteam am See. Die Pflegekräfte müssten oft weit weg das Auto stehen lassen und dann laufen. In der Zeit warten hilfsbedürftige Menschen.
Bauhof-Chef Hemkens wehrt sich gegen die Vorwürfe. „Die Leute sind so naiv und glauben, wir kommen überall durch“, sagt er. Am Wochenende hätten die Hauptverkehrsstraßen Vorrang gehabt, für Nebenstraßen sei keine Zeit gewesen. Während der Schneepause am Montag und Dienstag hätten sich die Bauhof-Mitarbeiter dann die Nebenstraßen vorgenommen.
Laut Hemkens kamen die Bauhofmitarbeiter ab Dienstagmittag mit dem Räumen der Nebenstraßen gut voran. Mit Lastwagen würden die Schneemassen abtransportiert.Für die angekündigte erneute Schneewelle für Mittwochabend hat der Bauhofleiter noch einmal eine Ladung Salz nachbestellt.