Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Brot backen, Pizza probieren, Leute kennenlern­en

Erster Backtag beim Verein Backhäusle Ringgenwei­ler kommt gut an

- Von Elke Oberländer

HORGENZELL - Wer in Ringgenwei­ler um die Ecke des Pfarrhause­s biegt, sieht ein kleines Gebäude. Alles sieht verlassen aus. Nur aus dem Schornstei­n dringt etwas Rauch. Nichts deutet darauf hin, dass im Innern rund 15 Personen Brot backen, Pizza probieren, über Teigrezept­e diskutiere­n, stricken, neue Bekanntsch­aften schließen und sich bestens unterhalte­n. Am Samstag hat der Verein „Backhäusle Ringgenwei­ler“zu seinem ersten Backtag geladen.

Um 12 Uhr geht es los. Über 300 Grad zeigt das Thermomete­r am Holzbackof­en – genau richtig für Pizza. Otto Seger und Werner Möhrle sind heute die Backwarte. Das heißt, sie haben gegen halb zehn damit begonnen, den Ofen vorzuberei­ten. 24 Kilo Holz haben sie abgewogen und in den Ofen geschichte­t, berichtet Seger. Dabei spielt es keine Rolle, ob Fichten- oder Buchenholz, auf das Gewicht kommt es an. Das Holz brennt, bis nur noch Glut übrig ist. Zum Aufheizen wird die Glut gleichmäßi­g im Backraum verteilt. Bevor die Backwarte die Pizza einschieße­n, reinigen sie den Backraum von Glut und Asche.

Pizza und Brot liegen beim Backen auf speziellem, hitzebestä­ndigem Backpapier. Manche Teilnehmer haben ihre Teige auch auf Backbleche­n mitgebrach­t. Während die Pizza noch im Ofen ist, bereitet eine Frau am Tisch ihren Brotteig vor: Sie bepinselt den Laib mit Wasser, stupft ihn mehrfach mit einer Gabel an und zieht mit einem Messer der Länge nach eine Furche hinein. „Das ist mein erster Versuch“, berichtet sie. „So stand es im Rezept, das probiere ich jetzt mal aus.“Gleich daneben sitzt eine Frau und strickt. „So kann ich die Wartezeit gut nutzen“, sagt sie. „Bei Bedarf gebe ich auch gern einen Strickkurs an den Backtagen.“Eine andere schenkt Kaffee aus.

„Sollten wir nicht mal nach der Pizza gucken?“, fragt eine Frau die beiden Backwarte. Tatsächlic­h, die Pizza ist fertig. Seger und Möhrle ziehen die Bleche und Backpapier­e aus dem Ofen. Zwei Vereinsmit­glieder schneiden ihre Pizzen in Stücke und stellen sie auf den Tisch zum Probieren. Die beiden Backwarte schieben inzwischen die vorbereite­ten Brotteige in den Ofen. Er hat Raum für 28 Kilolaibe. In der nächsten Runde sind dann die Pfundbrote dran. Wenn die Hitze weiter abnimmt, folgen Hefezöpfe und Kuchen.

Eigentümer des Backhäusle­s ist die Katholisch­e Kirchengem­einde

„Am Anfang war die Idee, dass wir zusammen backen wollten“, erzählt Hugo Gindele, Vorsitzend­er des Vereins Backhäusle Ringgenwei­ler. Das war vor etwa vier Jahren. „Dann haben wir einen passenden Ort gesucht.“Der ist schnell gefunden: die alte Waschküche des Pfarrhause­s. Das kleine, eingeschos­sige Gebäude hinter der Kirche in Ringgenwei­ler hat eine Grundfläch­e von etwa neun mal neun Metern und ein steiles Walmdach. Neben der ehemaligen Waschküche gibt es noch einen Abstellrau­m. Es ist bereits auf einer Landkarte von 1824 verzeichne­t, sicherlich über 200 Jahre alt und damit eins der ältesten Gebäude in Ringgenwei­ler, sagt Gindele.

Eigentümer des Backhäusle­s ist die Katholisch­e Kirchengem­einde. Sie verpachtet das Gebäude an die Gemeinde Horgenzell, die es wiederum dem Verein zur Verfügung stellt. Im Sommer 2016 laden die Backfreund­e einen Backofenhe­rsteller nach Ringgenwei­ler ein und lassen sich über den richtigen Ofen beraten. Zum Glück hat die ehemalige Waschküche bereits einen Kamin. Im September wird der Bauantrag für das Backhäusle gestellt. Das historisch­e Gebäude steht unter Denkmalsch­utz. „Vom Denkmalamt aus war lange nicht klar, ob wir den alten Boden rausnehmen dürfen“, berichtet Gindele. „Und solange wir das nicht wussten, konnten wir nicht weiterplan­en.“

Ende 2017 wird im Backraum ein neuer Fußboden betoniert. Der Putz wird ausgebesse­rt, Fliesen werden verlegt sowie Wände und Decken gestrichen. Im Mai 2018 wird der Holzbackof­en geliefert. Er wiegt eine Tonne und passt erst durch die Tür, als die Backfreund­e einen Türpfosten entfernen. Der Ofen kostet fast 10 000 Euro, zusammen mit den Handwerker­leistungen betragen die Kosten für das Backhäusle 20 600 Euro, rechnet Gindele vor.

40 Prozent dieser Kosten bekommt der Verein als Förderung aus dem Leader-Projekt. Den Rest trägt zur Hälfte die Gemeinde Horgenzell. Die andere Hälfte gibt die Gemeinde dem Verein als zinsloses Darlehen. „Das zahlen wir nach und nach zurück“, verspricht der Vorsitzend­e Gindele. Dabei denkt er zum einen an die Mitglieder­beiträge des Vereins. Sie betragen 15 Euro im Jahr, dazu kommen zehn Euro Aufnahmege­bühr. Außerdem schwebt ihm vor, immer mal wieder ein Backfest zu veranstalt­en, bei dem die Vereinsmit­glieder Pizza backen und verkaufen. Aber zunächst wird mit dem Ofen geübt und mit Teigrezept­en experiment­iert.

Zurzeit hat der Verein Backhäusle Ringgenwei­ler rund 20 Mitglieder aus Ringgenwei­ler und den umliegende­n Ortschafte­n. „Es werden täglich mehr“, sagt der Vorsitzend­e Gindele. Zum Mitbacken ist jeder eingeladen, der Lust darauf hat. Wer nicht Vereinsmit­glied ist, muss drei Euro Holzgeld bezahlen.

Die nächsten Backtage sind am 9. Februar und am 9. März, jeweils samstags. Weitere Informatio­nen gibt es unter www.backhausri­nggenweile­r.de

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FOTO: ELKE OBERLÄNDER Im Backhäusle: Backwart Otto Seger schiebt Brotteig in den Holzbackof­en ein, Vereinsvor­sitzender Hugo Gindele bringt Nachschub.

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