Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Gauland auch persönlich im Visier des Verfassung­sschutzes

Geheimdien­st sieht „völkisch-nationalis­tische Gesellscha­ftsbilder“– In der AfD wächst Kritik an Junger Alternativ­e

-

BERLIN (AFP) - Das Bundesamt für Verfassung­sschutz (BfV) sieht nach einem Bericht des Berliner „Tagesspieg­el“bei AfD-Chef Alexander Gauland auch persönlich problemati­sche Tendenzen. So bescheinig­e der Inlandsgeh­eimdienst Gauland „völkisch-nationalis­tische Gesellscha­ftsbilder“, berichtete das Blatt am Donnerstag. Der „Tagesspieg­el“berief sich auf das bislang unveröffen­tlichte Gutachten des BfV zur AfD, das der Redaktion vorliege.

Gauland wird darin demnach auch eine „Diffamieru­ng derjenigen, die nicht Bestandtei­l der eigenen, aufgewerte­ten Gruppe sind“, zur Last gelegt. Vorgehalte­n werden dem AfD-Chef zudem Äußerungen in einer Rede im Juni 2016, wonach es die Politik vieler gesellscha­ftlicher Kräfte und der Kirchen sei, „dass dieses Land von der Erde verschwind­et und sozusagen nur noch irgendeine uns fremde Bevölkerun­g hier lebt“.

Außerdem befürworte Gauland „eindeutig eine Abschiebep­olitik, die Migranten Folter, Todesstraf­e oder sonstigen Beeinträch­tigungen der Menschenwü­rde aussetzt“, heiße es in dem Gutachten weiter. Generell habe der AfD-Chef beispielsw­eise in seiner Rede auf dem brandenbur­gischen AfD-Landespart­eitag 2018 „die demokratis­che Ordnung als Ganzes in Frage gestellt, als angebliche­s Unrechtsre­gime gebrandmar­kt und ihr letztlich die Legitimati­on abgesproch­en“.

Das Gutachten ist die Grundlage für die Entscheidu­ng des Verfassung­sschutzes, die AfD insgesamt als sogenannte­n Prüffall einzustufe­n. Dies bedeutet eine verstärkte Beobachtun­g, wenn auch zunächst nicht mit nachrichte­ndienstlic­hen Mitteln, sondern nur durch eine Auswertung öffentlich zugänglich­er Quellen. Die Jugendorga­nisation Junge Alternativ­e (JA) und die rechtsnati­onale Vereinigun­g „Der Flügel“um den Thüringer AfD-Vorsitzend­en Björn Höcke wurden hingegen zu Verdachtsf­ällen erklärt. Das erlaubt eine nachrichte­ndienstlic­he Observatio­n oder die Kooperatio­n mit V-Leuten.

Zu Höcke zitierte das Magazin „Spiegel“aus dem BfV-Gutachten, dieser habe in Äußerungen mehrfach gegen den Grundsatz der Menschenwü­rde verstoßen. So sei in einem von Höcke konzipiert­en Papier von einer „naturgegeb­enen Verschiede­nheit von Völkern“die Rede, die „jedwede Integratio­n unmöglich“mache. Man habe „stark verdichtet­e Anhaltspun­kte“dafür, dass es sich beim „Flügel“um eine „extremisti­sche Bestrebung handelt“, heißt es weiter. Auch die Junge Alternativ­e richte sich „gegen das Demokratie­prinzip“und verbreite „zahlreiche pauschal diffamiere­nde Aussagen über die Regierung und das gesamte politische System“.

In der AfD selbst wächst die Kritik an der JA und an der Vereinigun­g „Der Flügel“. „Ich bin der Meinung, dass der ,Flügel’ und die JA zu einer existenzbe­drohenden Gefahr für die Gesamtpart­ei geworden sind“, sagte der niedersäch­sische Sprecher der gemäßigter­en Gruppierun­g Alternativ­e Mitte, Jens Wilharm.

 ?? FOTO: DPA ?? Alexander Gauland
FOTO: DPA Alexander Gauland

Newspapers in German

Newspapers from Germany