Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Hier ist Berlin!“

Vor 50 Jahren lief die erste „ZDF-Hitparade“– Jubiläumss­how mit Gottschalk und Sondersend­ungen geplant

- Von Jürgen Ruf und Dorit Koch

OFFENBURG/BERLIN (dpa) -50 Jahre ist es her, dass Moderator Dieter Thomas Heck die Fernsehzus­chauer mit den Worten „Hier ist Berlin!“zum ersten Mal zur „ZDF-Hitparade“begrüßte. Am 18. Januar 1969 war es so weit: Heck präsentier­te nach einer zackigen Verbeugung vor den Zuschauern die erste Ausgabe der Sendung. „Wir fahren live“, erklärte Heck dem Publikum, nur Orchester und Chor kämen vom Band. Die „Hitparade“wurde Kult – als der Schlager in voller Blüte stand, war sie der Treffpunkt der Szene. Ihr Gastgeber behielt sein Leben lang den Titel „Mister Hitparade“.

„Es kommt immer der Satz: Ab in die Badewanne, Pyjama an, Heck darfst du noch gucken“, erzählte Heck später, so hätten Fans ihm oft beschriebe­n, wie sie „ihren Moderator“in der Kindheit erlebten. Heck, der im vergangene­n August im Alter von 80 Jahren gestorben ist, moderierte von Beginn an bis Ende 1984. Für 183 Ausgaben stand er für das Format vor der Kamera – mit ihr wurde er als Fernsehmod­erator und Showmaster bekannt. Nachfolger Viktor Worms übernahm von 1985 bis 1989, Uwe Hübner von 1990 bis 2000.

Mit den Wimpern klimpern

„Olala, sie hat rotes Haar“sang Erik Silvester in der ersten Ausgabe, „Mit verbundene­n Augen“Bata Illic und „Du musst mit den Wimpern klimpern“Renate Kern. Karel Gott war mit „Weißt du wohin“dabei, Rex Gildo mit „Dondolo“und Roy Black mit „Ich denk an dich“. Insgesamt 14 Kandidaten traten an – am Ende rief Heck die Zuschauer auf, Postkarten mit dem Namen ihres Hits zu schicken. Die nächste Sendung stand bereits im nächsten Monat an.

Am 16. Dezember 2000 – nach 31 Jahren und 368 Ausgaben – war Schluss für die monatliche Show, die zuletzt samstagabe­nds 18 Uhr lief und vielen Musikern half, sich einem Millionenp­ublikum bekannt zu machen. Zahlreiche Schlagerst­ars wie Kristina Bach, Costa Cordalis, Tony Marshall, Irene Sheer und Jürgen Drews protestier­ten damals gegen das Aus. Der tschechisc­he Sänger Karel Gott sagte, die Einstellun­g der Sendung sei so, als würde die „Tagesschau“abgeschaff­t. Das ZDF blieb bei seiner Entscheidu­ng: Die „Hitparade“habe in den vergangene­n sechs Jahren fast 80 Prozent ihrer Zuschauer verloren, erklärte der Sender damals. Ursache für den Zuschauers­chwund seien nicht der Sendeplatz oder der Moderator, sondern die Tatsache, dass sich in den zurücklieg­enden Jahren die „wirklich erfolgreic­hen deutschen Künstler“dem Wettbewerb einer „Hitparade“entzogen hätten: „Eine ,Hitparade‘ ohne Hits und Stars ist eben nicht mehr die ,Hitparade‘, die die Zuschauer in Erinnerung haben und sehen möchten.“

Der Blick zurück auf die Zeit der „Hitparade“ist auch ein Blick in die damalige musikalisc­he Zeit. Heck, bekennende­r Fan deutschen Schlagers, wollte mit der Fernsehsen­dung diese Musik fördern. Er fremdelte zunächst, als Anfang der 1980er-Jahre Musiker der Neuen Deutschen Welle in seiner Show auftraten. Beim Publikum kamen die neuen Töne an – und Heck gab den guten Gastgeber. Die Interprete­n bemühten sich bei dem musikalisc­hen Wettbewerb um die Gunst der Zuschauer. Die Zahl der Stimmen entschied über Sieg und Niederlage.

Gäste aus mehreren Jahrzehnte­n

Zum Jubiläum der Sendung plant Entertaine­r Thomas Gottschalk mit dem ZDF in Offenburg eine Samstagabe­ndshow zum Thema Schlager. Der 68-Jährige werde die Sendung moderieren, sagte ein ZDF-Sprecher. Er hole Gäste und Musik aus mehreren Jahrzehnte­n in die Show. Gesendet werden soll sie dem Plan zufolge am 27. April, 20.15 Uhr.

„Ich freue mich auf die Sendung, auf Musik und die Gäste“, sagte Gottschalk. Als Musikliebh­aber, der gern unterhalte und im Fernsehen und Radio arbeite, habe er zu dem Thema einen besonderen Bezug. Die „Hitparade“lebe weiter in der Erinnerung. Videos von damals werden regelmäßig im Internet unter anderem bei YouTube angeklickt.

Den Geburtstag „50 Jahre Hitparade“feiert das ZDF auch schon vor der Gottschalk-Show: In der Nacht vom Jubiläumst­ag (18. Januar) zum Samstag zeigt ZDFneo von 0.10 Uhr an bis zum Morgen „Die ZDF-Kultnacht – Das Beste aus der Hitparade“mit Highlights der 1970er- und 1980er-Jahre. Hinzu kommen ein Blick hinter die Kulissen, Szenen skurriler Begebenhei­ten und ein Film über „Mister Hitparade“Heck, der bis heute als das Gesicht der Sendung gilt.

 ?? FOTO: IMAGO ?? In seinem Element: „Mister Hitparade“Dieter Thomas Heck.
FOTO: IMAGO In seinem Element: „Mister Hitparade“Dieter Thomas Heck.

Newspapers in German

Newspapers from Germany