Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Anklage lautet auf zweifachen versuchten Mord
Messerangriff: Verhandlung am Landgericht Ravensburg Ende Februar oder Anfang März
RAVENSBURG - Die Staatsanwaltschaft Ravensburg wirft dem 21 Jahre alten Mann, der am 28. September auf dem Marienplatz mit einem Messer drei Menschen schwer verletzt hatte, zweifachen versuchten Mord sowie in einem Fall versuchten Totschlag vor. Das bestätigte Oberstaatsanwalt Karl-Josef Diehl der „Schwäbischen Zeitung“. Der Termin für die Hauptverhandlung Ende Februar oder Anfang März wird gerade vorbereitet.
In einer Antragsschrift an die Schwurgerichtskammer des Landgerichts Ravensburg hat die Staatsanwaltschaft weiterhin ausgeführt, dass sie nach bisherigen Erkenntnissen davon ausgeht, dass der Beschuldigte psychisch krank ist und zumindest nicht ausgeschlossen werden kann, dass er während der Tat schuldunfähig war. Sie hält den Afghanen zudem aufgrund seiner Krankheit für eine Gefahr für die Allgemeinheit und hat deshalb seine dauerhafte Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus beantragt. Das Sachverständigengutachten ist allerdings noch nicht komplett fertig.
Wie berichtet, hatte der 21 Jahre alte Angreifer, ein Asylbewerber aus Afghanistan, am späten Nachmittag des 28. September, einem Freitag, am nördlichen Marienplatz zunächst unvermittelt auf zwei junge Syrer eingestochen und einen von beiden dabei lebensgefährlich verletzt. Danach hatte sich vor der Gaststätte „Engel“dem Mann ein 52 Jahre alter Tourist aus Hessen in den Weg gestellt. Auch er wurde dabei schwer verletzt. Die Festnahme des 21-Jährigen gelang schließlich auch mithilfe des Ravensburger Oberbürgermeisters Daniel Rapp, der ihn überreden konnte, das Messer wegzulegen.
Zwei junge Leute, die sich in der Flüchtlingsunterkunft um den Mann gekümmert hatten, berichteten von mehreren Vorfällen, bei denen er schon zuvor aggressiv gegen sich und andere geworden war. Immer dann, wenn er seine Medikamente nicht regelmäßig genommen habe, habe er Stimmen gehört und überall Feinde gesehen. An diesem Nachmittag im September wollte er offenbar einen Streit mit einem Arbeitskollegen in der Innenstadt austragen.
Dank mehrerer couragierter Helfer, die später auch mit dem Zivilcouragepreis geehrt wurden, waren bei der Messerattacke auf dem Marienplatz nicht noch mehr Opfer zu beklagen. Rechte Kreise hatten danach versucht, die Tat zu instrumentalisieren. Ein breites Bündnis hatte sich bei einer Demonstration aber Hetze und rechter Gewalt entgegengestellt.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Beschuldigten konkret in zwei Fällen versuchten Mord in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung sowie in einem Fall versuchten Totschlags, in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vor. In der Antragsschrift werden über 60 Zeugen und Sachverständige aufgeführt. Auch die Aussagen des Beschuldigten liegen vor, weiterhin mehrere Beweismittel. Oberstaatsanwalt KarlJosef Diehl: „Dadurch konnten wir den Tathergang und auch die persönlichen Umstände des Mannes durchaus umfassend aufklären.“
Weil der Messerangriff für die beiden jungen Syrer, die der Beschuldigte zunächst attackierte, völlig überraschend, ohne jegliche Vorwarnung kam, geht die Staatsanwaltschaft hier von dem Mordmerkmal der Heimtücke aus. „Daher auch versuchter Mord“, so Karl-Josef Diehl. Bei dem Touristen aus Hessen sei die Situation etwas anders, da dieser sich offen dem Beschuldigten und der bedrohlichen Situation entgegenstellte. Bei dem Angriff auf ihn geht die Staatsanwaltschaft von versuchtem Totschlag aus.
Der Beschuldigte ist laut Diehl weiterhin in der geschlossenen Abteilung eines psychiatrischen Krankenhauses untergebracht.