Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Handwerk benötigt Fachkräfte aus dem Ausland
Handwerkskammer Ulm unterstützt 2018 in mehr als 200 Beratungen
RAVENSBURG (sz) - Ausländische Fachkräfte finden zunehmend den Weg in die Handwerksbetriebe der Region. Nach Angaben der Handwerkskammer Ulm, die auch für Ravensburg zuständig ist, kamen im vergangenen Jahr 200 ausländische Fachkräfte auf die Handwerkskammer zu und haben sich beraten lassen, ob ihr ausländischer Abschluss in Deutschland mit dem Gesellenoder sogar Meisterbrief vergleichbar ist oder welche Nachqualifikationen notwendig sind.
Das seit 2012 bestehende „Anerkennungsgesetz“überprüft im Ausland erworbene Berufsqualifikationen auf Anerkennung in Deutschland. Auch für das Handwerk spielt es eine entscheidende Rolle bei der Fachkräftesicherung und Integration. Ausländische Fachkräfte haben die Möglichkeit, sich mit ihrem erlernten Beruf und der Anerkennung ihres ausländischen Berufsabschlusses in das Wirtschaftssystem und in den Arbeitsmarkt in Deutschland zu integrieren. Die Handwerkskammer berät die Fachkräfte, ob die jeweilige Qualifikation für eine Handwerksausübung ausreicht oder eine Nachqualifizierung erforderlich ist, und bringt so neue Fachkräfte mit den suchenden Handwerksbetrieben zusammen. Auf Gesellenebene gab es 145 Beratungen, 62 auf Meisterebene. 38 Menschen haben einen Antrag zur Anerkennung ihres Abschlusses eingereicht. Alle 38 haben eine mit dem deutschen Gesellen- oder Meisterabschluss volle oder teilweise vergleichbare Qualifikation in ihrer ausländischen Heimat erreicht – die bislang höchste Zahl der vergangenen Jahre. Mehlich: „Wir müssen dabei den Balanceakt machen zwischen Fachkräftebedarf und gleichzeitiger Qualitätssicherung. Unsere duale Ausbildung ist wertig und anspruchsvoll – ja, aber damit sichern wir die Qualität der Handwerker-Leistungen für den Kunden.“Im Bedarfsfall besteht für die Bewerber die Möglichkeit, sich nachzuqualifizieren, um die Lücke zwischen Bedarf und IST-Qualifikation für die Betriebe zu reduzieren. Mehlich: „Fachkräfte mit guten Qualifikationen aus dem Ausland sind uns willkommen und werden gebraucht.“Mit der sogenannten Gleichwertigkeitsfeststellung wird transparent, welche Fähigkeiten die Menschen mitbringen. Anhand dieser Feststellung beurteilen die Fachleute der Handwerkskammer, für welche Arbeit die Betriebe die Fachkraft aus dem Ausland einsetzen können. „Wir kümmern uns um die ‚Papierarbeit‘, damit unsere Handwerker weiterarbeiten können und gleichzeitig der Personalbedarf ein Stück weit gedeckt wird. Das ist eine Win-winSituation für die Handwerksbetriebe und die suchenden ausländischen Mitarbeiter“, so Mehlich. Der Bedarf vieler Handwerksbetriebe müsse auch in Hinblick auf das Zuwanderungsgesetz berücksichtigt werden. Die Handwerkskammer ist eigenen Angaben zufolge Dienstleister und Ansprechpartner für über 19 000 Handwerksbetriebe mit mehr als 120 000 Beschäftigten und rund 8000 Auszubildenden in den Landkreisen Ostalb, Heidenheim, Alb-Donau, Biberach, Ravensburg, Bodensee und den Stadtkreis Ulm.
Die Mitgliedsbetriebe zwischen Jagst und Bodensee generieren einen Umsatz von rund 14,5 Milliarden Euro. Zentrale Aufgabe der Handwerkskammer Ulm ist es, die Interessen der regionalen Handwerksbetriebe auf allen Ebenen der Politik und in der Öffentlichkeit zu vertreten. Zu den Aufgabenschwerpunkten gehören neben Ausbildung, Prüfungswesen und Führen der Handwerksrolle auch berufliche Bildungsangebote, Nachwuchswerbung, vielfältige Beratungsleistungen für Betriebsinhaber und vieles mehr.