Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Weingartener nun ein Gesicht der Razorbacks
Günter Staud ist neuer Vorsitzender des Freundeskreises des Ravensburger Football-Teams
WEINGARTEN - Auf den ersten Blick kommt es dann doch ein wenig überraschend. Günter Staud, eines der Gesichter Weingartens, ist neuer Vorsitzender des Fördervereins der Ravensburg Razorbacks. 38 Jahre war er bei der Stadt Weingarten beschäftigt, bevor er Ende 2017 in den Ruhestand ging. Und genau dieser ermöglicht ihm nun, sich stärker ehrenamtlich zu engagieren. Dass es nun gerade ein Ravensburger Sportverein geworden ist, ist für Staud überhaupt kein Problem. Im Gegenteil. „Ich fühle mich als Schussentaler“, sagt er. Und genau das ist auch eines der Ziele des komplett neuen Vorstandes: das abgrenzende Städtedenken im Schussental überwinden, um einen Beitrag zu leisten, dass die Razorbacks in absehbarer Zeit in der 1. Liga, der German Football League (GFL), spielen.
Fasziniert vom vielen Trubel
Doch dabei ist es Staud wichtig zu betonen, dass man selbstverständlich nicht ins operative Geschäft einsteigen werde. Allerdings werde man sich mit den Hauptverantwortlichen der Razorbacks regelmäßig austauschen und absprechen. Denn genau so sei er auch zu den Razorbacks gekommen. Als er 2016 zum ersten Mal ein Spiel der Razorbacks sah, sei er direkt fasziniert von dem vielen Trubel im Weingartener Lindenhofstadion gewesen. 2000 Zuschauer, die ordentlich Party gemacht und eine angenehm ausgelassene Stimmung verbreitetet hätten. „Da habe ich aber auch gemerkt, dass es ein wenig an der Organisation fehlt“, erinnert sich Staud. Und als er 2018 dann gefragt wurde, ob er die Nachfolge von Sebastian Trabold antreten wolle, war klar: „Das mache ich nur, wenn ich es richtig mache und wenn ich eine gute Mannschaft habe.“
Und die hatte er mit seinem Stellvertreter Andreas Walk und Schatzmeister Matthias Scheftschik auch alsbald gefunden, sodass die drei im Dezember 2018 zum neuen Vorstand des Fördervereins gewählt wurden. Dabei haben sie schon ganz konkrete Ziele vor Augen. So soll die Mitgliederzahl von aktuell 18 bis Ende des Jahres auf etwa 300 gesteigert werden. Das sei sogar noch zurückhaltend geplant, erklärt Staud und unterstreicht damit: Wenn er etwas anpackt, dann macht er es richtig. Außerdem will der neue Vorstand neue Sponsoren finden, die sich bei den Razorbacks engagieren.
Da Staud selbst aufgrund seiner jahrelangen Tätigkeit als Wirtschaftsförderer der Stadt Weingarten im Mittleren Schussental bestens vernetzt ist und Andreas Walk in und um Pfullendorf wohl ähnlich gute Kontakte besitzt, scheint das nur eine Frage der Zeit. Eben diese sollen dann bei den Heimspielen auch im VIP-Bereich persönlich betreut werden. Klares Ziel dabei: „Wir wollen mithelfen, die Mittel zu beschaffen, um die 1. Liga zu ermöglichen“, sagt Staud, der selbst nie Football gespielt hat. „Ich bin leistungsmäßig geschwommen. Da war nichts mit Football. Aber das wäre sicher ein toller Sport gewesen.“
Denn neben der Attraktivität des Spiels ist Staud besonders von der Disziplin und Taktik sowie der ehrlichen Art und Weise beeindruckt. „Da gibt es kein Gemaule, und es können auch Schwergewichte mitmachen, die sonst vielleicht keinen Sport machen würden“, sagt Staud, der aber auch an anderer Stelle gedankliche Hürden überwinden will. Für ihn gibt es im Sport keine Städtegrenzen. Daher ist es für ihn auch überhaupt kein Problem, dass ein Ravensburger Verein in Weingarten spielt. „Wir müssen das Schussental als Sportregion sehen, um den Sport auf ein anderes Niveau zu heben“, sagt Staud, der gebürtige Ravensburger, der 38 Jahre für die Stadt Weingarten gearbeitet hat und in Baienfurt lebt.
„Gesamtpaket hat gepasst“
Dass das aber gar nicht so einfach ist, weiß er auch. „Das wird immer kritisch beäugt. Wer frisst wen? Die Angst vor den Großen. Der Versuch der Eingemeindung Weingartens nach Ravensburg ist eben doch noch nicht so weit weg“, sagt der Pensionär, der sich auf seine neue Aufgabe freut. Schließlich sei er dem Ehrenamt während seiner beruflichen Laufbahn häufig begegnet, habe aufgrund der Arbeitsbelastung aber kaum Zeit gehabt, sich selber zu engagieren. Daher will er das nun nachholen. „Für mich war das Netzwerken und der Kontakt zu den Menschen schon immer wichtig. Dazu noch die Show im Stadion und die vielen Familien. Da hat einfach das Gesamtpaket gepasst“, sagt Staud.