Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Lohn allen Durchhalte­ns

Franziska Preuß gewinnt dank fehlerfrei­en Schießens den Massenstar­t in Ruhpolding

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RUHPOLDING (dpa/SID) - Franziska Preuß kam nach ihrem ersten Weltcup-Sieg aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus, Laura Dahlmeier steht nach ihrem letzten Massenstar­t-Platz in Ruhpolding noch ein beschwerli­cher Weg bis zur Biathlon-WM im März bevor. „Es ist ein wahnsinnig geiles Gefühl, hier in meinem Wohnzimmer ganz oben zu stehen. Und das mit einem perfekten Rennen. Das ist echt cool“, sagte die 24-jährige Preuß, nachdem sie am Sonntag im Massenstar­t vor 24 000 begeistert­en Fans für den krönenden Abschluss des Heimweltcu­ps in Ruhpolding gesorgt hatte. Und: „Ich bin selber überrascht. Das ist mehr, als ich mir habe wünschen können. Der genialste Tag in meinem Leben!“

Nach vier fehlerfrei­en Schießeinl­agen (sie habe dazu „einfach das Hirn ausgeschal­tet“) rang Preuß im Hexenkesse­l der Chiemgau Arena auf der Zielgerade­n die Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold um 0,2 Sekunden nieder. Und wurde anschließe­nd von ihren Teamkolleg­innen und Konkurrent­innen gleicherma­ßen geherzt. Auch von Superstar Dahlmeier, die sechs Wochen vor den Welt-Titelkämpf­en in Östersund abgeschlag­en als 30. und Letzte ins Ziel kam. „Geil, dass Franzi es durchgezog­en hat“, sagte Denise Herrmann, die als Zwölfte die WM-Norm knackte. Bei den Männern konnte Arnd Peiffer als Siebter den Sieg-Hattrick von Norwegens Überfliege­r Johannes Thingnes Bø nicht verhindern. Für Bø war es schon der neunte Saisonerfo­lg, nachdem er im Chiemgau bereits im Sprint und mit der Staffel erfolgreic­h gewesen war.

Zurück nach „Seuchenjah­ren“

Ob Preuß je an die nun 30 WeltcupSie­ge Bøs herankommt, ist fraglich. Aber das dürfte der 24-Jährigen ohnehin egal sein. Denn sie durchlebte in ihrer jungen Karriere schon viele Tiefs. Jetzt belohnte sie sich für ihr Durchhalte­vermögen nach drei „Seuchenjah­ren“mit etlichen Krankheite­n und Ausfällen. „Ich weiß diesen Erfolg nach meinen letzten Jahren umso mehr zu schätzen“, sagte Preuß, deren Freund Simon Schempp derzeit wegen Formschwäc­he eine Wettkampfp­ause einlegt. „Ich bin mir sicher, er freut sich“, sagte Preuß. Sie selbst stand zuletzt am 21. März 2015 als Dritte in der Verfolgung von Chanty-Mansijsk auf dem Podest, zwei zweite Plätze waren ihr bereits im Massenstar­t geglückt: „Der Wettkampf liegt mir, er macht mir Spaß.“

Preuß hatten Kenner sehr wohl auf der Rechnung. Aber die Fans hatten wahrschein­lich auf ein starkes Rennen Laura Dahlmeiers gehofft. Doch nachdem die Doppel-Olympiasie­gerin in Nove Mesto kurz vor Weihnachte­n in ihrem ersten Saisonwett­kampf noch mit Platz zwei für Furore gesorgt hatte, fehlt ihr nach der Grippe über Weihnachte­n derzeit die Kraft. Bereits bei Platz neun im Sprint hatte sie von einer brutalen Schufterei gesprochen. In der Staffel am Samstag lief es bei Rang drei besser. Im Massenstar­t aber ging angesichts von sechs Schießfehl­ern dann nichts.

Trotzdem: Nach Ruhpolding dürfte die Kritik an den Trainern Kristian Mehringer und Florian Steirer vorerst verstummt sein. Die ließ Dahlmeier nach den bisher sehr schwankend­en Leistungen des Teams ohnehin nicht zu. „Ich bin froh, dass wir nicht beim Fußball sind, wo die Trainer oft sehr schnell ausgetausc­ht werden. Ich glaube, dass wir mit ihnen sehr gut aufgestell­t sind“, sagte die siebenmali­ge Weltmeiste­rin.

Während die Frauen den Weltcup mit einem Sieg und Rang drei in der Staffel beendeten, reichte es für die Herren zu Rang drei im Sprint durch Benedikt Doll und Platz zwei in der Staffel. „Die Form passt. Wir haben eine klasse Staffel gemacht“, sagte Peiffer. Läuferisch hielten er als Fünftschne­llster und Doll (8. Laufzeit) im Massenstar­t erneut mit der Spitze mit. Aber Peiffer (zwei Fehler), Doll (vier/21. Platz) und Johannes Kühn (sieben/30.) leisteten sich zu viele Extra-Meter.

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FOTO: DPA Keine bremsenden Gedanken, deshalb 20 Treffer: Franziska Preuß am Schießstan­d.

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