Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Fachkräftemangel bremst Carthago
Wachstumsstory des Reisemobilbauers soll dennoch fortgeschrieben werden
AULENDORF - Der Reisemobilbauer Carthago plant im aktuellen Wirtschaftsjahr 2018/19 (31. Juli) mit weiterem Wachstum, wird jedoch vom Fachkräftemangel gebremst. Das äußerte das Management des Familienunternehmens mit Sitz in Aulendorf (Kreis Ravensburg) im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. „Der Fachkräftemangel an unseren beiden Standorten in Aulendorf und im slowenischen Odranci, das kann man so sagen, bremst unser Wachstum“, erklärte Markus Kern, Vorstand der Karl-Heinz Schuler Familienstiftung.
In den vergangenen Jahren legte der Reisemobilbauer – nach eigenen Aussagen Marktführer im Premiumsegment – beim Umsatz jeweils mit zweistelligen Wachstumsraten zu. Im laufenden Wirtschaftsjahr peilen die Aulendorfer Erlöse von 360 Millionen Euro an – ein Plus von knapp sechs Prozent gegenüber den 340 Millionen Euro vom vergangenen Wirtschaftsjahr. 5500 Fahrzeuge der Marken Carthago und Malibu sollen die Werkshallen verlassen, nachdem es 2017/18 rund 5250 Fahrzeuge waren. „Die Wachstumsraten kippen vom zweistelligen in den einstelligen Bereich, allerdings auf einem hohen absoluten Umsatzniveau“, so Kern. Zahlen zum Gewinn nennt Carthago traditionell nicht, doch sei die Ertragslage Kern zufolge „sehr zufriedenstellend“.
Wie Finanz- und Personalchef Johannes Stumpp sagte, hätte Carthago rund 60 offene Stellen in Aulendorf und in Odranci nicht besetzen können. Aktuell beschäftigt das Unternehmen 1400 Mitarbeiter, 570 davon in Aulendorf.
Wachstum um jeden Preis, das machten sowohl Kern und Stumpp als auch Geschäftsführer Bernd
Wuschak deutlich, sei Carthagos Ziel jedoch nicht. Man wolle wie in der Vergangenheit aus eigener Kraft zulegen – und könne das auch, weil das Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote von 70 Prozent finanziell sehr solide dastehe. Kern betonte
noch einmal die Eigenständigkeit Carthagos, die mit der Überführung des Unternehmens in eine Familienstiftung vor gut vier Jahren auch gesellschaftsrechtlich abgesichert wurde. Der Konsolidierungsprozess in der Branche, der mit der Übernahme der Erwin-Hymer-Gruppe durch Thor einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat, kümmere Carthago hingegen nicht.
Rückenwind bekommt das Unternehmen, das in diesem Jahr sein 40jähriges Bestehen feiert, von der nach wie vor robusten Branchenkonjunktur. Nach Zahlen des Branchenverbands CIV sind die Neuzulassungen von Freizeitfahrzeugen (Reisemobile und Caravans) 2018 um mehr als zwölf Prozent auf über 71 000 gestiegen. Und auch für 2019 sind die Aussichten positiv.
Bernd Wuschak kann dieses Szenario nach dem Messeauftritt des Unternehmens im Januar in Stuttgart bestätigen: „Mit den Auftragseingängen sind wir in allen drei Bereichen sehr zufrieden.“Sowohl bei Carthago und Malibu Reisemobilen als auch bei Malibu Vans lagen die Messebestellungen auf der CMT um zehn Prozent über denen von 2018.