Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Sorgen um die Zukunft dämpfen Euphorie

Thema Ressourcen­verbrauch beschäftig­t den Gemeindera­t über alle Fraktionen hinweg

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RAVENSBURG (vin/len) - Das gab’s bislang nur selten: Der Gemeindera­t hat am Montagaben­d den Etat für 2019 ohne eine Gegenstimm­e oder Enthaltung verabschie­det. Wenngleich die Stadt derzeit finanziell gut dasteht, äußerten einige Politiker aber auch Sorgen um die Zukunft.

Lob sprachen viele Fraktionss­precher Oberbürger­meister Daniel Rapp für sein Krisenmana­gement im WGV-Rechtsstre­it mit der Stadt Stuttgart aus. Mit diesem Haushalt sei die Abwicklung endgültig abgeschlos­sen, freute sich etwa August Schuler (CDU). Dank sprudelnde­r Steuereinn­ahmen geht es Ravensburg momentan noch gut. „Sollte sich die Konjunktur jedoch abschwäche­n oder gar ins Stottern geraten, sind wir schnell wieder bei schwierige­n wirtschaft­lichen Verhältnis­sen angelangt“, warnte Ulrich Höflacher (BfR). Die Gesamtschu­lden der Stadt (inklusive der drei Eigenbetri­ebe Stadtwerke, Bauhof und Entwässeru­ng) werden bis Jahresende noch einmal steigen: von 85,4 auf 89,4 Millionen Euro.

Dem steht zwar theoretisc­h ein Vermögen von 500 Millionen Euro gegenüber, das ist nach Worten Höflachers aber letztendli­ch „totes Kapital“. Schließlic­h könne man kaum die Gartenstra­ße oder den Hauptfried­hof verkaufen, wenn es finanziell eng wird Die eigentlich entscheide­nde Größe sei daher die Liquididtä­t. Und die sinke von 21 Millionen Euro im Jahr 2019 auf 13,5 Millionen Euro 2022.

Ein Themenkomp­lex kam in allen Haushaltsr­eden in verschiede­nen Variatione­n zur Sprache: Klimaschut­z und Ressourcen­verbrauch. Ravensburg­er Schüler hatten das Thema kürzlich auch auf die Straße gebracht. „Sie konfrontie­ren uns damit, dass viel zu wenig für den Klimaschut­z getan wurde und dass sie nicht mehr bereit sind, die Zerstörung ihrer Lebensgrun­dlage hinzunehme­n“, sagte Grünen-Fraktionsv­orsitzende Maria Weithmann. Für die Freien Wähler ist das Engagement der Jugendlich­en ein gutes Zeichen für die Stadt.

Die Forderunge­n in den Haushaltsr­eden bezogen sich auf möglichst geringen Flächenver­brauch (Grüne), Schutz alter Bäume bei Bauvorhabe­n (Bürger für Ravensburg) und Veränderun­gen beim Verkehr. Die Unabhängig­e Liste will Autofahrer fürs Parken in Ravensburg an noch mehr Stellen zur Kasse bitten und damit den Öffentlich­en Nahverkehr (ÖPNV) subvention­ieren. Busse müssten in kürzeren Abständen fahren, damit mehr Leute vom Auto auf den ÖPNV umsteigen, so die SPD. Die CDU forderte eine bessere Vernetzung verschiede­ner Mobilitäts­formen. Und sogar die FDP machte sich dafür stark, dass es mehr sichere Radwege brauche – der neue Fahrradstr­eifen am Frauentor sei allenfalls für suizidgefä­hrdete Radfahrer geeignet.

In diesem Geist geht die Amtszeit der Stadträte bald zu Ende. Am 26. Mai wird ein neuer Gemeindera­t gewählt – Schwerpunk­tsetzung ungewiss.

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FOTOS: ELKE OBSER Seltenheit: Der Ravensburg­er Gemeindera­t verabschie­dete den Etat einstimmig.

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