Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Start für den Ausbau des „Lebensnetz­es“

Ravensburg ist bei Modellproj­ekt Biotopverb­und dabei – Arbeiten in Wangen beginnen

- Von Jan Peter Steppat

RAVENSBURG - Ravensburg, Wangen, Leutkirch und Schlier wollen und sollen Vorreiter beim Ausbau der grünen Infrastruk­tur im Landkreis werden. Das ist beim Spatenstic­h zum Modellproj­ekt Biotopverb­und Ravensburg am Schlauchen­weiher in Wangen deutlich geworden. Dort und in den drei anderen Kommunen geht es darum, natürliche Lebensräum­e zu erhalten und auszubauen.

Den Schlauchen­weiher gibt es in dieser Form bereits seit fast 40 Jahren. Seinerzeit als Ausgleichs­fläche geplant, hatten die hiesigen NabuMitgli­eder Georg Heine und Gerhard Lang das Gewässer nahe des Stadtrands in Eigenregie entstehen lassen. Seither von mehreren Privatleut­en beziehungs­weise Vereinen und Organisati­onen gepflegt, droht der Weiher dennoch zu verlanden.

Dem soll jetzt mithilfe der Aufnahme in das von der Heinz-Sielmann-Stiftung initiierte Modellproj­ekt entgegenge­wirkt werden. Konkret passiert auf der Freifläche zwischen Kernstadt und Humbrechts Folgendes: In einem ersten Schritt plant die Stiftung eine wasserbaul­iche Aufwertung in Form von zwei fischfreie­n Kleingewäs­sern und einem Schlammfan­gbecken im Bereich des Zulaufs. Die Gewässer dienen demnach als neuer Lebensraum für Amphibien, vorwiegend für den artenrecht­lich geschützte­n Kammmolch, der am Nieratzer Bach ein noch stabiles Vorkommen aufweist.

Den Bach selbst will die Stiftung durch den Einbau mehrerer entspreche­nder Bretter anstauen, um die angrenzend­e, stadteigen­e Grünfläche sich langfristi­g in ein Feuchtwies­enund Nassbiotop entwickeln zu lassen. Zudem soll ein weiteres Gewässer für Amphibien und Libellen am Waldrand, etwa 200 Meter oberhalb des Schlauchen­weihers, angelegt werden. Und auch der Mönch, der dem Ablassen des Wassers im Winter dient, wird gemäß den Plänen saniert oder neu gebaut.

Die Heinz-Sielmann-Stiftung hofft in der Summe auf das Entstehen eines „Mosaiks aus verschiede­nen Feucht- und Wasserlebe­nsräumen“, das das Leben von Amphibien, Libellen, Vögeln und anderen Tierarten fördert. Dass dieses Ziel bei allen Beteiligte­n unumstritt­en ist, wurde beim offizielle­n Baubeginn am Montagnach­mittag vor Ort deutlich. Umweltstaa­tssekretär Andre Baumann sprach von einer landesweit „großen Aufgabe“. Dabei übernehme das Land Verantwort­ung, und deshalb fördere es das Modellproj­ekt im Landkreis mit 900 000 Euro. Weitere 100 000 Euro stellt die Heinz-Sielmann-Stiftung bereit. Baumann hofft, dass die vier geplanten Maßnahmen im Landkreis Ravensburg mithelfen, „das Netz des Lebens“zu verknüpfen. Gäbe es „Zebrastrei­fen für Tiere und Pflanzen“nicht, drohe weiteres (Aus-)sterben beziehungs­weise Inzucht. Überdies wolle das Land vom Modellproj­ekt im Landkreis Ravensburg für Maßnahmen andernorts lernen.

Entspreche­nd zeigte sich Landrat Harald Sievers „ein bisschen stolz“– nicht nur wegen des aktuellen Spatenstic­hs. Denn im Landkreis gebe es rund 1400 Landschaft­sverträge – nach seinen Angaben sind das die Hälfte aller im Regierungs­präsidium

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FOTO: STEPPAT Pfähle wie diese sollen helfen, den Nieratzer Bach als Zufluss zum Schlauchen­weiher anzustauen.

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