Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Start für den Ausbau des „Lebensnetzes“
Ravensburg ist bei Modellprojekt Biotopverbund dabei – Arbeiten in Wangen beginnen
RAVENSBURG - Ravensburg, Wangen, Leutkirch und Schlier wollen und sollen Vorreiter beim Ausbau der grünen Infrastruktur im Landkreis werden. Das ist beim Spatenstich zum Modellprojekt Biotopverbund Ravensburg am Schlauchenweiher in Wangen deutlich geworden. Dort und in den drei anderen Kommunen geht es darum, natürliche Lebensräume zu erhalten und auszubauen.
Den Schlauchenweiher gibt es in dieser Form bereits seit fast 40 Jahren. Seinerzeit als Ausgleichsfläche geplant, hatten die hiesigen NabuMitglieder Georg Heine und Gerhard Lang das Gewässer nahe des Stadtrands in Eigenregie entstehen lassen. Seither von mehreren Privatleuten beziehungsweise Vereinen und Organisationen gepflegt, droht der Weiher dennoch zu verlanden.
Dem soll jetzt mithilfe der Aufnahme in das von der Heinz-Sielmann-Stiftung initiierte Modellprojekt entgegengewirkt werden. Konkret passiert auf der Freifläche zwischen Kernstadt und Humbrechts Folgendes: In einem ersten Schritt plant die Stiftung eine wasserbauliche Aufwertung in Form von zwei fischfreien Kleingewässern und einem Schlammfangbecken im Bereich des Zulaufs. Die Gewässer dienen demnach als neuer Lebensraum für Amphibien, vorwiegend für den artenrechtlich geschützten Kammmolch, der am Nieratzer Bach ein noch stabiles Vorkommen aufweist.
Den Bach selbst will die Stiftung durch den Einbau mehrerer entsprechender Bretter anstauen, um die angrenzende, stadteigene Grünfläche sich langfristig in ein Feuchtwiesenund Nassbiotop entwickeln zu lassen. Zudem soll ein weiteres Gewässer für Amphibien und Libellen am Waldrand, etwa 200 Meter oberhalb des Schlauchenweihers, angelegt werden. Und auch der Mönch, der dem Ablassen des Wassers im Winter dient, wird gemäß den Plänen saniert oder neu gebaut.
Die Heinz-Sielmann-Stiftung hofft in der Summe auf das Entstehen eines „Mosaiks aus verschiedenen Feucht- und Wasserlebensräumen“, das das Leben von Amphibien, Libellen, Vögeln und anderen Tierarten fördert. Dass dieses Ziel bei allen Beteiligten unumstritten ist, wurde beim offiziellen Baubeginn am Montagnachmittag vor Ort deutlich. Umweltstaatssekretär Andre Baumann sprach von einer landesweit „großen Aufgabe“. Dabei übernehme das Land Verantwortung, und deshalb fördere es das Modellprojekt im Landkreis mit 900 000 Euro. Weitere 100 000 Euro stellt die Heinz-Sielmann-Stiftung bereit. Baumann hofft, dass die vier geplanten Maßnahmen im Landkreis Ravensburg mithelfen, „das Netz des Lebens“zu verknüpfen. Gäbe es „Zebrastreifen für Tiere und Pflanzen“nicht, drohe weiteres (Aus-)sterben beziehungsweise Inzucht. Überdies wolle das Land vom Modellprojekt im Landkreis Ravensburg für Maßnahmen andernorts lernen.
Entsprechend zeigte sich Landrat Harald Sievers „ein bisschen stolz“– nicht nur wegen des aktuellen Spatenstichs. Denn im Landkreis gebe es rund 1400 Landschaftsverträge – nach seinen Angaben sind das die Hälfte aller im Regierungspräsidium