Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kritik an aktuellen Schulbauplänen
Gesamtelternbeirat fordert moderne Architektur für die Grundschule, getrennte Schulhöfe und eine klare Positionierung für das Gymnasium
WEINGARTEN - Noch sieht die neue Talschule auf den Plänen aus wie ein großes L. Es ist ein sogenannter Flurbau, das heißt auf einem langen Gang gehen rechts und links Türen ab, die in Räume führen. „Das kann so natürlich nicht bleiben“, sagt Carola Brenner, Vorsitzende des Gesamtelternbeirats der Weingartener Schulen. „Wir brauchen eine moderne Architektur für unsere Schüler. So darf die Schule nicht aussehen.“
Kompromiss eingegangen
Auch wenn es sich dabei nur um eine Planzeichnung handelt, in der noch nichts in Stein gemeißelt und genehmigt ist, zeigt der Gesamtelternbeirat, dass er bei der weiteren Entwicklung ein gehöriges Wörtchen mitreden möchte. Einen Kompromiss sind sie bereits eingegangen. Die Werkrealschule und die Grundschule werden künftig an zwei verschiedenen Standorten sein. Denn die Werkrealschule wird künftig auf dem Gelände der Realschule und des Gymnasiums angesiedelt sein. „Das ist sehr schade“, sagt Brenner. „Die Grundschule und die Werkrealschule sind gut zusammengewachsen. Wir hätten sie gerne am selben Standort gehabt.“Doch weiß auch Brenner, dass es für die Trennung gute Gründe gibt. „Die Synergie-Effekte bei der Nutzung von Fachräumen am neuen Standort sind einfach da.“Doch es ist nicht nur die L-Form, die Brenner am aktuellen Plan für die Grundschule stört. Damit würde nämlich auch der Pausenhof erheblich kleiner werden und mit knapp 1400 Quadratmetern gerade einmal den Mindestanforderungen entsprechen. Sie fordert zwei getrennte Gebäude, in denen die Erstund Zweitklässler beziehungsweise die Dritt- und Viertklässler unterrichtet werden.
Außerdem müsse es am neuen Standort für die Werkrealschule und das SBBZ einen eigenen Pausenhof geben, der klar von dem der Realschule und des Gymnasiums getrennt ist. Zudem sei die Positionierung des Gymnasiums noch etwas schwammig, wie Brenner meint. Denn was mit dem dort angesiedelten Stadtorchester geschehen soll, stehe noch nicht fest. Hinzu kommt noch, dass der aktuelle Plan für das Gymnasium einen Lichthof vorsieht, der Platz wegnehme. Platz, der jedoch für die Schüler gebraucht werde.
Größtes kommunales Projekt
Die Neuausrichtung des Weingartener Schulstandorts ist laut Oberbürgermeister Markus Ewald das größte kommunale Investitionsprojekt in der Geschichte der Stadt. 37,7 Millionen Euro kosten Sanierungen und Neubauten der Talschule, der Werkrealschule, des Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums/ Schussentalschule (SBBZ) und der Realschule und des Gymnasiums. Die Arbeiten sollen 2021 beginnen und sich in drei Phasen über zehn Jahre hinwegziehen.
Die Investition ist unumgänglich. Die meisten Schulen in Weingarten wurden in den 60-er Jahren gebaut. Sie sind veraltetet und marode. Nur zu sanieren ist nur noch bei einigen Gebäuden rentabel. So muss die Talschule in jedem Fall abgerissen werden. Neu gebaut werden die Werkrealschule und das SBBZ.
Doch nicht allein der Bauzustand macht die Neuausrichtung nötig. Die Talschule platzt aus allen Nähten. Einige Klassen sind in einem Pavillon untergebracht. Neue pädagogische Konzepte verlangen zudem mehr Räume, die demografische Entwicklung und die steigenden Geburtenzahlen werden die Zahl der Schüler in den nächsten Jahren anwachsen lassen. Aktuell fehlen 930 Quadratmeter Fläche. Das entspricht etwas dreieinhalb Tennisfeldern.
Noch ist nichts festgelegt. Die Ausschreibung für einen Architekturwettbewerb wird noch kommen. Erst dann wird das neue Schulzentrum konkretere Formen annehmen. Und schließlich fehlt auch noch die Zustimmung vom Regierungspräsidium Tübingen. Denn alles steht und fällt natürlich mit der Finanzierung.