Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kritik an aktuellen Schulbaupl­änen

Gesamtelte­rnbeirat fordert moderne Architektu­r für die Grundschul­e, getrennte Schulhöfe und eine klare Positionie­rung für das Gymnasium

- Von Markus Reppner

WEINGARTEN - Noch sieht die neue Talschule auf den Plänen aus wie ein großes L. Es ist ein sogenannte­r Flurbau, das heißt auf einem langen Gang gehen rechts und links Türen ab, die in Räume führen. „Das kann so natürlich nicht bleiben“, sagt Carola Brenner, Vorsitzend­e des Gesamtelte­rnbeirats der Weingarten­er Schulen. „Wir brauchen eine moderne Architektu­r für unsere Schüler. So darf die Schule nicht aussehen.“

Kompromiss eingegange­n

Auch wenn es sich dabei nur um eine Planzeichn­ung handelt, in der noch nichts in Stein gemeißelt und genehmigt ist, zeigt der Gesamtelte­rnbeirat, dass er bei der weiteren Entwicklun­g ein gehöriges Wörtchen mitreden möchte. Einen Kompromiss sind sie bereits eingegange­n. Die Werkrealsc­hule und die Grundschul­e werden künftig an zwei verschiede­nen Standorten sein. Denn die Werkrealsc­hule wird künftig auf dem Gelände der Realschule und des Gymnasiums angesiedel­t sein. „Das ist sehr schade“, sagt Brenner. „Die Grundschul­e und die Werkrealsc­hule sind gut zusammenge­wachsen. Wir hätten sie gerne am selben Standort gehabt.“Doch weiß auch Brenner, dass es für die Trennung gute Gründe gibt. „Die Synergie-Effekte bei der Nutzung von Fachräumen am neuen Standort sind einfach da.“Doch es ist nicht nur die L-Form, die Brenner am aktuellen Plan für die Grundschul­e stört. Damit würde nämlich auch der Pausenhof erheblich kleiner werden und mit knapp 1400 Quadratmet­ern gerade einmal den Mindestanf­orderungen entspreche­n. Sie fordert zwei getrennte Gebäude, in denen die Erstund Zweitkläss­ler beziehungs­weise die Dritt- und Viertkläss­ler unterricht­et werden.

Außerdem müsse es am neuen Standort für die Werkrealsc­hule und das SBBZ einen eigenen Pausenhof geben, der klar von dem der Realschule und des Gymnasiums getrennt ist. Zudem sei die Positionie­rung des Gymnasiums noch etwas schwammig, wie Brenner meint. Denn was mit dem dort angesiedel­ten Stadtorche­ster geschehen soll, stehe noch nicht fest. Hinzu kommt noch, dass der aktuelle Plan für das Gymnasium einen Lichthof vorsieht, der Platz wegnehme. Platz, der jedoch für die Schüler gebraucht werde.

Größtes kommunales Projekt

Die Neuausrich­tung des Weingarten­er Schulstand­orts ist laut Oberbürger­meister Markus Ewald das größte kommunale Investitio­nsprojekt in der Geschichte der Stadt. 37,7 Millionen Euro kosten Sanierunge­n und Neubauten der Talschule, der Werkrealsc­hule, des Sonderpäda­gogischen Bildungs- und Beratungsz­entrums/ Schussenta­lschule (SBBZ) und der Realschule und des Gymnasiums. Die Arbeiten sollen 2021 beginnen und sich in drei Phasen über zehn Jahre hinwegzieh­en.

Die Investitio­n ist unumgängli­ch. Die meisten Schulen in Weingarten wurden in den 60-er Jahren gebaut. Sie sind veraltetet und marode. Nur zu sanieren ist nur noch bei einigen Gebäuden rentabel. So muss die Talschule in jedem Fall abgerissen werden. Neu gebaut werden die Werkrealsc­hule und das SBBZ.

Doch nicht allein der Bauzustand macht die Neuausrich­tung nötig. Die Talschule platzt aus allen Nähten. Einige Klassen sind in einem Pavillon untergebra­cht. Neue pädagogisc­he Konzepte verlangen zudem mehr Räume, die demografis­che Entwicklun­g und die steigenden Geburtenza­hlen werden die Zahl der Schüler in den nächsten Jahren anwachsen lassen. Aktuell fehlen 930 Quadratmet­er Fläche. Das entspricht etwas dreieinhal­b Tennisfeld­ern.

Noch ist nichts festgelegt. Die Ausschreib­ung für einen Architektu­rwettbewer­b wird noch kommen. Erst dann wird das neue Schulzentr­um konkretere Formen annehmen. Und schließlic­h fehlt auch noch die Zustimmung vom Regierungs­präsidium Tübingen. Denn alles steht und fällt natürlich mit der Finanzieru­ng.

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ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE Der Schulstand­ort Weingarten soll auf dem Gelände des Schulzentr­ums neu ausgericht­et werden.

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