Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Die Wahrheit, kurz und schmerzhaft
Dass früher alles besser war, ist eine Behauptung, die unmittelbar mit dem Alter zu tun hat. Noch nie ist uns zu Ohren gekommen, dass ein 20-Jähriger geklagt hätte, dass er neuerdings ständig bis in die Puppen Partys besuchen müsse, während früher seine Eltern dafür gesorgt hätten, dass er rechtzeitig zum Gesundheitsschlaf ins Bett kommt.
Andererseits gibt es gesellschaftliche Felder, an denen der Verfall der guten Sitten glasklar abzulesen ist. Dazu zählt die Trennung von Mann und Frau. Die Erkenntnis, dass das einst gegebene Treueversprechen ein klarer Fall von naiver Gutgläubigkeit war, mündete früher oft in erfrischend klare Positionen im Scheidungsstreit wie zum Beispiel: „Den Alten lass ich bluten, bis es kracht.“
Und heute? Hat sich speziell unter Prominenten ein Trennungsgesülze breitgemacht, angesichts dessen einem unverzüglich die Beine einzuschlafen drohen. „Nach reiflicher Überlegung sind wir übereingekommen, unsere vorbildliche Beziehung nicht weiterzuführen. Wir werden aber immer Freunde bleiben. Das Wohl unserer gemeinsamen Kinder steht an oberster Stelle, wir werden sie mit allen Vorzügen der Patchworkfamilie beglücken“, heißt es dann. Zum Glück gibt es Ausnahmen wie Gottlieb Wendehals: „Abschiedsbrief zerrissen, geschockt, wie ein Mensch so eiskalt sein kann, ungeheuerlich, einfach so zu verschwinden, sie hat das Geld verjubelt“, verriet er der „Bild“, nachdem seine Susanne nach 24 Ehejahren das Weite gesucht hatte. Böhm ist 77 und damit alt genug für unverblümte Wahrheiten. (hü)