Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Abschied nach 16 Jahren

Baindter Bürgermeis­ter wird für die CDU für den Kreistag kandidiere­n – Dienstag Abschied in der Gemeindeha­lle

- Von Philipp Richter

Elmar Buemann hat als Bürgermeis­ter von Baindt viel bewegt.

BAINDT - Offiziell ist Elmar Buemann noch bis zum 19. Februar um 24 Uhr im Einsatz, falls etwas Außergewöh­nliches passieren sollte, ist er zur Stelle. Denn solange dauert noch seine Amtszeit. Dann sind die 16 Jahre voll, die er als Rathausche­f der Schussenta­lgemeinde war. Zwei Amtsperiod­en waren es. Dann übernimmt seine Nachfolger­in Simone Rürup, die bei der Bürgermeis­terwahl im Dezember mit 64,9 Prozent gewählt wurde. Aber in der Kommunalpo­litik will Buemann bleiben.

Momentan hat Buemann schon Urlaub und baut seine restlichen Urlaubstag­e ab. Aber noch immer ist er im Rathaus anzutreffe­n. Allerdings nicht mit Hemd und Sakko, sondern ganz leger mit Pulli. Ein paar Dinge müssen noch aus dem Büro, die sich angesammel­t haben. Ansonsten sieht es schon recht leer aus. „Ich bin kein Sammler. Dinge, die ich nicht mehr brauche, sind gleich im Papierkorb gelandet, damit aufgeräumt ist“, sagt Buemann. Er ist für seine schwäbisch-pragmatisc­he Art bekannt. Lange um den heißen Brei reden ist nicht sein Ding.

Baindt wuchs und wächst

Manche Dinge kann man aber doch nicht wegwerfen, weil man sie wieder braucht. Dabei handelt es sich um große und wichtige Themen und Projekte, die jetzt laufen. Den Aktenschra­nk mit wichtigen Unterlagen für seine Nachfolger­in hat er auch schon hergericht­et. Es geht unter anderem um das Fischerare­al,

Baugebiete, Wasservers­orgung oder Kiesabbau.

In 16 Jahren hat sich viel bewegt in der Gemeinde. Baindt bezieht sein Wasser über den Zweckverba­nd von Baienfurt. Die Gemeinde ist ordentlich gewachsen. Und Baindt wird weiterwach­sen, so hat es der Gemeindera­t und der Rathausche­f in die Wege geleitet: Baugebiets­erweiterun­gen im Geigensack, in Marsweiler und das Herzenspro­jekt Fischerare­al, wo es auch Geschosswo­hnungsbau geben soll. Das Fischerare­al ist eng verbunden

„Mit dem alten Herrn war ich fünfmal Most trinken, aber er wollte nicht verkaufen.“

mit der neuen Ortsmitte. Beides werden die ersten großen Projekte von Simone Rürup werden. Vor allem am Filetgebie­t Fischerare­al hängt viel, denn es hat lange gedauert, bis es in Gemeindeha­nd war. „Mit dem alten Herrn war ich fünfmal Most trinken, aber er wollte nicht verkaufen“, erinnert sich Buemann. Dann kam eine Erbengemei­nschaft, die dann das 17 000 Quadratmet­er große Grundstück letztlich an die Gemeinde verkauft hat. Dass jetzt auch noch ein Pflegeheim auf dem Flecken kommen wird, freut ihn. „Das Fischerare­al hätte ich gerne noch begleitet.“

Simone Rürup kann sich auf eine unter Buemann ordentlich aufgestell­te Gemeinde freuen, die sich ihr Geld bisher aber viel durch den Verkauf von Grundstück­en verdient hat. Der neue Haushalt ist voll neuer Investitio­nen.

Elmar Buemann über den Kauf des Fischerare­als

Es wird so viel ausgegeben wie nie, und gleichzeit­ig kann die Gemeinde Schulden abbauen. Buemann hat Feneberg aufs Fischerare­al geholt, ein dreigruppi­ger Kindergart­en ist unter Dach und Fach, die Erweiterun­g des Gewerbegeb­iets Mehlis ist angestoßen und am Ortseingan­g wird ab April ein Kreisverke­hr gebaut. Auf das ist Buemann ein wenig stolz, auch wenn er sich das nicht wirklich anmerken lässt.

Neue Aufgaben für das Rathaus

Über zwei Amtszeiten hätten sich auch die Aufgaben der Gemeinde verändert. Es sei mehr dazugekomm­en. „Gefühlsmäß­ig wird immer mehr nach unten verlagert. Die Gemeinde kümmert sich jetzt auch um Themen wie Energiever­sorgung, die ärztliche Versorgung oder den Breitbanda­usbau“, sagt er. Was ihn ärgere, sei, dass man als Bürgermeis­ter für Dinge verantwort­lich gemacht werde, für die man nichts könne. Sowie, dass jetzt am Montag vom Landratsam­t als Baurechtsb­ehörde bekannt gemacht wurde, dass in Sulpach ein weiterer Schweinest­all mit Filteranla­ge gebaut werden darf.

Dass Buemann überhaupt Bürgermeis­ter von Baindt geworden ist, hat sich während seiner Beamtenlau­fbahn entwickelt. Studiert hat er an der Fachhochsc­hule im Stuttgart, war beim Landratsam­t in Wangen und in Ravensburg beschäftig­t – im Sozialamt und in der Finanzverw­altung. „Es war nie so, dass ich mit 25 Bürgermeis­ter werden wollte. Aber mit 30 hab ich schon gedacht, das wäre doch was. Aber es muss halt passen“, erzählt er. Mit passen meinte er die Region. Buemann stammt aus Vogt und so sollte seine Gemeinde auch im Raum Ravensburg sein. „Als mein Vorgänger Edgar Schaz aufgehört hat, war es klar, dass ich mich in Baindt bewerben möchte.“Und Baindt wollte Buemann, und hat ihn gewählt, im zweiten Wahlgang im Dezember 2002. Er hat gegen Alexander Geiger gewonnen, dem heutigen Finanz - und Baubürgerm­eister der Stadt Weingarten. Im ersten Wahlgang traten auch Rainer Beck und Werner Tereba an.

Jetzt kann Buemann in den Ruhestand gehen, kurz nach seinem 60. Geburtstag, den er am vergangene­n Dienstag gefeiert hat. Sein Geburtstag war dann auch sein letzter Arbeitstag. „Ich freue mich jetzt, Dinge machen zu können, zu denen man die ganze Zeit nicht gekommen ist. Als Bürgermeis­ter lebt man doch sehr nach dem Kalender“, sagt Elmar Buemann. Er will mehr Sport machen, hat er sich vorgenomme­n: Ski fahren, Schwimmen, Fahrradfah­ren und wandern. Aber Buemann wird auch weiterhin in der Kommunalpo­litik bleiben, wenn er die Stimmen dafür bekommt. Er wird nämlich bei der Kommunalwa­hl im Mai auf der Kreistagsl­iste der CDU stehen.

Der Abschied von Elmar Buemann und die Amtseinset­zung von Simone Rürup findet Dienstag, 12. Februar, um 19 Uhr in der SchenkKonr­ad-Halle in Baindt im Rahmen einer Gemeindera­tssitzung statt. Die Bevölkerun­g ist eingeladen.

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FOTO: PHILIPP RICHTER
 ?? FOTO: PHILIPP RICHTER ?? 16 Jahre lang war Elmar Buemann Bürgermeis­ter der Gemeinde Baindt. Jetzt geht er in den Ruhestand
FOTO: PHILIPP RICHTER 16 Jahre lang war Elmar Buemann Bürgermeis­ter der Gemeinde Baindt. Jetzt geht er in den Ruhestand

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