Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wilhelmsdorfer Finanzen entwickeln sich positiv
Gemeinderat und Ortschaftsräte billigen Haushaltsplan für 2019 – Beschluss soll am 26. Februar gefasst werden
WILHELMSDORF - Einen rund 400 Seiten mit eng bedruckten Zahlen und Erläuterungen umfassenden Haushaltsplan verständlich darzustellen ist eine Kunst. Dies gelang dem Wilhelmsdorfer Kämmerer Stephan Gerster eindrucksvoll bei der Einbringung und Beratung von Haushaltsplan und Haushaltssatzung 2019. In der gemeinsamen Sitzung von Gemeinderat Wilhelmsdorf sowie den Ortschaftsräten Pfrungen, Esenhausen und Zußdorf wurde das Zahlenwerk einstimmig zur Kenntnis genommen. Der Haushaltsplan soll in der Sitzung am 26. Februar endgültig verabschiedet werden.
Im Gegensatz zu manchen anderen Gemeinden im Landkreis Ravensburg arbeitet die Gemeinde Wilhelmsdorf bereits im dritten Jahr mit dem neuen Haushaltsrecht. In diesem Zusammenhang wird in den kommenden Monaten eine sogenannte Eröffnungsbilanz vorgelegt. In ihr wird detailliert enthalten sein, über welche Vermögenswerte die Gemeinde verfügt. Zuvor wird mit dem Haushaltsbeschluss die Grundlage für die finanziellen Möglichkeiten bei Einnahmen und Ausgaben für das laufende Jahr gelegt. Außerdem gibt es einen Überblick zu den geplanten Vorhaben in den kommenden Jahren.
Finanziell ist die Gemeinde Wilhelmsdorf schon immer nicht auf Rosen gebettet. Vor diesem Hintergrund hörten die Gemeinde- und Ortschaftsräte in der Sitzung am Dienstagabend erfreulich gute Nachrichten. „2019 werden wir nach unseren Berechnungen ein ordentliches Ergebnis in Höhe von 624 000 Euro erzielen“, verkündete Stephan Gerster, Fachbediensteter für das Finanzwesen. Grund dafür, dass die Einnahmen die geplanten Ausgaben im Planungsjahr deutlich übertreffen sind die auf hohem Niveau liegenden Zuweisungen vom Land. Aber auch die Sparmaßnahmen zur Konsolidierung des Haushalts aus dem Jahr 2017 greifen merklich und tragen einen guten Teil zu dem positiven Ergebnis bei, hob Gerster hervor. Angemahnt wurde, dass auch künftig Disziplin bei den Ausgaben notwendig sei.
Schwerpunkte bei den Ausgaben liegen bei der Kinderbetreuung sowie dem Schulwesen. Das hochwertige Angebot in den Kindergärten, mit dem der gesetzliche Rechtsanspruch gewährleistet werden kann, erfordert nach Abzug von Zuschüssen und Elternbeiträgen einen Finanzbedarf von 1,042 Millionen Euro. „Damit überschreiten wir erstmals die EinMillionen-Euro-Grenze“, betonte Gerster. Die laufenden Ausgaben bei den Schulen inklusive Betreuungsangebote, Schulsozialarbeit und Mensabetrieb belaufen sich 2019 auf 557 000 Euro. Wie in den vergangenen Jahren will die Gemeinde 100 000 Euro für den Erhalt von Gemeindestraßen ausgeben. „Damit wollen wir unsere Infrastruktur weiter verbessern“, gibt Gerster als Ziel vor. Nicht zuletzt sei es als positives Signal zu werten, dass die Freiwilligkeitsleistungen, unter anderem für die Vereinszuschüsse, im gewohnten Umfang erbracht werden können.
Investitionen von mehr als zehn Millionen Euro
Das Investitionsprogramm für die Jahre 2019 bis 2022 umfasst Maßnahmen mit einem finanziellen Umfang von 10,263 Millionen Euro. Davon sollen im laufenden Jahr 3,02 Millionen Euro, 2020 rund 3,6 Millionen Euro sowie 3,5 Millionen Euro im Jahr 2021 ausgegeben werden. Für 2022 gibt es erst einen Planansatz von 75 500 Euro, da für diesen Zeitraum die Grundlagen für Investitionen erst noch erarbeitet werden müssen. Ein Schwerpunkt bei diesen Ausgaben wird in der Erweiterung des Bildungszentrums liegen, das ab 2020 angegangen werden soll. Die Planungsarbeiten dafür laufen bereits auf Hochtouren, wie Bürgermeisterin Sandra Flucht ergänzte.
Für das Planungsjahr 2019 muss die Gemeinde 1,123 Millionen Euro an Eigenmitteln aufbringen. Kernaufgabe wird die Sanierung der Grundschule sein. Deren Gebäude sollen auf einen energetisch zeitgemäßen Stand gebracht werden, um die Zukunftsfähigkeit zu sichern. Das Investitionsvolumen liegt bei rund 1,2 Millionen Euro. Sollten die erhofften Zuschüsse aus dem Sanierungsfonds für Schulen und dem Ausgleichsstock fließen, verbleiben bei der Gemeinde rund 200 000 Euro an Eigenmitteln, die aufgebracht werden müssen. Vom Regierungspräsidium gibt es positive Signale, was die Bewilligung der beantragten Zuschüsse betrifft.
Ein weiterer dicker Brocken in der mittelfristigen Finanzplanung ist der geplante Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses im Zeitraum 2023/2024. Diese Investition ist notwendig, um die neue Organisationsstruktur der Feuerwehr mit der Zusammenlegung aller bisherigen Abteilungen zu einer Gesamtwehr umsetzen zu können. Nach einer groben Kostenschätzung muss mit Ausgaben in Höhe von vier bis fünf Millionen Euro gerechnet werden.
Gemeinde- und Ortschaftsräte nahmen wohlwollend zur Kenntnis, dass in diesem Jahr die Schulden der Gemeinde um 215 000 Euro gesenkt werden können. Neue Kredite sind 2019 nicht notwendig. Damit liegt die Pro-Kopf-Verschuldung bei einer Einwohnerzahl von 5020 bei 508 Euro. Allerdings wies Stephan Gerster deutlich darauf hin, dass die großen Zukunftsmaßnahmen Bildungszentrum und Feuerwehr nur mit Kreditaufnahmen geschultert werden können. Wichtig sei außerdem, dass die derzeit gut laufende Konjunktur nicht ins Stottern gerät, um die Einnahmeseite nicht zu gefährden.