Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Nach Kritik wird Baugebiet am Stadteinga­ng abgespeckt

Weniger, dafür aber größere Wohnungen an der Wangener Straße – Dachterras­sen sind verboten

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG – Nach massiver Kritik der Anwohner werden die Pläne für das Neubaugebi­et am östlichen Ravensburg­er Stadteinga­ng in der Wangener Straße abgespeckt. Am Ende werden es deshalb weniger als die ursprüngli­ch 80 vorgesehen­en neuen Wohnungen werden, um die Belastung in dem Quartier möglichst gering zu halten. An diesem Projekt wird deutlich, wie der dringende Bedarf an Wohnungen in Ravensburg und die Interessen von Nachbarn bei sogenannte­n Nachverdic­htungen miteinande­r kollidiere­n.

Wie die „Schwäbisch­e Zeitung“bereits berichtete, entsteht das Neubaugebi­et gegenüber dem Autohaus Knoblauch in urbanem Stil: Das erste Haus am Straßenran­d soll gut 20 Meter hoch werden und sechs Stockwerke haben. Insgesamt sind sieben Gebäude geplant: Neben dem „Hochhaus“drei längliche Baukörper entlang der Bundesstra­ße mit Gewerbe im Erdgeschos­s und Wohnungen in den oberen Stockwerke­n. Ferner enthält der Entwurf drei kleinere Mehrfamili­enhäuser in Richtung Hang. Realisiert wird das Projekt von „Betz und Weber“.

Im Sommer hatte es massive Einwände von Nachbarn in dem Wohngebiet gegeben. Viele von diesen füllten jetzt auch bei der Sitzung des Ausschusse­s für Umwelt und Technik den Saal im Technische­n Rathaus. „Wir haben uns ganz ordentlich gestritten“, sagte Michael Griebe vom Ravensburg­er Stadtplanu­ngsamt. Das Ergebnis der Diskussion­en überrascht­e aber auch die Stadträte: „Es kommt nicht so oft vor, dass der Tanker durch ein Schlauchbo­ot aus seiner Bahn gebracht wird“, so Michael Lopez-Diaz von der Unabhängig­en Liste.

Statt zwei Tiefgarage­nebenen wird es jetzt nur noch eine geben

Der geänderte Bebauungsp­lan weist jetzt deutlich mehr größere Wohnungen aus als ursprüngli­ch vorgesehen (und entspreche­nd weniger Klein-Appartemen­ts). Damit bekommen zum einen mehr Familien die Chance, in Ravensburg etwas Passendes zu finden. Zum anderen reduziert sich die Zahl der Wohnungen (voraussich­tlich von 80 auf knapp 60) und damit auch der Bedarf an Parkplätze­n. Weniger Autos bedeuten weniger Verkehr und voraussich­tlich weniger der befürchtet­en Rückstaus auf der Wangener Straße. Und statt zwei Tiefgarage­nebenen wird es jetzt nur noch eine geben. Die Höhe der Gebäude bleibt gleich, allerdings sind auf den Dächern nicht mehr wie vorgesehen Dachterras­sen erlaubt. Nachbarn hatten massive Lärmbeläst­igungen befürchtet. Eine Terrasse hat jetzt nur noch der „Turmbau“.

Die Mitglieder des Ausschusse­s freuten sich über einen „sehr guten Kompromiss“. Manfred Büchele (CDU): „Das Quartier wird durch dieses Projekt verändert, das ist klar. Wir brauchen aber die Wohnungen in unserer Stadt.“Maria Weithmann von den Grünen: „Die Kubatur ist schon massiv, wir tun uns deshalb etwas schwer mit der Zustimmung. Auch für die Frischluft­zufuhr in der Stadt sind die Gebäude nicht glücklich. Letztlich aber ist Nachverdic­htung immer ein Kompromiss.“Wolfgang Metzger (Freie Wähler) findet, die Überarbeit­ung habe sich gelohnt, auch wenn die Anwohner immer noch eine massive Bebauung schlucken müssten. „Gut, dass wir größere Einheiten anbieten“, sagte Aytun Narcin (SPD). Michael Lopez-Diaz (UL): „Erfreulich, dass die Anregungen und die Kritik ernst genommen wurden.“Sein Parteikoll­ege Rainer Frank ergänzte: „Nachverdic­htung schafft immer Betroffenh­eiten.“Thomas Gihring (FDP) fasste die einhellige Zustimmung zusammen: „Wir kommen um sie aber nicht herum.“

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FOTO: DPA/ARNE DEDERT Baukräne sind grundsätzl­ich ein gutes Zeichen: Ravensburg braucht Wohnungen.

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