Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Nach Kritik wird Baugebiet am Stadteingang abgespeckt
Weniger, dafür aber größere Wohnungen an der Wangener Straße – Dachterrassen sind verboten
RAVENSBURG – Nach massiver Kritik der Anwohner werden die Pläne für das Neubaugebiet am östlichen Ravensburger Stadteingang in der Wangener Straße abgespeckt. Am Ende werden es deshalb weniger als die ursprünglich 80 vorgesehenen neuen Wohnungen werden, um die Belastung in dem Quartier möglichst gering zu halten. An diesem Projekt wird deutlich, wie der dringende Bedarf an Wohnungen in Ravensburg und die Interessen von Nachbarn bei sogenannten Nachverdichtungen miteinander kollidieren.
Wie die „Schwäbische Zeitung“bereits berichtete, entsteht das Neubaugebiet gegenüber dem Autohaus Knoblauch in urbanem Stil: Das erste Haus am Straßenrand soll gut 20 Meter hoch werden und sechs Stockwerke haben. Insgesamt sind sieben Gebäude geplant: Neben dem „Hochhaus“drei längliche Baukörper entlang der Bundesstraße mit Gewerbe im Erdgeschoss und Wohnungen in den oberen Stockwerken. Ferner enthält der Entwurf drei kleinere Mehrfamilienhäuser in Richtung Hang. Realisiert wird das Projekt von „Betz und Weber“.
Im Sommer hatte es massive Einwände von Nachbarn in dem Wohngebiet gegeben. Viele von diesen füllten jetzt auch bei der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik den Saal im Technischen Rathaus. „Wir haben uns ganz ordentlich gestritten“, sagte Michael Griebe vom Ravensburger Stadtplanungsamt. Das Ergebnis der Diskussionen überraschte aber auch die Stadträte: „Es kommt nicht so oft vor, dass der Tanker durch ein Schlauchboot aus seiner Bahn gebracht wird“, so Michael Lopez-Diaz von der Unabhängigen Liste.
Statt zwei Tiefgaragenebenen wird es jetzt nur noch eine geben
Der geänderte Bebauungsplan weist jetzt deutlich mehr größere Wohnungen aus als ursprünglich vorgesehen (und entsprechend weniger Klein-Appartements). Damit bekommen zum einen mehr Familien die Chance, in Ravensburg etwas Passendes zu finden. Zum anderen reduziert sich die Zahl der Wohnungen (voraussichtlich von 80 auf knapp 60) und damit auch der Bedarf an Parkplätzen. Weniger Autos bedeuten weniger Verkehr und voraussichtlich weniger der befürchteten Rückstaus auf der Wangener Straße. Und statt zwei Tiefgaragenebenen wird es jetzt nur noch eine geben. Die Höhe der Gebäude bleibt gleich, allerdings sind auf den Dächern nicht mehr wie vorgesehen Dachterrassen erlaubt. Nachbarn hatten massive Lärmbelästigungen befürchtet. Eine Terrasse hat jetzt nur noch der „Turmbau“.
Die Mitglieder des Ausschusses freuten sich über einen „sehr guten Kompromiss“. Manfred Büchele (CDU): „Das Quartier wird durch dieses Projekt verändert, das ist klar. Wir brauchen aber die Wohnungen in unserer Stadt.“Maria Weithmann von den Grünen: „Die Kubatur ist schon massiv, wir tun uns deshalb etwas schwer mit der Zustimmung. Auch für die Frischluftzufuhr in der Stadt sind die Gebäude nicht glücklich. Letztlich aber ist Nachverdichtung immer ein Kompromiss.“Wolfgang Metzger (Freie Wähler) findet, die Überarbeitung habe sich gelohnt, auch wenn die Anwohner immer noch eine massive Bebauung schlucken müssten. „Gut, dass wir größere Einheiten anbieten“, sagte Aytun Narcin (SPD). Michael Lopez-Diaz (UL): „Erfreulich, dass die Anregungen und die Kritik ernst genommen wurden.“Sein Parteikollege Rainer Frank ergänzte: „Nachverdichtung schafft immer Betroffenheiten.“Thomas Gihring (FDP) fasste die einhellige Zustimmung zusammen: „Wir kommen um sie aber nicht herum.“