Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Gesungene Poesie in der Linse
Singer-Songwriter Bastian Bandt begeistert mit feinen Liedern
WEINGARTEN - „Ich mache die Lieder, die ich selber hören will und die mir fehlen“– das ist das Motto von Bastian Bandt, der am Freitag im gut gefüllten kleinen Saal des Kulturzentrums Linse auftrat. Trotz inzwischen fünf CDs, mehreren RadioFeatures und hunderten Konzerten zählt er immer noch zu den Geheimtipps, umso erfreulicher, dass die Linse ihre Reihe von SingerSongwritern mit ihm fortsetzte.
Lieder über Menschen und Landschaften
„Rainer hat seine Hunde vergiftet und den Lauf im Mund von sei’m Jagdgewehr / Gabi ist weg, sie fährt frisch geliftet Hase und Band hinterher / Grad noch saß er im Dorfkrug, ein Saalfelder Pils für 2,70 und drei doppelte Korn / Doch heute ging er mal aufrecht und stolz durch die Tür / Und morgen wird er wiedergebor’n“: Bastian Bandt präsentiert die Songs seiner neuen Scheibe „Alle Monde“, er schreibt Lieder über Menschen und Landschaften, über Fernweh und Heimkommen, genau beobachtet oder autobiographisch. Immer changierend zwischen Melancholie und Sarkasmus, mit Zärtlichkeit und Kraft.
„Uckermark“ist eine Liebeserklärung
Bandt ist in Schwedt/Oder geboren und lebt in der Uckermark, also im nordöstlichen Brandenburg. Er gehört zur jüngeren Generation von „Ost-Liedermachern“, die sich ganz klar zu ihrer Heimat bekennen und eher von Gerhard Gundermann und Wenzel beeinflusst sind – im Westen sind diese bedeutenden Sänger und Liedermacher sträflich ignoriert worden.
„Im Schatten der alten Apfelplantage / Riecht es irgendwie nach Rosmarin und Lauch / Und ich warte auf die Äpfel wie auf Gagen / Die Würmer warten auf die Äpfel auch“singt er in „Uckermark“, seine Liebeserklärung an die Heimat – aber der Song handelt auch von kaputten Typen. Bandt überrascht immer wieder mit den Wendungen in seinen Texten, er schreibt sehr assoziativ und poetisch: „Das Glück steht in den Sternen / Auf Stirnen steht der Schweiß / Auch ein lautes Lachen ist kein Beweis“.
Singen kann er, die Gitarre ist hingegen eher Ackergaul als Rennpferd, dafür erzählt er viele Geschichten. „Wo ich fehle, fehlt noch mehr / Wenn ich gehe, geht es weiter“– die Liste schöner Zeilen ließe sich endlos fortsetzen: „Bevor hier einer dem anderen die Herzwand zerbeult / Mach‘ ich noch zwei Schritte zur Tür.“
Manchmal möchte man gar meinen, Bandt könnte mit einer kleinen feinen akustischen Band die Nachfolge von Nils Koppruch antreten, dem viel zu früh gestorbenen Kopf der Band „Fink“– an Charisma mangelt es dem 40-jährigen nicht. Weswegen man seine Konzerte besuchen und seine CDs kaufen soll? Er hat ganz viele Kinder, und denen hat er ein frisches Mischbrot versprochen, wenn er „aus dem Westen“wiederkommt, sagt er – weil er verdammt gute Songs schreibt, trifft’s doch eher.