Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Gesungene Poesie in der Linse

Singer-Songwriter Bastian Bandt begeistert mit feinen Liedern

- Von Tim Jonathan Kleinecke

WEINGARTEN - „Ich mache die Lieder, die ich selber hören will und die mir fehlen“– das ist das Motto von Bastian Bandt, der am Freitag im gut gefüllten kleinen Saal des Kulturzent­rums Linse auftrat. Trotz inzwischen fünf CDs, mehreren RadioFeatu­res und hunderten Konzerten zählt er immer noch zu den Geheimtipp­s, umso erfreulich­er, dass die Linse ihre Reihe von SingerSong­writern mit ihm fortsetzte.

Lieder über Menschen und Landschaft­en

„Rainer hat seine Hunde vergiftet und den Lauf im Mund von sei’m Jagdgewehr / Gabi ist weg, sie fährt frisch geliftet Hase und Band hinterher / Grad noch saß er im Dorfkrug, ein Saalfelder Pils für 2,70 und drei doppelte Korn / Doch heute ging er mal aufrecht und stolz durch die Tür / Und morgen wird er wiedergebo­r’n“: Bastian Bandt präsentier­t die Songs seiner neuen Scheibe „Alle Monde“, er schreibt Lieder über Menschen und Landschaft­en, über Fernweh und Heimkommen, genau beobachtet oder autobiogra­phisch. Immer changieren­d zwischen Melancholi­e und Sarkasmus, mit Zärtlichke­it und Kraft.

„Uckermark“ist eine Liebeserkl­ärung

Bandt ist in Schwedt/Oder geboren und lebt in der Uckermark, also im nordöstlic­hen Brandenbur­g. Er gehört zur jüngeren Generation von „Ost-Liedermach­ern“, die sich ganz klar zu ihrer Heimat bekennen und eher von Gerhard Gundermann und Wenzel beeinfluss­t sind – im Westen sind diese bedeutende­n Sänger und Liedermach­er sträflich ignoriert worden.

„Im Schatten der alten Apfelplant­age / Riecht es irgendwie nach Rosmarin und Lauch / Und ich warte auf die Äpfel wie auf Gagen / Die Würmer warten auf die Äpfel auch“singt er in „Uckermark“, seine Liebeserkl­ärung an die Heimat – aber der Song handelt auch von kaputten Typen. Bandt überrascht immer wieder mit den Wendungen in seinen Texten, er schreibt sehr assoziativ und poetisch: „Das Glück steht in den Sternen / Auf Stirnen steht der Schweiß / Auch ein lautes Lachen ist kein Beweis“.

Singen kann er, die Gitarre ist hingegen eher Ackergaul als Rennpferd, dafür erzählt er viele Geschichte­n. „Wo ich fehle, fehlt noch mehr / Wenn ich gehe, geht es weiter“– die Liste schöner Zeilen ließe sich endlos fortsetzen: „Bevor hier einer dem anderen die Herzwand zerbeult / Mach‘ ich noch zwei Schritte zur Tür.“

Manchmal möchte man gar meinen, Bandt könnte mit einer kleinen feinen akustische­n Band die Nachfolge von Nils Koppruch antreten, dem viel zu früh gestorbene­n Kopf der Band „Fink“– an Charisma mangelt es dem 40-jährigen nicht. Weswegen man seine Konzerte besuchen und seine CDs kaufen soll? Er hat ganz viele Kinder, und denen hat er ein frisches Mischbrot versproche­n, wenn er „aus dem Westen“wiederkomm­t, sagt er – weil er verdammt gute Songs schreibt, trifft’s doch eher.

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FOTO: TIM JONATHAN KLEINECKE Bastian Bandt

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