Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Nach Germania-Pleite: Teneriffa-Urlauber sind sauer auf Tui
Ohne Reiseleiter und klare Kommunikation endet der Urlaub von Friedrichshafen aus für ein Ehepaar im Stress
FRIEDRICHSHAFEN - Eigentlich soll es ein erholsamer Urlaub auf Teneriffa werden. Für Manuela und Sven Hess enden zwei Wochen auf der spanischen Urlaubsinsel aber im Dauerstress. Ausgangspunkt dafür war die Pleite der Fluglinie Germania.
Die Nachricht erreicht das Ehepaar aus der Nähe von Friedrichshafen am Dienstag, dem 5. Februar, völlig überraschend: Die Germania ist insolvent. Für die beiden ein kleiner Schock, schließlich waren sie am Freitag zuvor mit der Linie nach Teneriffa geflogen - und wollten mit einem ihrer Flieger eigentlich auch wieder zurück nach Friedrichshafen. „Wir haben uns natürlich sofort Gedanken darum gemacht, wie wir heim kommen“, erinnert sich Manuela Hess.
Info per Zettel
Um sicherzugehen, wenden sie sich an den Reiseveranstalter Tui, bei dem sie die Pauschalreise gebucht haben. Eigentlich sind Pauschalreisende für solche Fälle abgesichert. Die Veranstalter verpflichten sich dazu, für Ersatz zu sorgen. Der Versuch, einen Reiseleiter zu kontaktieren, bleibt allerdings zunächst erfolglos. „Stattdessen wurden wir erst vertröstet und dann vor vollendete Tatsachen gestellt. Am Montag nach der Pleite lag dann ein Anschreiben mit einem Stein befestigt vor unserem Appartement.“Darin seien sie informiert worden, dass Tui einen Ersatzflieger für sie gefunden habe einen Tag vor dem geplanten Abflug und nach Frankfurt statt nach Friedrichshafen. „Es gab keine Informationen dazu, wie wir von Frankfurt nach Hause kommen sollten und auch keine Infos zu Hotels oder überhaupt eine persönliche Kontaktaufnahme.“
Kein Reiseleiter in Sicht
In den Antworten des Reiseveranstalters, die der „Schwäbischen Zeitung“vorliegen, verweist Tui zuerst auf einen „Reiseleiter im Hotel“. Nach weiteren Anfragen antwortet Tui dem Ehepaar schließlich per App: „Wir sind derzeit Ihre Reiseleitung vor Ort, da derzeit kein Reiseleiter Ihr Hotel aufsucht.“
Nachdem also immer noch keine Klarheit herrscht, entscheidet sich das Paar, sein Reisebüro in Tettnang zu kontaktieren. Von dort aus wird ihnen ein Ersatzflug am Freitag, dem ursprünglich geplanten Abreisetermin, nach München gebucht. „Wir sind dem Reisebüro sehr dankbar. Man hat sich dort sofort um uns gekümmert und einen viel besseren als den von Tui geplanten Flug gefunden“, sagt Hess.
Werden die Kosten erstattet?
Anne Kühls vom Reisebüro „Reisewelt Montfort“ist von der Kommunikation durch den großen Reiseveranstalter überrascht. „Die Kunden haben ja alles versucht.“Man habe dann schnell eine unbürokratische Lösung gesucht. „Es sollte aber selbstverständlich sein, dass der Veranstalter da noch die Kosten übernimmt.“Das wünschen sich auch Manuela und Sven Hess. „Vom Service sind wir sehr enttäuscht. Dass wir nicht auf den Zusatzkosten sitzen bleiben, sollte das Mindeste sein.“
Zumindest was das angeht, besteht Hoffnung. Auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“bedauert Tui den Vorfall und verspricht, Mehrkosten zu übernehmen. Man habe vergeblich versucht, die Kunden telefonisch zu erreichen. Manuela Hess bestätigt einen versuchten Anruf. Am Freitag, den 15. Februar. Einen Tag, nachdem der Ersatzflug von Tui hätte starten sollen.
Inzwischen sind Manuela und Sven Hess sicher in München gelandet - mit dem Flug, den ihr Reisebüro für sie gebucht hat. Den ganzen Stress würde aber auch eine Kostenübernahme nicht wettmachen. Manuela Hess ist nach wie vor enttäuscht: „Wir mussten uns eigentlich jeden Tag um den Rückflug kümmern. Richtiges Urlaubsgefühl war das nicht mehr.“