Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
PH Weingarten öffnet Fach Politik wieder
Nach einem dreijährigen Zulassungsstopp wollen die Verantwortlichen ein gesellschaftspolitisches Zeichen setzen
Verantwortliche wollen ein gesellschaftspolitisches Zeichen setzen.
WEINGARTEN - Die Pädagogische Hochschule Weingarten (PH) wird das Fach Politikwissenschaften nicht schließen. Ganz im Gegenteil. Die Verantwortlichen der Hochschule heben den seit dem Wintersemester 2016/17 geltenden Zulassungsstopp wieder auf. Ab dem kommenden Wintersemester 2019/ 20 können sich Studenten wieder für das Fach Politik einschreiben. Damit wollen die Verantwortlichen der PH nicht nur ihre Hochschule attraktiver machen, sondern auch ein wichtiges Zeichen setzen. „Sowohl mein Vorgänger Herr Rektor Knapp als auch ich sind uns der Bedeutung des Faches Politik gerade im aktuellen gesellschaftlichen Kontext durchaus bewusst. Wir wollen mit der Wiederzulassung auch deutlich machen, dass wir die gesellschaftlichen und schulischen Interessen der Region ernst nehmen“, sagte Rektorin Karin Schweizer bei einem Pressegespräch am Dienstag in Weingarten.
Mit der Entscheidung endet vorerst eine dreijährige Hängepartie, in der unklar war, wie es mit der Politik an der PH weitergeht. Denn nachdem sich im Sommer 2016 nur noch fünf Studenten für das Fach neu eingeschrieben hatten, zogen die Verantwortlichen um den damaligen Rektor Werner Knapp die Reißleine und verhängten erst für ein Jahr und damit zwei Semester einen vorläufigen Zulassungsstopp, der letztlich zweimal auf insgesamt drei Jahre verlängert wurde. Die Studenten konnten sich nicht mehr für das Fach einschreiben, es war aber nicht endgültig geschlossen. Da 2016 auch der damalige Professor Volker Reinhardt aus persönlichen Gründen von seinem Amt zurücktrat, wurde die Professur Politikwissenschaft nicht neu besetzt. Gordon Carmele übernahm immerhin die Vertretung.
Deswegen freut auch er sich umso mehr, dass die PH plant, die Professur wieder dauerhaft zu besetzen. Die Stelle soll in einem offiziellen Verfahren neu ausgeschrieben werden. Allerdings dürfte das Prozedere wohl rund ein Jahr dauern. Dabei sieht Joachim Rottmann, Dekan der Fakultät I, für Carmele gute Chancen und würde ihm nahelegen, sich zu bewerben.
Jährliche Kosten von 180 000 Euro
Außerdem versichert Rottmann, dass man die finanziellen und personellen Rahmenbedingungen zur Verfügung stellen werde, um das Fach adäquat auszustatten. Und das bedeutet: Über vier Jahre Studienzeit muss die PH für das Fach rund 30 Lehrveranstaltungen anbieten. Dabei fallen jährliche Kosten von etwa 180 000 Euro an. Doch die PHVerantwortlichen waren sich einig, dass man diese Summen nun investieren muss. „Wir sind gesellschaftspolitisch stärker gefordert als je zuvor. Daher war die Fakultät auch sehr daran interessiert, das Fach wieder zu beleben“, sagt Rottmann und fügt an: „Es hat niemals die Absicht gegeben, das Fach sterben zu lassen.“
Doch nicht nur für die Gesellschaft, auch hochschulintern falle der Politik eine große Bedeutung zu. So spielen die Grundfragen der Bildung auch für andere Fächer an der PH eine wichtige Rolle, erklärt Prorektor Bernd Reinhoffer. „Daher war es mir auch wichtig, das Fach zu erhalten“, sagt er.
Größere Wahlmöglichkeiten
Aktuell ist der Plan, den Zulassungsstopp mindestens für eineinhalb bis zwei Jahre auszusetzen. Dann werde man sehen, ob sich wieder mehr Studenten für das Fach Politik begeistern lassen. Dabei setzen die Verantwortlichen der PH einerseits auf den steigenden Zulauf, den andere Pädagogische Hochschulen im Land in den vergangenen Jahren erfahren haben. Andererseits wollen sie das Fach noch attraktiver gestalten. Ein zentraler Baustein dabei soll der fließende Übergang in andere Fächer sein. So sollen die Politikstudenten auch Veranstaltungen aus den Bereichen Wirtschaft, Geschichte, Soziologie und Geografie besuchen und sich anrechnen lassen können. „Man bekommt die Sahneschnitten aus den anderen Fächern“, sagt Carmele. Positiver Nebeneffekt: Die internen Kooperationen sparen Ressourcen.
Darüber hinaus sei die Betreuung in so einem kleinen Fach sehr gut. Außerdem soll der Zugang erleichtert werden. Sprich: Die PH wird einen Antrag beim Land stellen, dass Bewerber für das Fach Politik bevorzugt behandelt und damit leichter angenommen werden. „Das ist auch ein Zeichen, wie wichtig es uns ist, das Fach wieder nach vorne zu bringen“, sagt Prorektor Reinhoffer, der sich auch auf Kooperationen mit den Pädagogischen Hochschulen Vorarlberg und St. Gallen freut, um „im Bodenseeraum näher zusammenzurücken.“Auch werde der Bedarf an Gemeinschaftskundelehrern in den kommenden Jahren wieder steigen, weswegen viele Studienanfänger nach ihrem Abschluss gute Aussichten auf eine Anstellung hätten, so die einhellige Meinung an der PH.
Doch um das Angebot auch dauerhaft aufrechterhalten zu können, braucht es zumindest zehn Einschreibungen pro Semester. Mehr wären wünschenswert. Um das auch zu realisieren, will die PH noch stärker als bisher für das Politikstudium werben. Geplant ist, mit Studenten der Fachschaft, die die erneute Öffnung ausdrücklich begrüßen, an Schulen zu gehen und dort das Fach vorzustellen. Zudem werde man auf Messen und vor allem im Internet auf das Politikstudium aufmerksam machen. „Wir glauben, dass wir einige interessante Angebote geschaffen haben“, sagt Schweizer.