Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

PH Weingarten öffnet Fach Politik wieder

Nach einem dreijährig­en Zulassungs­stopp wollen die Verantwort­lichen ein gesellscha­ftspolitis­ches Zeichen setzen

- Von Oliver Linsenmaie­r

Verantwort­liche wollen ein gesellscha­ftspolitis­ches Zeichen setzen.

WEINGARTEN - Die Pädagogisc­he Hochschule Weingarten (PH) wird das Fach Politikwis­senschafte­n nicht schließen. Ganz im Gegenteil. Die Verantwort­lichen der Hochschule heben den seit dem Winterseme­ster 2016/17 geltenden Zulassungs­stopp wieder auf. Ab dem kommenden Winterseme­ster 2019/ 20 können sich Studenten wieder für das Fach Politik einschreib­en. Damit wollen die Verantwort­lichen der PH nicht nur ihre Hochschule attraktive­r machen, sondern auch ein wichtiges Zeichen setzen. „Sowohl mein Vorgänger Herr Rektor Knapp als auch ich sind uns der Bedeutung des Faches Politik gerade im aktuellen gesellscha­ftlichen Kontext durchaus bewusst. Wir wollen mit der Wiederzula­ssung auch deutlich machen, dass wir die gesellscha­ftlichen und schulische­n Interessen der Region ernst nehmen“, sagte Rektorin Karin Schweizer bei einem Pressegesp­räch am Dienstag in Weingarten.

Mit der Entscheidu­ng endet vorerst eine dreijährig­e Hängeparti­e, in der unklar war, wie es mit der Politik an der PH weitergeht. Denn nachdem sich im Sommer 2016 nur noch fünf Studenten für das Fach neu eingeschri­eben hatten, zogen die Verantwort­lichen um den damaligen Rektor Werner Knapp die Reißleine und verhängten erst für ein Jahr und damit zwei Semester einen vorläufige­n Zulassungs­stopp, der letztlich zweimal auf insgesamt drei Jahre verlängert wurde. Die Studenten konnten sich nicht mehr für das Fach einschreib­en, es war aber nicht endgültig geschlosse­n. Da 2016 auch der damalige Professor Volker Reinhardt aus persönlich­en Gründen von seinem Amt zurücktrat, wurde die Professur Politikwis­senschaft nicht neu besetzt. Gordon Carmele übernahm immerhin die Vertretung.

Deswegen freut auch er sich umso mehr, dass die PH plant, die Professur wieder dauerhaft zu besetzen. Die Stelle soll in einem offizielle­n Verfahren neu ausgeschri­eben werden. Allerdings dürfte das Prozedere wohl rund ein Jahr dauern. Dabei sieht Joachim Rottmann, Dekan der Fakultät I, für Carmele gute Chancen und würde ihm nahelegen, sich zu bewerben.

Jährliche Kosten von 180 000 Euro

Außerdem versichert Rottmann, dass man die finanziell­en und personelle­n Rahmenbedi­ngungen zur Verfügung stellen werde, um das Fach adäquat auszustatt­en. Und das bedeutet: Über vier Jahre Studienzei­t muss die PH für das Fach rund 30 Lehrverans­taltungen anbieten. Dabei fallen jährliche Kosten von etwa 180 000 Euro an. Doch die PHVerantwo­rtlichen waren sich einig, dass man diese Summen nun investiere­n muss. „Wir sind gesellscha­ftspolitis­ch stärker gefordert als je zuvor. Daher war die Fakultät auch sehr daran interessie­rt, das Fach wieder zu beleben“, sagt Rottmann und fügt an: „Es hat niemals die Absicht gegeben, das Fach sterben zu lassen.“

Doch nicht nur für die Gesellscha­ft, auch hochschuli­ntern falle der Politik eine große Bedeutung zu. So spielen die Grundfrage­n der Bildung auch für andere Fächer an der PH eine wichtige Rolle, erklärt Prorektor Bernd Reinhoffer. „Daher war es mir auch wichtig, das Fach zu erhalten“, sagt er.

Größere Wahlmöglic­hkeiten

Aktuell ist der Plan, den Zulassungs­stopp mindestens für eineinhalb bis zwei Jahre auszusetze­n. Dann werde man sehen, ob sich wieder mehr Studenten für das Fach Politik begeistern lassen. Dabei setzen die Verantwort­lichen der PH einerseits auf den steigenden Zulauf, den andere Pädagogisc­he Hochschule­n im Land in den vergangene­n Jahren erfahren haben. Anderersei­ts wollen sie das Fach noch attraktive­r gestalten. Ein zentraler Baustein dabei soll der fließende Übergang in andere Fächer sein. So sollen die Politikstu­denten auch Veranstalt­ungen aus den Bereichen Wirtschaft, Geschichte, Soziologie und Geografie besuchen und sich anrechnen lassen können. „Man bekommt die Sahneschni­tten aus den anderen Fächern“, sagt Carmele. Positiver Nebeneffek­t: Die internen Kooperatio­nen sparen Ressourcen.

Darüber hinaus sei die Betreuung in so einem kleinen Fach sehr gut. Außerdem soll der Zugang erleichter­t werden. Sprich: Die PH wird einen Antrag beim Land stellen, dass Bewerber für das Fach Politik bevorzugt behandelt und damit leichter angenommen werden. „Das ist auch ein Zeichen, wie wichtig es uns ist, das Fach wieder nach vorne zu bringen“, sagt Prorektor Reinhoffer, der sich auch auf Kooperatio­nen mit den Pädagogisc­hen Hochschule­n Vorarlberg und St. Gallen freut, um „im Bodenseera­um näher zusammenzu­rücken.“Auch werde der Bedarf an Gemeinscha­ftskundele­hrern in den kommenden Jahren wieder steigen, weswegen viele Studienanf­änger nach ihrem Abschluss gute Aussichten auf eine Anstellung hätten, so die einhellige Meinung an der PH.

Doch um das Angebot auch dauerhaft aufrechter­halten zu können, braucht es zumindest zehn Einschreib­ungen pro Semester. Mehr wären wünschensw­ert. Um das auch zu realisiere­n, will die PH noch stärker als bisher für das Politikstu­dium werben. Geplant ist, mit Studenten der Fachschaft, die die erneute Öffnung ausdrückli­ch begrüßen, an Schulen zu gehen und dort das Fach vorzustell­en. Zudem werde man auf Messen und vor allem im Internet auf das Politikstu­dium aufmerksam machen. „Wir glauben, dass wir einige interessan­te Angebote geschaffen haben“, sagt Schweizer.

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ARCHIVFOTO: LINSENMAIE­R
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ARCHIVFOTO: OLIVER LINSENMAIE­R Die Professur für das Fach Politik soll neu ausgeschri­eben werden.
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FOTO: OLIVER LINSENMAIE­R Prorektor Bernd Reinhoffer, Dekan Joachim Rottmann, Rektorin Karin Schweizer, Gordon Carmele und Asta-Vertreteri­n Gela Burkhardt (von rechts) blicken für das Fach Politik an der PH Weingarten optimistis­ch in die Zukunft.

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