Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Unternehmer, Mäzen, Kunstsammler
Siegfried Weishaupt, Chef des oberschwäbischen Brennerspezialisten Weishaupt, wird 80
SCHWENDI - Er ist eine der prägenden Persönlichkeiten Oberschwabens, vor allem in der Wirtschaft, aber auch weit darüber hinaus. Wenn Siegfried Weishaupt heute seinen 80. Geburtstag feiert, kann er auf ein äußerst erfolgreiches Lebenswerk zurückblicken, und wer ihn kennt, weiß, dass dieses auch noch keineswegs abgeschlossen ist. Sein Engagement auf vielen Feldern der Wirtschaft, der Kultur und der Kunst ist auch an der Schwelle zum neunten Lebensjahrzehnt ungebrochen.
Für Siegfried Weishaupt war der Lebensweg schon von Jugend an vorherbestimmt. Als Sohn des Firmengründers Max Weishaupt hatte er nicht nur dessen technische Begabung, sondern auch die Freude am unternehmerischen Gestalten und das Talent dazu geerbt, und so gab es für ihn nie Zweifel, dass er das Werk des Vaters einmal fortsetzen würde. So war es auch nur folgerichtig, dass er sich nach dem Abitur an der renommierten Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen als Student der Ingenieurwissenschaften in der Fachrichtung Wärmetechnik einschrieb und dieses Institut einige Jahre später mit dem akademischen Grad eines Diplom-Ingenieurs verließ.
Forschen und entwickeln
Die wissenschaftliche Ausbildung in Aachen hat Siegfried Weishaupts Denken und unternehmerisches Handeln sein ganzes Berufsleben hindurch maßgeblich beeinflusst. Für ihn hatten Forschung und Entwicklung immer einen besonderen Stellenwert, und das machte sich für das Unternehmen auch in hohem Maße bezahlt.
Als Siegfried Weishaupt nach dem Tod seines Vaters 1982 als alleiniger geschäftsführender Gesellschafter die Leitung der Max Weishaupt GmbH in Schwendi (Kreis Biberach) übernahm, hielt er sich an das Goethe-Wort: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.“Was er damals ererbte, war ein auch schon sehr erfolgreiches, aber doch ausschließlich aufs Brennergeschäft konzentriertes Unternehmen. Bei Öl-, Gas- und Kombinationsbrennern gehört Weishaupt auch nach wie vor zu den weltweit führenden Anbietern. Aber das Produktportfolio wurde in den vergangenen Jahrzehnten erheblich erweitert und der Internationalisierungsprozess massiv vorangetrieben.
Heute besteht die WeishauptGruppe aus drei Geschäftsbereichen. Zur Energietechnik gehören die Heizsysteme, die Brenner, die Wärmepumpen und die Solarkollektoren. Das Energiemanagement wird von der Tochtergesellschaft Neuberger Gebäudeautomation GmbH in Rothenburg repräsentiert. Für die Energiegewinnung steht die Baugrund Süd Gesellschaft für Geothermie mbH in Bad Wurzach. Gut 3500 Mitarbeiter zählt derzeit die Gruppe. Der konsolidierte Umsatz lag im Jahr 2018 bei rund 630 Millionen Euro. Das waren sechs Prozent mehr als 2017. Zum Ertrag wurden noch keine Zahlen veröffentlicht, aber bei der Feier für die Weishaupt-Arbeitsjubilare im Dezember sprach Siegfried Weishaupt auch hier von einer positiven Entwicklung.
Seiner Verantwortung für den Betrieb und seine Mitarbeiter ist Siegfried Weishaupt auch durch die sorgfältige Vorbereitung des Übergangs der unternehmerischen Verantwortung auf die dritte Generation gerecht geworden. Für Sohn Thomas, das darf man unterstellen, gilt das erwähnte Goethe-Wort ebenso wie für seinen Vater vor fast 40 Jahren.
Dass sich die heimische Wirtschaft den Rat eines so angesehenen Unternehmers sichern und sich von ihm auch in der Öffentlichkeit vertreten lassen wollte, war fast selbstverständlich. So stand Siegfried Weishaupt zwei Wahlperioden, von 1993 bis 2003, als Präsident an der Spitze der Industrie- und Handelskammer Ulm und hat in dieser Zeit auch viel bewegt. Zahlreiche regionalpolitische Initiativen aus diesem Jahrzehnt sind mit seinem Namen verbunden.
Verbunden mit Oberschwaben
Die Bedeutung Siegfried Weishaupts wäre aber mit seiner unternehmerischen Tätigkeit allein nur unzureichend beschrieben. Seiner oberschwäbischen Heimat, deren Kultur und Geschichte, fühlt er sich seit eh und je eng verbunden. Viele Jahre war er Präsident des Kuratoriums der Gesellschaft Oberschwaben. Die Herausgeber von einschlägigen Veröffentlichungen konnten ebenso auf Weishaupts Unterstützung zählen wie die Veranstalter von Ausstellungen, Konzerten und anderen kulturellen Ereignissen. Zu Recht betrachten ihn deshalb seine oberschwäbischen Landsleute als einen besonderen Glücksfall für die Region und den ganzen Südwesten. Weishaupts große Leidenschaft gehört aber der bildenden Kunst. Seine Sammlung zählt bundesweit zu den wichtigsten ihrer Art mit vielen Werken von Weltrang. Beispielhaft genannt seien nur die Arbeiten der großen Amerikaner Andy Warhol, Mark Rothko, Robert Longo, Frank Stella oder Keith Hearing. Als Siegfried Weishaupt 2007 im Herzen der Stadt Ulm seine Kunsthalle eröffnete, war dies sicher ein Höhepunkt in seinem Leben als Kunstsammler. Aber es war zugleich ein großzügiges Geschenk an die Region und eine kaum zu überschätzende Bereicherung für deren kulturelles Leben.