Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Waldseer Druckerei stellt Produktion ein
Verkauf und Mediengestaltung von „Druckwerk Süd“an Druckerei bei Stuttgart verkauft
BAD WALDSEE - ●Ein traditionsreiches Geschäft geht zu Ende: Die Produktion im „Druckwerk Süd“in der Biberacher Straße in Bad Waldsee wird noch in diesem Jahr eingestellt. Die weiteren Unternehmensbereiche Verkauf und Mediengestaltung wurden an eine Druckerei aus dem Raum Stuttgart verkauft.
„Es gibt einen starken Wandel in der Medienindustrie. Diesen Wandel spüren wir schon seit 10 bis 15 Jahren relativ stark“, erklärt Michael Liebel, Geschäftsführer der Gesellschafterin „Liebel Druck & Verlag“und spricht die Konkurrenz im Internet an. Seitdem Visitenkarten, Briefbogen und Co. online erhältlich sind, gingen die Aufträge und folglich auch die Umsätze peu á peu zurück. „Es gibt einen erbitterten Preiskampf auf dem Markt – und dass, obwohl schon etliche Druckereien vom Markt verschwunden sind“, zeigt Liebel die angespannte Wettbewerbssituation auf.
Angespannte Preislage und hoher Konkurrenzdruck
Das rückläufige Druckvolumen, die angespannte Preislage und der hohe Konkurrenzdruck ließen den Verantwortlichen keine andere Wahl. „Wir schreiben seit geraumer Zeit keine positiven Zahlen mehr. Und für die Zukunft sieht es auch nicht besser aus“, berichtet Liebel. Bislang sei das Defizit vom Mutterbetrieb „Liebel Druck & Verlag“ausgeglichen worden. Doch Liebel will die Augen vor den negativen Zukunftsaussichten nicht verschließen. „Wir haben gedacht das Druckgewerbe erholt sich wieder. Aber man kann den Wandel nicht aufhalten“, sagt Liebel.
Gegründet wurde das „Druckwerk Süd“im Jahr 2007. Es ist ein Zusammenschluss der Biberacher Verlagsdruckerei, „J. Walchner Druck“ aus Wangen sowie „Liebel Druck“. Alle drei Firmen blicken auf eine lange Traditionen zurück, die bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zurückreichen. Im Jahr 2019 wird diese Tradition beendet. „Das macht einen schon wehmütig. Aber es ist eine Entscheidung, die wir nicht freiwillig oder spontan getroffen haben. Wir konnten die Zeichen der Zeit nicht weiter ignorieren“, begründet Liebel die Entscheidung, die den Verantwortlichen nicht leicht gefallen ist.
Die Mitarbeiter wurden in der vergangene Woche über die Zukunft des Unternehmens informiert. Bis zum 30. September wird noch produziert, dann ist Schluss. „Bis dahin werden wir noch Restaufträge abwickeln, dann aufräumen und die Maschinen verkaufen. Das Gebäude soll dann saniert und vermietet werden“, berichtet Liebel. Neben dem bereits ansässigen Architekturbüro „Bauart Liebel Kies“wird auch eine Druckerei aus Stuttgart Räume im rund 2500 Quadratmeter großen Gebäude beziehen. Schließlich ist es den Verantwortlichen gelungen, den Teilbetrieb Verkauf und Mediengestaltung an diese Druckerei zu verkaufen. Damit konnten acht der insgesamt 27 Arbeitsplätze erhalten werden. „Die Druckerei aus dem Raum Stuttgart kann mit den zusätzlichen Aufträgen eine höhere Auslastung erreichen, die Umsätze nach oben fahren und sich für die Zukunft rüsten“, betont Liebel.
Die Überlegungen zur Zukunft der Bad Waldseer Druckerei dauern bereits zwei Jahre an. „Es war sehr schwer, aber irgendwann muss man eine Entscheidung treffen“, so Liebel, dessen Vater Adolf Liebel noch bis zu seinem Tod im Oktober in den Prozess involviert war.