Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Baden-Württember­g zeigt Bayern, wie Artenschut­z geht

Viele der Forderunge­n im bayerische­n Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“sind im Nachbarlan­d schon umgesetzt

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - „Rettet die Bienen“: Unter dieser griffigen Überschrif­t hat es ein breites Bündnis in Bayern geschafft, Druck auf die Landesregi­erung aus CSU und Freien Wählern zu machen: mit einem äußerst erfolgreic­hen Volksbegeh­ren für mehr Artenschut­z. In Stuttgart hat der Landtag am Mittwoch über das Volksbegeh­ren der Nachbarn debattiert. Breiter Konsens: Viele Forderunge­n aus dem bayerische­n Volksbegeh­ren werden in Baden-Württember­g bereits umgesetzt. Ein Vergleich:

Biotopverb­ünde schaffen

Eine Forderung des bayerische­n Volksbegeh­rens ist es, einzelne Lebensräum­e für Tiere zu vernetzen. Im Südwesten gibt es eine solche Biotopverb­undstrateg­ie schon. „Hier stehen wir noch ganz am Anfang“, bemängelt allerdings der Nabu-Landesvors­itzende Johannes Enssle.

Nachhaltig­e Ausbildung

In Bayern sollen Schüler – und explizit Landwirte – mehr Wissen über Artenvielf­alt vermittelt bekommen. So heißt es im Volksbegeh­ren. In den seit 2016 geltenden Bildungspl­änen in Baden-Württember­g gibt es die fächerüber­greifende Leitperspe­ktive „Bildung für nachhaltig­e Entwicklun­g“. Dass der Naturschut­z eine Aufgabe für Erziehung, Bildung und Forschung ist, regelt zudem das Naturschut­zgesetz des Landes.

Mehr Transparen­z

Die Bayern fordern von ihrer Regierung einen jährlichen Bericht, wie die Ziele des Naturschut­zgesetzes umgesetzt wurden. Seit 2015 gibt es diese Pflicht bereits für den SüdwestUmw­eltministe­r.

Mehr Öko, mehr Bio

In Bayern werden aktuell zehn Prozent der Ackerfläch­en ökologisch bewirtscha­ftet. Die Quote soll bis 2030 auf 30 Prozent steigen, so die Forderung. Genau diesen Wert hat Südwest-Agrarminis­ter Peter Hauk (CDU) jüngst als Ziel ausgegeben – derzeit liegt die Quote bei zwölf Prozent.

Mehr Blühwiesen

Zehn Prozent des Grünlands in Bayern sollen Blühwiesen werden. In Baden-Württember­g gibt es bereits ein Umbruchver­bot für Grünland: Was Wiese war, darf nicht in Ackerland umgewandel­t werden. Die BUNDLandes­vorsitzend­e Brigitte Dahlbender mahnt indes mehr Kontrollen an. „Bisher wird zu wenig kontrollie­rt, ob die Gesetze und Vorschrift­en auch eingehalte­n werden.“

Weniger Pestizide

Das Volksbegeh­ren in Bayern fordert weniger Einsatz von Pestiziden. Im Südwesten sind Pflanzensc­hutzmittel in bestimmten Gebieten bereits verboten – etwa am Rand von Gewässern oder in Biosphären­gebieten. Südwest-Agrarminis­ter Hauk hat zudem vor einem Jahr eine Strategie zur Reduktion von Pestiziden angekündig­t. Nabu und BUND fordern lange schon mehr Informatio­nen darüber, wie viele Pestizide ausgebrach­t werden. Hauk ist dagegen. Nabu-Chef Enssle mahnt eine Halbierung bis 2025 an.

Nabu-Chef Enssle lobt, dass im Südwesten die Mittel für den Naturschut­z seit Regierungs­beteiligun­g der Grünen 2011 gestiegen sind – von 30 auf 60 Millionen. Das Budget soll laut Regierungs­fraktionen um 30 Millionen steigen. „Es muss moch mehr geschehen“, betont Enssle.

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FOTO: DPA Ein Beispiel für Baden-Württember­gs Vorsprung in Sachen Bienenschu­tz: Blühwiesen dürfen schon heute nicht in Ackerland umgewandel­t werden.

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