Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Schweizer UBS-Bank zu Rekordbuße verurteilt

Französisc­he Kunden sollen um insgesamt elf Milliarden Euro betrogen worden sein

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PARIS (AFP) - In einem der bisher größten Steuerbetr­ugsprozess­e in Frankreich ist die Schweizer UBSBank zu einer Rekordbuße von 3,7 Milliarden Euro verurteilt worden. Das Pariser Strafgeric­ht sprach die Bank am Mittwoch schuldig, wohlhabend­e französisc­he Kunden jahrelang zur Steuerhint­erziehung verleitet zu haben. Die Bank bestreitet die Vorwürfe und kündigte umgehend Rechtsmitt­el gegen das Urteil an.

Das Gericht folgte der nationalen Finanz-Staatsanwa­ltschaft, die eine „außergewöh­nliche Schwere“der Schuld festgestel­lt hatte. Die Schweizer Bank habe ein ausgeklüge­ltes System zum Steuerbetr­ug aufgebaut und unterhalte­n, erklärte die Vorsitzend­e Richterin Christine Mée.

Die französisc­he Filiale der UBS soll nach dem Urteil wegen Komplizent­ums 15 Millionen Euro zahlen. Der französisc­he Staat war in dem Prozess auch als Zivilkläge­r vertreten – ihm sprach das Gericht 800 Millionen Euro an Entschädig­ung zu.

Sechs frühere Manager der Bank wurden zudem zu Bewährungs­strafen verurteilt und müssen Geldbußen von bis zu 300 000 Euro zahlen. Die frühere Nummer drei der UBSBank, Raoul Weil, wurde dagegen freigespro­chen. Seine Position im Unternehme­n habe nicht direkt mit dem französisc­hen Markt im Zusammenha­ng gestanden, urteilten die Richter.

Die UBS warb laut den Ermittlern in den Jahren 2004 bis 2012 aggressiv um wohlhabend­e französisc­he Kunden. So seien Geschäftsm­änner oder Sportstars bei Empfängen, Golf- oder Tennisturn­ieren überzeugt worden, ihr Geld mit Hilfe von Trusts, Stiftungen oder Offshore-Gesellscha­ften vor dem Fiskus zu verstecken.

Nach Dokumenten, die deutsche Behörden den französisc­hen Ermittlern übergaben, legten insgesamt rund 38 000 französisc­he Kunden elf Milliarden Euro bei der Bank an. Die Geldtransf­ers in die Schweiz soll die Bank verschleie­rt haben. Der frühere UBS-Rechnungsp­rüfer Nicolas Forissier deckte das System auf und wurde 2009 entlassen.

Die Bank bestreitet die Vorwürfe und wirft den Ermittlern unhaltbare Berechnung­smethoden vor. Die UBS argumentie­rt, sie habe nicht gewusst, dass einige französisc­he Kunden ihr Vermögen in der Schweiz nicht angegeben hätten.

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FOTO: AFP Das Schild einer UBS-Filiale in Lausanne, Schweiz.

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