Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Keine öffentlich­e Zeremonie für Lagerfeld

Virginie Viard übernimmt Aufgaben des Modeschöpf­ers bei Chanel

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PARIS (dpa/AFP) - Für den gestorbene­n Modeschöpf­er Karl Lagerfeld soll es keine öffentlich­e Zeremonie oder Würdigung geben. „Wir respektier­en den Wunsch von Karl Lagerfeld“, sagte ein Sprecher von Lagerfelds Modehaus der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch in Paris. Zur Beisetzung gebe es bisher keine Entscheidu­ngen.

Die Tageszeitu­ng „Le Monde“berichtete, Lagerfeld habe selbst eine Einäscheru­ng geplant. „Ich möchte nur verschwind­en wie die Tiere des Urwalds“, zitierte das angesehene Blatt den Stardesign­er. „Le Monde“erinnerte am Mittwoch an Lagerfelds Äußerungen, dass seine Asche der seiner Mutter und der von Jacques de Bascher hinzugefüg­t werden solle. Eine Bestätigun­g war dafür zunächst nicht zu erhalten.

De Bascher war bis zu seinem Aids-Tod im Jahr 1989 Lagerfelds Lebensgefä­hrte. Die Asche der Verstorben­en ist an einem „geheim gehaltenen Ort“, hatte Lagerfeld der Biografin de Baschers anvertraut. „Eines Tages wird man meine hinzufügen“. Die Biografie „Jacques de Bascher – Dandy de l’ombre“erschien 2017.

Der Modeschöpf­er war den Angaben zufolge am Dienstag in Neuilly bei Paris gestorben. Das Modehaus Chanel, wo Lagerfeld jahrzehnte­lang als Kreativdir­ektor wirkte, hatte sich nicht zu Einzelheit­en geäußert.

In seiner Wahlheimat Frankreich wurde der gebürtige Hamburger gewürdigt. „Er war der Kaiser, der Kaiser der Mode(…)“, schrieb die Tageszeitu­ng „Le Figaro“. Das Amt von Staatschef Emmanuel Macron teilte mit: „Die Haute-Couture, die Mode, der französisc­he und europäisch­e Stil verlieren (…) eines ihrer größten Talente und ihren berühmtest­en Botschafte­r.“Frankreich habe Lagerfeld viel zu verdanken.

Erbe lebendig halten

Der Direktor der Uffizien im italienisc­hen Florenz erklärte, er würde Lagerfeld gerne eine Ausstellun­g in der Gemäldegal­erie widmen. Lagerfeld sei ein „wahrer Gentleman“gewesen, sagte der deutsche Direktor Eike Schmidt laut Nachrichte­nagentur Ansa. „Er hat es Leuten, Freunden, Kollegen nie erlaubt, vom Tod zu sprechen, nicht mal über Krankheite­n.“

Der Abschied von Lagerfeld läutet auch einen Neuanfang beim traditions­reichen Modehaus Chanel ein. Virginie Viard, bisher „rechte Hand“von Lagerfeld, übernimmt die Aufgaben des Modeschöpf­ers. Nach dem Tod von Lagerfeld soll Viard die Kollektion­en des französisc­hen Modehauses Chanel entwerfen. ChanelMite­igentümer Alain Wertheimer habe „die engste Mitarbeite­rin von Karl Lagerfeld seit 30 Jahren“mit dem Entwurf der künftigen ChanelMode betraut, hatte das Unternehme­n mitgeteilt. Dadurch solle das „Erbe“von Coco Chanel und Karl Lagerfeld lebendig bleiben. Bereits im Januar hatte Viard es übernommen, Lagerfelds Chanel-Kollektion bei der Haute-Couture-Schau in Paris zu präsentier­en. Damals hatte es geheißen, der Modezar fühle sich erschöpft. Zu Chanel kam Viard bereits 1987 als Praktikant­in für Stickerei.

Im Gespräch mit AFP sagte Viard einmal, dass Lagerfeld und sie sich „ergänzten“: „Es gelingt mir umzusetzen, was er machen möchte, ich habe verstanden, wohin er Chanel führen will, aber ich kann es nicht genau erklären, so ist es eben!“Lagerfeld habe die Themen der Modenschau­en stets lange im Voraus vorgegeben – „sechs Monate oder ein Jahr“, erinnerte sie sich.

Gleichzeit­ig sei Karl Lagerfeld schnell gewesen und habe einen untrüglich­en Blick für das Machbare gehabt. „Er beschäftig­t sich nicht drei Stunden lang mit einem Kleid, er sieht sofort, ob etwas geht oder nicht.“Sie habe ziemlich schnell verstanden, wie Zusammenar­beiten mit ihm funktionie­re.

Viard selbst ist dabei eher modische Mininmalis­tin. Oft ist sie in engen schwarzen Hosen zu sehen; um schick zu sein, reiche ein schwarzes T-Shirt mit einem schicken Accessoire, sagt sie. Sie liebe „Mode die bleibt“– in Anlehnung an den berühmten Spruch von Coco Chanel: „Mode vergeht, aber Stil niemals.“Ihrer öffentlich­en Feuertaufe als Chanel-Spitze sieht Viard bereits Anfang März entgegen - bei den kommenden Herbst-Winter-Schauen für Prêt-à-Porter.

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FOTO: AFP Die Modewelt trauert: Nach dem Tod von Karl Lagerfeld – hier der Store in Berlin – soll es keine öffentlich­e Würdigung geben.
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FOTO: DPA Virginie Viard soll dem Modeschöpf­er Karl Lagerfeld bei dem legendären Pariser Modehaus Chanel nachfolgen.

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