Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Die Seele fehlt

„Mein Bester und ich“: Nur mäßig gelungenes US-Remake

- Von Wolfgang Marx

Hollywood liebt Recycling, gerne auch europäisch­er Stoffe. Das geht mal gut („Drei Männer und ein Baby“), mal geht es schief („Der Mann, der die Frauen liebte“). Nun hat es die französisc­he Erfolgskom­ödie „Ziemlich beste Freunde“(2011) erwischt, die weltweit mehr als 400 Millionen Dollar eingespiel­t hat. In den USA, wo man Synchronis­ierungen oder Untertitel nicht wirklich mag, aber nur 10 Millionen. Ein Ergebnis, das man mit dem Remake „Mein Bester und ich“von Neil Burger gerne korrigiere­n möchte.

Dafür wurden mit Bryan Cranston („Breaking Bad“), Kevin Hart und Nicole Kidman hochkaräti­ge Stars aufgeboten. Vor allem Kevin Hart wird mit bangem Blick auf den US-Start des Films geblickt haben, nachdem ihn schwulenfe­indliche Bemerkunge­n die Oscar-Moderation gekostet haben. Nun, er kann sich beruhigen: „Mein Bester und ich“landete auf Anhieb auf Platz eins der nordamerik­anischen Kinocharts. Die Rechnung scheint aufzugehen.

Das feine Pariser Stadtpalai­s wurde gegen ein luxuriöses Penthouse in New York eingetausc­ht. Doch das wirkt durch seine geradezu aseptische Einrichtun­g trotz der Kunstwerke an der Wand kalt und seelenlos – und so fühlt sich über weite Strecken leider auch der Film an.

Dabei muss man eigentlich auf nichts verzichten: Alle wichtigen Szenen des Originals wurden auch für das Remake übernommen, in dem jetzt Kevin Hart den ungewollte­n Job bekommt, den gelähmten Philip (Bryan Cranston) zu pflegen.

Dann aber begann das große Würfeln: Erst wurde „Ziemlich beste Freunde“dekonstrui­ert und dann nach einem nicht ganz einsichtig­en Baukastenp­rinzip neu zusammenge­setzt. Und geglättet: Alle Drogengesc­hichten wurden getilgt, dafür rückt die Beziehung des frisch aus dem Knast entlassene­n Dell (Hart) zu seiner Ex-Frau und seinem Sohn in den Fokus. So mancher Faden wurde weitergesp­onnen: „Ziemlich beste Freunde“endet mit dem Treffen von Philip und seiner Briefpartn­erin, das einen Weg in die Zukunft weist.

Was die Drehbuchau­toren geritten hat, diesen besonders emotionale­n Moment schon wesentlich früher in die Geschichte einzuführe­n, bleibt ihr Geheimnis. Auf jeden Fall haben sie sich, das kann man schon mal verraten, ordentlich dabei vergaloppi­ert. Aber da ist ja noch Yvonne (Nicole Kidman), die als Philips Assistenti­n den Laden zusammenhä­lt.

Kevin Hart allerdings ist kein Omar Sy, der mit seinem strahlende­n Lächeln und seiner entwaffnen­den Naivität Herz und Seele von „Ziemlich beste Freunde“ist. Wer das Original nicht kennt, kann mit „Mein Bester und ich“trotzdem Spaß haben. Aber an das Original reicht das US-Remake nicht heran. (dpa)

Mein Bester und ich. Regie: Neil Burger. Mit Bryan Cranston, Kevin Hart, Nicole Kidman. USA 2017. 126 Minuten. FSK ab 6.

 ?? FOTO: CONSTANTIN ?? Dell (Kevin Hart, rechts) vermittelt dem gelähmten Philip (Bryan Cranston) vor allem eins: Lebensfreu­de.
FOTO: CONSTANTIN Dell (Kevin Hart, rechts) vermittelt dem gelähmten Philip (Bryan Cranston) vor allem eins: Lebensfreu­de.

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