Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mit Mediation Rosenkrieg vermeiden
Vortrag klärt auf über außergerichtliche Streitschlichtung bei Scheidung
WEINGARTEN (wel) - Wenn sich Paare trennen, ist das meist eine traumatische Erfahrung, vor allem für Kinder. Wie man durch Mediation, also durch außergerichtliche Konfliktlösung, eine Scheidung für alle Beteiligten erträglicher und vor allem kostengünstiger gestalten kann, das zeigte der Vortrag des Mediators und Fachanwaltes für Familienrecht, Franz Hanßler, am Dienstagabend im Familientreff auf. Es war die Auftaktveranstaltung zur siebenteiligen Informationsreihe „Eltern bleiben Eltern trotz Trennung oder Scheidung“. Veranstalter ist die Arbeitsgemeinschaft Trennung/ Scheidung im Landkreis Ravensburg.
Die Ehe ist kaputt. Eine Trennung steht ins Haus. Eine der ersten Fragen wird sein: Geht man zum Anwalt oder zum Mediator? Im ersten Fall beschreitet man den oft langen und teuren Gerichtsweg, an dessen Ende der Richter entscheidet. Im zweiten Fall bemühen sich die Beteiligten selbst die Dinge außergerichtlich zu regeln, gerade auch im Interesse der Kinder. „Es ist nicht immer eine Alternative, aber oft die bessere“, sagt Franz Hanßler, Fachanwalt für Familienrecht aus Ravensburg mit langjähriger Erfahrung als Mediator. Voraussetzung sei ein Rest von Respekt und Verständnis für den anderen. Und es gehöre Mut dazu, sich mit diesem in die Konfliktzone zu begeben, was oft nicht angenehm sei, aber auch die Chance böte für die Weiterentwicklung der eigenen Person. Unabdingbar auch, dass beide Partner eine Mediation wollten, an deren Ende dann eine einvernehmliche, rechtsverbindliche Vereinbarung steht, die Dinge wie Unterhalt, Sorgerecht, Zugewinnausgleich und anderes regelt.
Es geht darum, den anderen zu verstehen
Gehe es im Gericht um Fakten, so spiele bei der Mediation auch Emotionales eine Rolle, wie die Frage: „Was hast du für Bedürfnisse?“Recht zu bekommen und den anderen schlechtzumachen, das würde bei der Mediation nicht hochgekocht. Da gehe es um Verstehen. Warum handelt der andere so? Warum ticke ich so? Viel Psychologie spiele bei dieser Art der Streitschlichtung mit rein, was eben auch Teil der Ausbildung zum Mediator ist. Am Ende stünden Kompromisse, bei denen jeder auch nachgeben müsse.
Je nachdem, was alles an Themen ansteht, kann eine Mediation, gemäß Hanßler, von zwei bis drei Sitzungen bis zu zehn und mehr dauern. Entscheidend sei die Qualität der Kommunikation. „Je besser die Kommunikation, umso einfacher die Mediation“, sagt Hanßler. Im Falle einer kompletten Zerrüttung, wo man sich nur noch an die Gurgel will, rät Hanßler, der neben Jura auch Sozialpädagogik studiert hat, von einer Mediation ab. In diesem Fall sei man mit zwei Anwälten besser gewappnet.
Eine Mediation ist günstiger als Anwaltskosten
Die Kosten bei einer Mediation sind geringer als bei einem Gerichtsverfahren, wo zu Anwaltskosten nach Streitwert noch Gerichtskosten anfallen, wenn‘s schlecht läuft durch zwei Instanzen. Kommt es zu einem Vergleich, fallen auch da noch Gebühren an. Bei der Mediation hingegen ist ein Zeithonorar zu zahlen, das sich, laut Hanßler, zwischen 100 und 200 Euro pro Stunde bewegt.
Gerade wenn Eltern nach ihrer Trennung das Wohl ihrer Kinder im Auge behalten wollen, plädiert der Fachanwalt für Familienrecht für eine außergerichtliche Konfliktschlichtung, um auch langfristig miteinander im Gespräch zu bleiben und für die Kinder da zu sein. Bei hohem Streitwert komme die Mediation im Übrigen deutlich billiger. Sie ermögliche es, Pakete zu schnüren, wo Dinge miteinander verrechnet würden, wie etwa ImHaus-Bleiben mit dem Unterhalt. Und Mediation biete die schnellere Lösung, während sich Gerichtsverfahren lange hinziehen können.
Der nächste Vortrag der Reihe „Eltern bleiben Eltern trotz Trennung oder Scheidung“ist am Dienstag, 26. Februar, um 19.30 Uhr im Haus der Familie, Liebfrauenstraße 24 in Weingarten. Thema: Rechtlicher Überblick: Trennungs-/Scheidungsverfahren