Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Helga Reichert will Filmfestpublikum verjüngen
Neue Intendantin einstimmig gewählt – Diskussion über Form der Anstellung in Biberach
BIBERACH - Einstimmig ist Helga Reichert von den Mitgliedern des Vereins Biberacher Filmfestspiele am Montagabend zur neuen Intendantin des Festivals gewählt worden. Sie folgt in diesem Amt ihrem Mann und Festspielgründer Adrian Kutter. Der Wahl voran ging bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung im HansLiebherr-Saal der Stadthalle allerdings eine längere Diskussion.
Zur Debatte stand allerdings nicht die Person Helga Reichert, sondern die Form, wie das Intendantenamt dem Verein angegliedert sein soll. Der Vereinsvorstand habe laut dem Vorsitzenden Tobias Meinhold beschlossen, dass Reichert als Intendantin ebenfalls dem sechsköpfigen Vorstand angehören soll – so wie es in den vergangenen Jahren bei Adrian Kutter der Fall war. Der Unterschied: Während Kutter dies komplett ehrenamtlich machte, soll Helga Reichert für ihre Arbeit künftig ein Honorar erhalten. Über dessen Höhe war bei der Versammlung nichts zu erfahren, die entsprechenden Vertragsunterlagen werden derzeit noch vom Vorstand mit Unterstützung eines Juristen erarbeitet. Eine hohe fünf- bis sogar sechsstellige Summe, wie sie von der Medienund Filmgesellschaft BadenWürttemberg für einen solchen Posten empfohlen wurde, werde es aber sicher nicht sein, hieß es seitens des Vorstands. „Das können wir uns gar nicht leisten“, so Schriftführer Reinhard Brockof.
Einige Mitglieder äußerten Bedenken, ob es hier nicht zu Interessenskonflikten kommen könne. Der Vorstand habe zum einen eine gewisse Kontrollfunktion, unter Umständen auch dem Intendanten gegenüber. Zum anderen entscheide der Vorstand auch über das Honorar für den Intendanten. Sei dieser Mitglied des Vorstands, entscheide er darüber quasi selbst mit.
Nach ihrem abgeschlossenen Jurastudium, hatte die heute 45-Jährige Reichert die Schauspielschule in Köln besucht, nebenbei fürs Radio gearbeitet und bis zu ihrer Heirat und den beiden Kindern rund 200 Vorstellungen pro Jahr gespielt. Aufgrund der Familie beruflich kürzer treten zu müssen, sei ihr „verdammt schwergefallen“. Sie habe sich in dieser Zeit in Biberach im sozialen Bereich ehrenamtlich engagiert und bei den Festspielen in Burgrieden als Schauspielerin und Regieassistentin gearbeitet.„Ich möchte die Filmfestspiele nicht neu erfinden, weil sie genau so gut sind, wie sie sind“, sagte Reichert. Sie wolle das Festival künftig aber mit einer Kinderbetreuung sowie mit Kinder- und Jugendfilmen etwas familienfreundlicher und jünger gestalten. Es gehe darum, eine neue Generation des bei Filmschaffenden geschätzten Biberacher Kinopublikums heranzuziehen.