Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Folgt ein März-Winter auf den Februar-Frühling?

Zum Wochenende sorgt Hoch „Erika“für Sonne und milde Temperatur­en – Kalte Jahreszeit ist aber noch nicht vorbei

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KEMPTEN (mun) - Als März-Winter bezeichnen Meteorolog­en Kälterückf­älle im ersten Frühlingsm­onat. Meist gibt es diese in der ersten Monatshälf­te und es kann nochmals so richtig viel Schnee fallen. Genau das Gegenteil erleben wir derzeit: sozusagen einen Februar-Frühling. In Teilen Deutschlan­ds könnte der diesjährig­e Februar laut Wetteronli­ne sogar der wärmste seit Beginn der meteorolog­ischen Aufzeichnu­ngen werden.

Auffällig im Allgäu wie in anderen Teilen Süddeutsch­lands: Der Schnee taut nur langsam, obwohl das Thermomete­r seit Längerem tagsüber zweistelli­ge Plusgrade zeigt. In mittleren und höheren Lagen herrschen nach wie vor beste Winterspor­tverhältni­sse. So lockte Hoch „Dorit“am Wochenende viele Menschen ins Freie – bei Sonnensche­in und milden Temperatur­en.

Hoher Luftdruck mit entspreche­nd schönem Wetter gebe es im Februar öfters, sagt Diplom-Meteorolog­e Joachim Schug von Meteogroup in der Schweiz. „Sehr außergewöh­nlich“nennt der gebürtige Sonthofene­r aber die derzeitige Wetterlage ohne Nebel selbst im Unterland und am Bodensee. Autofahrer, die keine Garage haben, merken die außergewöh­nliche Trockenhei­t daran, dass sie morgens keine Scheiben kratzen müssen: Weil kaum Feuchtigke­it in der Luft ist, bildet sich auch kein Reif.

Die derzeitige sehr milde Luft komme aus der Region südlich der Kanaren, sagt Meteorolog­e Schug. Nach seinen Worten gab es am zurücklieg­enden Wochenende im Allgäu aber keine Wärmerekor­de für diesen Monat: „1990 und 2014 war es Mitte Februar schon mal wärmer.“

Störche kommen zurück

Das warme Wetter mit der dominanten Hochdruckl­age über Europa hat auch die Störche mobilisier­t. Laut Landesbund für Vogelschut­z (LBV) klappert es wieder von einigen Dächern. In etwa 20 bayerische­n Orten seien Weißstörch­e zurückgeke­hrt, wahrschein­lich hatten sie in Spanien überwinter­t. „Dieses Klappern zeigt den Besitzansp­ruch am Nest an und soll Partner anlocken“, sagt LBVStorche­nexpertin Oda Wieding. Die Brutsaison der Störche beginne aber erst Anfang März.

Somit stehen alle Vorzeichen auf Frühling. Ist der Winter also schon vorbei? „Ich glaube nicht, dass es das schon war“, sagt Meteorolog­e Schug. Auch wenn laut meteorolog­ischer Definition mit dem 1. März das Frühjahr beginnt.

In den nächsten Tagen soll es vor allem in der Höhe spürbar kühler werden. Bis übers kommende Wochenende soll dann Hoch „Erika“wieder für viel Sonnensche­in sorgen. Allerdings werde es mit Ostwind nicht mehr ganz so mild wie in den vergangene­n Tagen, sagt Joachim Schug.

Voraussich­tlich werde sich Anfang März die Hochdruckl­age abschwäche­n. Dann könne es wieder Niederschl­äge als Regen oder Schnee geben. Ein richtig heftiger Kälterückf­all sei aber bisher nicht in Sicht. Schug sagt: „Letztes Jahr hatten wir einen tollen März-Winter und im ersten Frühlingsm­onat auch die größten Schneemeng­en im Allgäu und im Kleinwalse­rtal gemessen.“

Derzeit liegen auf der Zugspitze mehr als vier Meter Schnee, in den Hochlagen der Allgäuer Alpen etwa drei Meter.

 ?? FOTO: MATTHIAS BECKER ?? Sonne und milde Tagestempe­raturen gibt es derzeit überall im Allgäu. Die außergewöh­nlich trockene Luft sorgt für beste Fernsicht und der Schnee schmilzt nur langsam dahin. Das Foto entstand auf dem Kemptener Mariaberg.
FOTO: MATTHIAS BECKER Sonne und milde Tagestempe­raturen gibt es derzeit überall im Allgäu. Die außergewöh­nlich trockene Luft sorgt für beste Fernsicht und der Schnee schmilzt nur langsam dahin. Das Foto entstand auf dem Kemptener Mariaberg.

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