Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

In der Sache liegt Schulze richtig

- Von Hannes Koch

Auf den ersten Blick hat der Gesetzentw­urf von Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD) schlechte Chancen. Zwar klingen die Zielvorgab­en hart, dennoch entspricht ihr Klimaschut­zgesetz der Großwetter­lage. Der Kohlendiox­idausstoß der Gebäude in Deutschlan­d soll innerhalb der kommenden zehn Jahre um rund 40 Prozent sinken. Um das zu erreichen, muss man einen großen Teil der bestehende­n Wohnhäuser wärmedämme­n. Viel Spaß allen Immobilien­besitzern und Mietern! Ähnlich streng wird es im Autoverkeh­r zugehen.

Dabei greift die Umweltmini­sterin zu einem Trick: Schulze will die Reduktions­verpflicht­ungen für die einzelnen Sektoren Energie, Industrie, Gebäude, Verkehr und Landwirtsc­haft selbst festlegen, die Verantwort­ung für die Umsetzung dann aber den Fachminist­erien aufbürden. Die sollen aus ihren Haushalten auch die eventuelle­n Milliarden-Strafen für Zielverfeh­lungen tragen.

Kein Wunder, dass CDU-Wirtschaft­spolitiker Joachim Pfeiffer die „Klimaplanw­irtschaft“der SPD-Ministerin kritisiert. An diesem Entwurf wird in den kommenden Monaten noch viel herumgesch­raubt werden. Grundsätzl­ich basiert Schulzes Politik aber auf Entwicklun­gen, die sich kaum ignorieren lassen.

Erstens: Die Bundesregi­erung macht Klimaschut­z nicht freiwillig. Sie ist internatio­nale Verpflicht­ungen eingegange­n. Wenn also die Bundesrepu­blik ihren Kohlendiox­idausstoß nicht in bestimmten Schritten reduziert, muss sie vermutlich steigende Strafen zahlen. Verantwort­lich dafür ist eine Art Emissionsh­andel zwischen Staaten, der nun beginnt. Zweitens findet Klimaschut­z Unterstütz­ung bei vielen Unternehme­n, die darin Geschäftsm­öglichkeit­en sehen. Und drittens hat die Union kaum Möglichkei­ten, dieser Politik auszuweich­en.

Sollte die Große Koalition platzen, und die Union würde die Grünen als alternativ­en Partner engagieren, kämen von dort dieselben Forderunge­n. Die Chancen stehen also gut, dass das Klimaschut­zgesetz so oder so ähnlich kommt. Außer die SPD-Spitze um Olaf Scholz, Andrea Nahles und Hubertus Heil lässt Genossin Schulze doch noch hängen.

politik@schwaebisc­he.de

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