Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Schüler befragen Winfried Kretschman­n

Ministerpr­äsident besucht die Humpis-Schule – Jugendlich­e beschäftig­t der Klimaschut­z

- Von Florian Peking KARIKATUR: RAINER WEISHAUPT

RAVENSBURG - Schüler drängen sich vor die Fenster der Humpis-Schule in Ravensburg und machen große Augen: Der Ministerpr­äsident von Baden-Württember­g schlendert über ihren Schulhof ins Gebäude. Dem Politiker ist die Schule nicht unbekannt, immerhin lehrt sein Sohn Albrecht Kretschman­n hier die Fächer Deutsch und Spanisch.

Am Freitag aber ist er der Einladung von Schulleite­r Hubert Fritz gefolgt, um einen Vortrag über „die Herausford­erungen der Zukunft“zu halten. Und, um sich den kritischen Fragen der Schüler zu stellen. Sie hatten die Möglichkei­t, mit Kretschman­n über politische Aspekte zu sprechen, die sie selbst bewegen. Acht Klassen mit Schülern verschiede­nen Alters bereiteten dafür Fragen vor. Die Jüngsten unter ihnen sind 16 Jahre alt, die Ältesten Ende 20.

Es sind vielfältig­e Themen, die die Humpis-Schüler umtreiben. Sie wollten Kretschman­ns Meinung zur Urheberrec­htsreform der EU und zu den Schülerpro­testen für mehr Klimaschut­z wissen, stellten Fragen über den Digitalpak­t und die AfD im Landtag. Von letzterer wusste Kretschman­n nichts Gutes zu berichten: „Die Verrohung der Debattenku­ltur ist beängstige­nd.“

Auch internatio­nale Politik interessie­rte die Schüler. Einer von ihnen fragte: „Herr Kretschman­n, was halten Sie von Kommunismu­s und von Putin?“– Gelächter im Hörsaal. Das seien eigentlich zwei Fragen, schmunzelt der Ministerpr­äsident. Dann wurde er ernst und warnte vor dem „Trend zu autoritäre­n Regimes“und den „Gefahren einer neuen atomaren Aufrüstung“.

Besonders am Herzen lag den jungen Menschen das Thema Umweltund Klimaschut­z. Ein Mädchen wollte wissen, wie die Landwirtsc­haft ökologisch­er werden könne. Kretschman­n nahm in seiner Antwort jeden Einzelnen in die Pflicht: Die Verbrauche­r müssten für Lebensmitt­el tiefer in die Tasche greifen, damit sich etwas ändert. „Wer für Lebensmitt­el so viel bezahlen will wie für Hundefutte­r, der kriegt auch Hundefutte­r“, so der Ministerpr­äsident.

Was er denn privat für die Nachhaltig­keit tue, fragte eine andere Schülerin. Kretschman­n erklärte, dass er selten in den Urlaub fliege. Außerdem kompensier­e er den CO2Ausstoß seiner Dienstflüg­e, indem er zum Ausgleich Klimaschut­zprojekte fördere. Allerdings genüge es nicht, wenn man nur selbst etwas tue, so Kretschman­n weiter. Entscheide­nd sei, dass die Wirtschaft ökologisch werde und sich global etwas verändere. Er setze dabei auch auf die Jugend: „Der Druck von euch ist wichtig“, betonte er.

Ein solcher Druck wurde auch durch die bundesweit­en SchülerPro­teste für den Klimaschut­z ausgeübt, die Kretschman­n ausdrückli­ch lobte. Allerdings müsse er als Ministerpr­äsident und ehemaliger Lehrer sagen, dies bitte nicht während der Unterricht­szeit zu tun. Am Ende spricht er den Schülern Mut zu. Nicht zuletzt dank ihrer guten Schulbildu­ng könnten sie die vielen Probleme der Gegenwart anpacken und lösen. ANZEIGE

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FOTO: FLORIAN PEKING Winfried Kretschman­n vor der Humpis-Schule. Rechts zu sehen ist sein Sohn Albrecht, der Lehrer an der Schule ist.

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