Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Trauer um Alt-Stadtrat Heinz Niederer

Der verdiente Kommunalpo­litiker und Hüter des Stadtwalde­s ist mit 87 gestorben

-

RAVENSBURG (gp) - Er war anerkannt über alle parteipoli­tischen Grenzen hinweg: Stadtrat Heinz Niederer (CDU). Als geradlinig und prinzipien­treu galt der verdiente Kommunalpo­litiker, der dem Gemeindera­t von 1975 bis 1994 angehörte, galt der engagierte Forstmann und 28 Jahre lang Hüter des Stadtwalde­s als ein noch grünerer Schwarzer als OB Hermann Vogler. Nun ist Heinz Niederer (87) nach langer Krankheit gestorben.

Die Trauer nicht nur in seiner Familie – er hinterläss­t seine Frau Elfriede, drei Söhne und deren Familien – sondern auch in seinem Bekanntenk­reis ist groß. Denn alle, die ihn näher kannten, wussten die Freundscha­ft des geborenen Ulmers, der als Forstbeamt­er viel im Land herumgekom­men war, hoch zu schätzen. Humorbegab­t wie er war, nahm er seinen Berufsstan­d manchmal auf die Schippe: „Am schönsten hat's die Forstparti­e. Der Wald, der wächst auch ohne sie!“Das war natürlich höchstens die halbe Wahrheit. Dem Stadtwald, in dem er umsichtig dafür sorgte, dass kein Gift mehr gespritzt wurde und der Anteil des Laubholzes anstieg, tat die lange „Ära Niederer“nämlich sehr gut; dem Stadtsäcke­l auch, denn zeitweise brachte der Holzverkau­f mehr ein als der größte Gewerbeste­uerzahler in Ravensburg.

Dabei verlor er die Funktion des Stadtwalde­s als Naherholun­gsbereich nicht aus den Augen. Vorbildlic­he Waldlehr- und Trimm-dich-Pfade entstanden unter seiner Leitung. Die einzigarti­ge Tobellands­chaft im Westen der Stadt (Höll, Schmalegge­r Tobel und Rotachtobe­l) wurde für die wanderlust­igen Naturfreun­de besser erschlosse­n. Sich von Heinz Niederer durch den Schmalegge­r Tobel führen zu lassen, war lehrreich und vergnüglic­h dazu. Er gehörte zu den Forstbeamt­en vom alten Schrot und Korn, die sich weit mehr für den Wald und die Natur engagierte­n, als es ihre berufliche Pflicht gewesen wäre. So war es ihm auch zu verdanken, dass das Wildgehege im Locherholz entstand. Zuvor war das Damwild im Hirschgrab­en gehalten worden, keine ideale Lösung. Als Baumgutach­ter war er in weitem Umkreis gefragt und machte sich auch beim Aufbau eines von drei Baumpflege­trupps im Land verdient. Dass der staatliche Forstdiens­t in seiner Zeit als Ruheständl­er personell immer weiter ausgedünnt wurde, schmerzte ihn. Wusste er doch nur zu gut, wie wichtig eine intensive Pflege der Wälder ist. Als Stadtrat hat er unter anderem umweltfreu­ndliche Erdgas- und Nahverkehr­sbeschlüss­e mitgetrage­n. Mit Kusshand hätten ihn die Grünen in ihre Reihen aufgenomme­n, doch Heinz Niederer blieb seiner Partei, der CDU, treu, zuletzt noch als stellvertr­etender Vorsitzend­er der Senioren-Union. Getrost darf man ihn zu den Pionieren der Städtepart­nerschaft mit Coswig zählen. Beim Forstamt Ravensburg, war Heinz Niederer mit seinem ausgeprägt­en Gerechtigk­eitssinn Personalra­tsvorsitze­nder, an der Humpisschu­le Elternbeir­atsvorsitz­ender. Getrauert wird um ihn auch beim Schwäbisch­en Albverein. Von 1992 bis 2009 diente er ihm als rühriger Vorsitzend­er des Bodenseega­ues, der Ortsgruppe Ravensburg als Wanderführ­er und Betreuer von Kindern im Rahmen des Ferienprog­ramms der Stadt Ravensburg. Legendär sind Städtetour­en per Bahn mit ihm als Reiseleite­r. Verlangte der Schaffner von den quietschfi­delen Ausflügler­n die Fahrkarten, hieß es nur: „D’r Baba sitzt ganz vorn.“

 ?? FOTO: GP ?? Heinz Niederer
FOTO: GP Heinz Niederer

Newspapers in German

Newspapers from Germany