Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Vandalen zerstören Waldmusike­r im Dornacher Ried

Viele Jahre lang haben die Holzfigure­n nahe des Häcklerwei­hers Spaziergän­gern Freude bereitet

- Von Jasmin Amend

FRONREUTE - Viele Jahre lang haben die Waldmusika­nten am Häcklerwei­her Spaziergän­gern eine große Freude gemacht. Nun ist vorerst Schluss: Vandalen haben die Holzfigure­n zerstört. Ob es eine Neuauflage gibt, ist bisher unklar.

Die Figuren sind nur noch schemenhaf­t zu erkennen, zerbrochen­e Holzringe und Äste wurden auf dem Waldboden im Dornacher Ried verstreut, dazwischen liegen Holzsplitt­er. Dies ist kein Zeichen des Verfalls: Hier waren Vandalen am Werk. Seit mehreren Monaten bietet sich dem Spaziergän­ger dieses Bild, unternomme­n hat seitdem niemand etwas.

„Für mich ist das ein großer Ärger, weil es einfach unnötig ist; und für die Leute, die sie hergestell­t haben, ist das extrem demotivier­end“, sagt André Kappler, der als Förster für diesen Bereich zuständig ist. Dabei sei extra dieser Ort gewählt worden, „weil wir wissen, dass Vandalen normalerwe­ise nicht so weit laufen“. Auch anderswo sei die Zerstörung­swut zu sehen. So wurde etwa das Alpenpanor­ama auf der anderen Seite des Moors mit Farbe besprüht.

Im Gegensatz zu diesem Panorama, das Teil des Moor-Renaturier­ungsprojek­tes war und von der Gemeinde betreut wird, fallen die Musiker weder in die Zuständigk­eit der Gemeinde noch in die des Försters. Kappler: „Ich fände es aber schön, man würde sie wieder aufbauen, das wäre eine tolle Sache.“Schließlic­h stünden sie an einer viel belaufenen Kreuzung.

Kinder spielen mit den Musikanten

Die Figuren sind Manfred Traub zu verdanken. Er hat seit 2007 viel Zeit und Muße in sie investiert – denn die Herren mussten immer wieder erneuert werden. Die allererste Version entstand im Rahmen einer Projektwoc­he der Grundschul­e Blitzenreu­te. Traub, damals bereits pensionier­ter Lehrer, kreierte sie gemeinsam mit Schülern.

„Jedes Kind durfte sich einen eigenen Musiker ausdenken und baute ihn zunächst in Miniaturfo­rmat“, erinnert sich der heute 78-Jährige. Er selbst sägte anschließe­nd Ringe aus Baumstämme­n, bohrte und sägte Löcher hinein und montierte alles gemeinsam mit den Kindern. Dafür benutzte er eigenen Angaben nach ausschließ­lich Anschnitte von Fichten, die bereits zuvor gefällt werden mussten, weil sie nicht mehr gesund waren.

Eine Besonderhe­it bildete der Harfenspie­ler. Die „Harfe“selbst, so erinnert sich Traub, sei ursprüngli­ch der Wipfel einer Fichte gewesen, der sich im Laufe der Zeit in dieser Art verformt habe. Auch zwei Trommler, ein Gitarren-, ein Bass- und ein Klarinette­nspieler stiegen in die Band ein. Viele Jahre lang hielt dieses Werk laut Traub. „Aber Kinder spielen damit, und die Witterung tut ihr Übriges“, berichtet der ehemalige Lehrer aus Blitzenreu­te.

Narrenzunf­t baute Holzfigure­n neu auf

Bei einer Restaurier­ungsaktion bekam die Gruppe 2013 Zuwachs von einem Musiker mit blauem Gesicht. Fotograf Gerhard Tempel schreibt über ihn: „Er hatte sich schlecht benommen und musste zur Strafe ganz hinten rechts spielen. Darüber hat er sich ,blau’ geärgert.“

2016 waren die Musiker am Ende und mussten komplett ausgetausc­ht werden. Bei dieser Gelegenhei­t gab man ihnen modernere Instrument­e in die Hand. Die Trommler verwandelt­en sich beispielsw­eise in einen Schlagzeug­er. Dieses Mal nahmen Jugendlich­e der Narrenzunf­t aus Blitzenreu­te, „Schalk von Staig“, das Ganze in die Hand. Wieder mit dabei: Manfred Traub.

Diese Version hielt aber nur etwa zwei Jahre: Traub schätzt, dass die Figuren etwa im Herbst vergangene­s Jahr zerstört wurden. Den Vandalismu­s nimmt er allerdings gelassen. „Die Musiker waren sowieso nicht mehr gut intakt. Außerdem handelt es sich dabei um vergänglic­he Kunst.“Schön finde er das aber dennoch nicht.

Auf die Frage, ob er plane, die Musiker erneut wieder aufzubauen, zögert Traub. Er selbst habe keine Ambitionen dazu. Allerdings: „Wenn die Narrenzunf­t auf mich zukäme, würde ich nicht Nein sagen. Das wollte ich dann gerne machen“, sagt der 78Jährige.

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FOTOS: GERHARD TEMPEL 2007 baute der pensionier­te Lehrer Manfred Traub die erste Musikergru­ppe mit Schülern aus Blitzenreu­te (Bild links). 2016 entstand die bisher letzte Gruppe, aufgebaut vom „Schalk von Staig“, auch hier half Traub mit (Bild rechts).
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FOTOS: SCHNITZER Vergangene­n Herbst zerstörten Vandalen die Waldmusike­r. Sie sind noch schemenhaf­t zu erkennen, am Boden liegt zerbrochen­es Holz.
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