Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein Wiedersehen mit offenem Ausgang
Der VfB Friedrichshafen trifft im DVV-Pokalfinale auf die SVG Lüneburg – und Vital Heynen auf seinen früheren Assistenzcoach Stefan Hübner
FRIEDRICHSHAFEN - Nach dem Gewinn des Supercups Ende Oktober gegen Berlin können die Volleyballer des VfB Friedrichshafen an diesem Sonntag (13.30 Uhr; live bei Sport1+ und im Livestream von Sport1) den zweiten Saisontitel einfahren. Im DVV-Pokalfinale trifft die Mannschaft von Cheftrainer Vital Heynen in der Mannheimer SAP Arena auf die SVG Lüneburg. Ob sich die Häfler das dritte Mal in Folge zum Pokalsieger küren werden, bleibt abzuwarten.
Schon 2015 trafen der VfB und die Norddeutschen im Endspiel des deutschen Pokalwettbewerbs aufeinander. Damals, im westfälischen Halle und unter Cheftrainer Stelian Moculescu, siegte die Mannschaft vom Bodensee lässig in drei Sätzen (25:13, 25:13, 25:18). ANZEIGE Vorbei sind allerdings die Jahre, in welchen die Norddeutschen gegen den Volleyball-Rekordmeister in der Bundesliga und im Pokal in schöner Regelmäßigkeit Niederlagen bezogen.
Noch Ende der 1980er-Jahre war in der Lüneburger Dreifachturnhalle Volleyball auf Regionalliga-Niveau geboten. Seitdem hat sich in der alten Salzstadt viel getan. Nach der Gründung der Spielgemeinschaft Volleyball Gellersen (SVG) Lüneburg im Jahr 2005, mit der man später in der 2. Bundesliga Nord Fuß fasste, folgte 2014 der Aufstieg ins deutsche Volleyball-Oberhaus. Zu diesem Zeitpunkt übernahm Stefan Hübner das Amt des Cheftrainers bei den Niedersachsen – und führte den Liganeuling gleich im ersten Jahr ins Play-off-Halbfinale und ins DVV-Pokalfinale – eben gegen den VfB Friedrichshafen.
Der 43-jährige Hübner, der als gelernter Mittelblocker auf 245 Einsätze in der Nationalmannschaft und zahlreiche Spielerstationen im In- und Ausland zurückblickt, war nach seiner aktiven Zeit Assistenzcoach der deutschen Auswahl unter dem damaligen Bundestrainer Vital Heynen. Beide kennen sich seit Langem und schätzen sich und ihre Arbeit gegenseitig. „Wir haben uns sehr gut verstanden und sehr viel Spaß gehabt bei der Nationalmannschaft“, erinnert sich Heynen, der in Richtung seines Trainerkollegen mit Lob nicht spart: „Es gibt mir ein gutes Gefühl, dass Stefan im Pokalfinale steht. Es ist der verdiente Lohn für seine gute Arbeit.“
Nur allzu gut weiß der Belgier allerdings, dass sich am Sonntag im Pokalfinale zwei Mannschaften auf Augenhöhe gegenüberstehen werden – und zwei Trainer, deren Charaktere kaum gegensätzlicher sein können. Während Stefan Hübner die Auftritte seiner Schützlinge fast durchwegs ruhig und besonnen verfolgt und sich anschließend Medienvertretern gegenüber analytisch-kühl gibt, brennt Heynen neben dem Spielfeld zumeist ein wahres Feuerwerk an Emotionen ab und legt sich mitunter auch schon mal mit dem Schiedsgericht an.
Zweiter gegen Dritter
Eine besonders pikante Note verleiht dem anstehenden Pokalendspiel die Rivalität in der Bundesliga. Mit Blick auf die laufende Saison haben Heynen und Co. mit Lüneburg da noch eine Rechnung offen. Mitte Januar erst hat Stefan Hübners Mannschaft durch einen Fünfsatzerfolg den VfB in dessen Festung ZF-Arena entzaubert. In der aktuellen Tabelle belegen die Norddeutschen, gleich hinter den Häflern, den dritten Rang – Beleg dafür, dass Lüneburg eine gute Saison spielt und leistungsmäßig mit den Häflern gleichgezogen hat.
Mit entscheidend dürfte am Sonntag auch sein, wer von beiden Kontrahenten die bessere Wechselbank vorhält. Hier könnte beim VfB ein kleiner Vorteil liegen. Vital Heynen hat es in den vergangenen Wochen verstanden, mit unterschiedlichen Aufstellungen erfolgreich zu experimentieren und teils deutliche Siege zu holen.
Dennoch dürfte der Ausgang der Partie in Mannheim offen sein. „Ich bin mir sicher, dass wir ein gutes Spiel machen werden“, meinte Lüneburgs Coach Stefan Hübner denn auch. „Was dann dabei herauskommt, wird man sehen.“