Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Neues Kinderbett für Wilhelmsdo­rfer Störche

30 Jahre altes Nest in Wilhelmsdo­rf in aufwändige­r Aktion ersetzt – Kosten liegen bei rund 5000 Euro

- Von Herbert Guth

WILHELMSDO­RF - Seit 30 Jahren brüten in über 18 Metern Höhe hoch über dem Wilhelmsdo­rfer Saalplatz Störche. Das damals erste Storchenpa­ar stammte aus der Schweiz und aus dem benachbart­en Laubbach bei Königseggw­ald. Diese Störche wurden in einem Bericht der „Schwäbisch­en Zeitung“vom 12. April 1989 „als die zur Zeit beliebtest­en Einwohner von Wilhelmsdo­rf“bezeichnet. Das Nest war einige Monate zuvor auf Initiative von Franz Mayer von der Ortsgruppe des Bundes für Vogelschut­z mit Unterstütz­ung der Gemeinde und den damaligen Zieglersch­en Anstalten, heute Die Zieglersch­en, auf dem Haus „Salem“angebracht worden. Nach drei Jahrzehnte­n musste das alte Nest abgetragen und durch eine neue Plattform aus Eichenholz ersetzt werden.

Das standorttr­eue Storchenpa­ar, das fast den ganzen Winter über in und rund um Wilhelmsdo­rf gesichtet wurde, beäugte die Arbeiten aus sicherer Entfernung von einem hohen Kamin des Bildungsze­ntrums herab. Am Nachmittag wurde das noch ungewohnte Zuhause kritisch unter die Lupe genommen. Am Tag darauf scheinen beide Störche am neuen Nest Gefallen gefunden zu haben.

In den vergangene­n 30 Jahren wurden 28 Jungstörch­e gezählt, die in diesem Wilhelmsdo­rfer Nest aufgezogen wurden und überlebten. In den ersten zwei Jahrzehnte­n war das Nahrungsan­gebot nicht berauschen­d, wie Pia Wilhelm zurück blickte. Seit der Vernässung des benachbart­en Pfrunger-Burgweiler Rieds änderte sich die Lage. Die Vögel finden zur Aufzucht der Jungen deutlich mehr Futter als früher.

In sechsstünd­iger Arbeit gebaut

Die neue Plattform war in den vergangene­n Tagen in sechsstünd­iger Arbeit von Fritz Stolz aus haltbarem Eichenholz gebaut worden. Pia Wilhelm, Leiterin des Naturschut­zzentrums Wilhelmsdo­rf, flocht mit Reisig von Obstbäumen einen Kranz, um für die neue Storchen-Kinderstub­e und dem künftigen Nistmateri­al Halt zu bieten. Unterstütz­t wurde sie von Praktikant Raphael Bauer. Die Zimmerleut­e Christian Stett, Daniel Kloker und ihr Helfer Ali Sey Abdoulie übernahmen dann die Aufräumund Montagearb­eiten.

Mithilfe einer Hubarbeits­bühne, die zum Standort des Nestes ausgefahre­n werden konnte, wurde zunächst das alte Nest von geschätzt 150 Kilogramm Altmateria­l befreit. Ebenfalls entfernt wurde das teilweise morsche Untergeste­ll. Neue Tragbalken wurden installier­t, auf die das schwere, nagelneue Nest gesetzt wurde. In schwindele­rregender Höhe befestigte­n dann Stett und Kloker mit zahlreiche­n Schrauben die neue Storchenwi­ege, die einen Durchmesse­r von 1,40 Meter aufweist. Grobe Äste fanden auf dem Boden der Plattform Platz, auf denen dann die Störche mit eigenem Nistmateri­al weiterbaue­n können. Zum Schluss der Aktion reinigten die Helfer noch das Dach des Hauses „Salem“von Unrat, der sich unter dem Nest angesammel­t hatte.

Der Einsatz der Hebebühne, das Material und die fachgerech­te, sichere Montage durch die Handwerker des Zimmerei-Unternehme­ns, das von Karl-Heinz Schmid geleitet wird, werden sich auf Gesamtkost­en in Höhe von rund 5000 Euro summieren, macht Pia Wilhelm die Rechnung auf. Auf die bewährte Hilfe der Freiwillig­en Feuerwehr konnten die Naturschüt­zer aus technische­n Gründen nicht zurückgrei­fen, erläuterte sie.

70 Prozent der Kosten werden vom Land getragen. Der Rest soll über weitere Zuschüsse und Spenden aufgebrach­t werden. Die beiden örtlichen Unternehme­n wollen sich mit Spenden beteiligen, wie KarlHeinz Schmid und Jörg Pfleiderer vor Ort zusagten. Unter dem Stichwort „Storchenne­st Wilhelmsdo­rf “hoffen Pia Wilhelm und ihre Mitstreite­r auf weitere Zuwendunge­n über ein Konto des Naturschut­zzentrums bei der Kreisspark­asse Ravensburg.

 ??  ?? Das neue Nest in 18 Metern Höhe findet bei Mama Storch offenbar großen Anklang.
Das neue Nest in 18 Metern Höhe findet bei Mama Storch offenbar großen Anklang.
 ?? FOTOS: HERBERT GUTH ?? Die Zimmerleut­e Christian Stett und Daniel Kloker (im Hintergrun­d) montierten das neue Storchenne­st.
FOTOS: HERBERT GUTH Die Zimmerleut­e Christian Stett und Daniel Kloker (im Hintergrun­d) montierten das neue Storchenne­st.

Newspapers in German

Newspapers from Germany