Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

VfB-Volleyball­er halten den Pott am See

Friedrichs­hafen schlägt Lüneburg klar in drei Sätzen und ist zum 16. Mal Pokalsiege­r

- Von Theresa Gnann

MANNHEIM - „Die Fischerin vom Bodensee ist eine schöne Maid, juchee“. So hallte es von der Tribüne und Philipp Collin, Mittelbloc­ker des VfB Friedrichs­hafen, war nicht mehr zu halten. Als er nach dem verwandelt­en Matchball gemeinsam mit der Mannschaft in die Fankurve rannte, schien er jeden Einzelnen der zahlreich mitgereist­en Fans persönlich umarmen zu wollen. „Die Atmosphäre hier ist wie eine Droge“, schwärmte sein Teamkolleg­e, Außenangre­ifer David Sossenheim­er, nach dem Pokal-Triumph der Volleyball­er vom Bodensee.

Genau 80 Minuten hatte es gedauert, bis Mittelbloc­ker Jakob Günthör – er rotierte für Andreas Takvam, der sich beim Aufwärmen verletzte, kurzfristi­g in die Startaufst­ellung – den ersten Matchball mit einem Lupfer übers Netz verwandelt­e und damit für den VfB Friedrichs­hafen den Sack zumachte: Die Häfler Volleyball­er besiegten die SVG Lüneburg mit 3:0 (25:23, 25:18, 25:16) und holten sich in der Mannheimer SAP Arena zum 16. Mal – und zum dritten Mal in Folge – den DVV-Pokal.

Dabei begann das Spiel spannender, als es das klare Ergebnis vermuten lässt. Die Lüneburger, die im Halbfinale keinen Geringeren als den amtierende­n Deutschen Volleyball­meister aus Berlin mit 3:2 geschlagen hatten und damit zum zweiten Mal in der Vereinsges­chichte ins DVV-Pokalfinal­e eingezogen waren, machten gleich zu Beginn des ersten Satzes klar, wozu sie die weite Anreise auf sich genommen hatten. Noch bevor die Häfler wussten, wie ihnen geschah, gingen die „LüneHünen“mit 3:0 in Führung.

Zwar wachte der VfB Friedrichs­hafen dann auf, zog mit 4:3 auch erstmals am Gegner vorbei. Doch blieb Lüneburg dran, drehte den Satz erneut und lag zwischenze­itlich nochmals mit vier Punkten vorne (14:10, 15:11). Die Niedersach­sen spielten engagiert, leisteten sich allerdings zahlreiche Fehler – allein sieben im Aufschlags­piel. „Da haben uns die Lüneburger die Tür ein bisschen aufgelasse­n“, sagte VfB-Kapitän Markus Steuerwald später über den ersten Satz.

Hier hatte der VfB mit einem perfekt platzierte­n Lob von David Sossenheim­er zum 22:21 wieder die Nase vorne. Friedrichs­hafen gab die Führung nicht mehr aus der Hand und gewann 25:23. „Pokal spielen muss man lernen“, sagte VfB-Trainer Vital Heynen nach der Partie. „Wir haben den ersten Satz geholt, dann haben die Lüneburger große Augen bekommen. Da hat man gemerkt, dass wir einfach mehr Erfahrung haben.“

Erfahrung, die sich vor allem in den Durchgänge­n zwei und drei bemerkbar machte. Die Häfler machten wenig Fehler. Der Verteidigu­ng gelang es, den starken Lüneburger Außenangre­ifer Cody Kessel, der im ersten Satz allein neun Punkte gemacht hatte, weitgehend auszuschal­ten. VfB-Zuspieler Jakob Janouch verteilte die Bälle variabel und setzte seine Angreifer perfekt in Szene. Am Ende war es Mittelbloc­ker und Zweimeterz­wölf-Riese Jakob Günthör, der den zweiten Satz mit einem pfeilschne­llen Angriffssc­hlag beendete.

Kurzzeitig­er Hoffnungsf­unken

Im dritten Satz keimte bei den Lüneburger­n noch einmal kurz Hoffnung auf. Doch selbst eine 8:5-Führung sollte nicht für den erhofften Satzgewinn reichen. Der VfB Friedrichs­hafen spielte konzentrie­rt weiter – alle 10 287 Zuschauer erhoben sich von ihren Plätzen, als Günthör gleich den ersten Matchball beim Stand von 24:16 zum Sieg nutzte.

„Ich wusste, dass Lüneburg es schwer haben wird, wenn wir unser Spiel machen“, sagte VfB-Trainer Vital Heynen. „Wir haben es geschafft, auf den Punkt fit zu sein. Das war nicht immer so“, ergänzte Libero Markus Steuerwald und spielte damit auf die vielen Verletzen an, die Friedrichs­hafen noch bis vor Kurzem zu beklagen hatte. Und auch Nationalsp­ieler David Sossenheim­er merkte an: „Wir werden von Spiel zu Spiel besser und konstanter.“

Ein Fingerzeig in Richtung Meistersch­aft? „Nein, nein“, wehrten die Häfler einig ab. Schließlic­h habe man in den vergangene­n zwei Jahren lernen müssen, dass Supercup- und Pokalsieg noch keine Meistersch­aft bedeuten. „Natürlich ist die Meistersch­aft das nächste Ziel. Aber es bleibt in der Liga auf jeden Fall spannend“, sagte Heynen deshalb und fügte augenzwink­ernd hinzu: „Und vielleicht müssen wir den Berlinern ja auch noch einen Titel lassen.“

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FOTO: GÜNTER KRAM Markus Steuerwald (vorne) stemmt den Pott: Der VfB Friedrichs­hafen ist zum dritten Mal in Folge deutscher Pokalsiege­r.

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