Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Feuchtigkeit setzt der Basilika zu
Land investiert rund zehn Millionen Euro zur Innensanierung – Arbeiten werden viele Jahre dauern
Weil auch Schädlinge ein Problem sind, stehen große Sanierungen an.
WEINGARTEN - Mit einem groß angelegten Sanierungsprogramm wird das Amt für Bau und Vermögen Ravensburg die Basilika in Weingarten von innen restaurieren. Etwa zehn Millionen Euro wird das Land in die Instandhaltung und Ausbesserung von Fresken, Malereien und Kirchenfenstern stecken. Selbst das Dachtragwerk über dem Kirchenschiff soll inspiziert werden. Allerdings dürften dabei wohl kaum Probleme auftreten – ganz im Gegenteil zum Dachraum und Chorgestühl. Verschiedene Käferarten haben sich dort eingenistet und setzen dem alten Holz zu. „Wir haben Holzschädlingsbefall“, sagt Hermann Zettler, Leiter des Amts für Bau und Vermögen. Daher werden abgeschlossene Teile der Basilika wohl zeitweise mit Gas behandelt werden.
„Wir können nicht die ganze Basilika unter Gas setzen. Wir müssen Bereiche mit Schleusen schaffen“, erklärt Zettler. „Das ist ein recht großer Aufwand, aber den müssen wir gehen. Gerade mit Blick auf die Gablerorgel darf der Schädlingsbefall nicht übergreifen.“Denn diese Gefahr besteht durchaus. Aktuell ist besonders der Chorraum mit dem Chorgestühl, dem Lesepult, den Figuren und ähnliches betroffen. Dort bereiten der „Blaue Fellkäfer“sowie der „Gemeine Nagekäfer“Probleme. Letzterer hat sich auch im Dachraum der Basilika ausgebreitet. Um die Substanz nicht nachhaltig zu gefährden, müssen sie bekämpft werden.
„Im Zuge der Planung und Vorbereitung der Innensanierung werden wir den gesamten Schadensbefall erfassen und mit den Experten die beste Schädlingsbekämpfung bestimmen. Voraussichtlich ist die Bekämpfung durch Begasung mit Sulfuryldifluorid die einzig wirksame Methode“, sagt Zettler, der aber auch betont, dass alle Maßnahmen in enger Abstimmung mit dem Artenschutz umgesetzt werden sollen. Schließlich leben in der Basilika Fledermäuse, Dohlen und andere schützenswerte Tiere.
Doch weitaus kritischer ist die Situation bei Putz und Stuckaturen. Eben diese reagieren relativ empfindlich auf den ständigen Wechsel von Wärme und Kälte. Hinzu kommt das Problem der Feuchtigkeit. Dadurch entstehen immer mehr Risse und Abplatzungen. „Das ist in Kirchen immer ein Problem“, sagt Zettler. „In diesem Fall sind sie zuletzt 1954 großflächig instandgesetzt und restauriert worden.“Daher soll der gesamte Prozess mit einem sogenannte Klimamonitoring begleitet werden, bei dem kleine Geräte Luft und Feuchtigkeit überwachen. „Dann können wir nachsteuern, um nachhaltig gegen die Feuchtigkeit vorzugehen“, erklärt Zettler, der weiß, dass das nur ein Teil der Aufgaben ist. Denn auch Malereien und Fresken an den Wänden und Decken müssen restauriert werden. „Auch die haben im Lauf der Jahre gelitten. Wir haben die Verantwortung das zu erhalten“, sagt Zettler.
Auch die großen, bunten Kirchenfenster und Verglasungen sollen inspiziert und bei Bedarf restauriert werden. Ebenfalls auf der Agenda stehen veraltete Elektroinstallationen, wie die Beleuchtung oder Feuermelder. Zudem muss überprüft werden, ob sich das Dachtragwerk in Bewegung befindet. Allerdings rechnet Zettler in diesem Fall mit keinen großen Problemen. Man habe diesen Bereich schon länger im Blick. Doch in der Summe bedeutet all das einen erheblichen Aufwand. Daher braucht es eine klare Struktur, die zeitlich bis aufs Jahr 2026 ausgelegt ist. Bis dahin sollen die umfangreichen Arbeiten beendet sein.
Doch letztlich haben die Maßnahmen bereits begonnen. Aktuell werden fotogrammetrische Aufnahmen gemacht, um die Situation in der Basilika zu erfassen. Danach soll in einem Seitenschiff eine sogenannte Musterachse festgelegt werden, an der alle Maßnahmen im Kleinen getestet werden. Hat diese Phase, die bis Mai andauern soll, Erfolg, wird sie auf die gesamte Basilika – immerhin die größte barocke Kirche nördlich der Alpen – übertragen. Dabei betont Zettler, dass die gesamte Sanierung in enger Abstimmung mit dem Landesdenkmalbauamt umgesetzt wird und nur Spezialisten mit den Arbeiten beauftragt werden.
Basilika nie komplett gesperrt
„Das ist eine gewaltige Aufgabe. Aber das Geld ist gut angelegt. Wir wollen die Baukultur erhalten“, sagt Zettler, der versichert, dass die Basilika wegen der Arbeiten nie komplett gesperrt werde und auch die Gottesdienste davon nicht betroffen seien. Allerdings werden die Besucher die Arbeiten durchaus mitbekommen. Denn manche Bereiche werden zeitweise abgesperrt werden. Zudem müssen riesige Gerüste aufgebaut werden, um die Arbeiten in schwindelerregender Höhe auch sicher durchführen zu können.
Losgelöst von diesen Maßnahmen stehen im Eingangsbereich der Kirche schon etwas früher gravierende Veränderungen an. So sollen die fünf großen Eingangsportale denkmalgerecht aufgearbeitet werden. „Die Türen sind in die Jahre gekommen und müssen restauriert werden“, sagt Zettler. Im Zuge dessen sollen auch zwei barrierefreie Zugänge geschaffen werden. So sollen das zweite und vierte Portal offen stehen. Dahinter werden Windfänge in Form von Glasboxen eingebaut, deren Türen sich elektronisch öffnen lassen. Ob per Knopfdruck oder durch Sensoren ist aktuell noch unklar.
Dafür steht der Zeitplan: Nach dem Blutritt soll mit den Arbeiten begonnen werden, die dann bis Ende des Jahres abgeschlossen sein sollen – zeitgleich mit den Arbeiten der Rampe auf dem Basilikavorplatz (die SZ berichtete), sodass der Zugang zur Basilika dann durchgängig und dauerhaft barrierefrei ist.
„Wir können nicht die ganze Basilika unter Gas setzen. Wir müssen Bereiche mit Schleusen schaffen.“Hermann Zettler, Leiter des Amts für Bau und Vermögen