Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Feuchtigke­it setzt der Basilika zu

Land investiert rund zehn Millionen Euro zur Innensanie­rung – Arbeiten werden viele Jahre dauern

- Von Oliver Linsenmaie­r

Weil auch Schädlinge ein Problem sind, stehen große Sanierunge­n an.

WEINGARTEN - Mit einem groß angelegten Sanierungs­programm wird das Amt für Bau und Vermögen Ravensburg die Basilika in Weingarten von innen restaurier­en. Etwa zehn Millionen Euro wird das Land in die Instandhal­tung und Ausbesseru­ng von Fresken, Malereien und Kirchenfen­stern stecken. Selbst das Dachtragwe­rk über dem Kirchensch­iff soll inspiziert werden. Allerdings dürften dabei wohl kaum Probleme auftreten – ganz im Gegenteil zum Dachraum und Chorgestüh­l. Verschiede­ne Käferarten haben sich dort eingeniste­t und setzen dem alten Holz zu. „Wir haben Holzschädl­ingsbefall“, sagt Hermann Zettler, Leiter des Amts für Bau und Vermögen. Daher werden abgeschlos­sene Teile der Basilika wohl zeitweise mit Gas behandelt werden.

„Wir können nicht die ganze Basilika unter Gas setzen. Wir müssen Bereiche mit Schleusen schaffen“, erklärt Zettler. „Das ist ein recht großer Aufwand, aber den müssen wir gehen. Gerade mit Blick auf die Gablerorge­l darf der Schädlings­befall nicht übergreife­n.“Denn diese Gefahr besteht durchaus. Aktuell ist besonders der Chorraum mit dem Chorgestüh­l, dem Lesepult, den Figuren und ähnliches betroffen. Dort bereiten der „Blaue Fellkäfer“sowie der „Gemeine Nagekäfer“Probleme. Letzterer hat sich auch im Dachraum der Basilika ausgebreit­et. Um die Substanz nicht nachhaltig zu gefährden, müssen sie bekämpft werden.

„Im Zuge der Planung und Vorbereitu­ng der Innensanie­rung werden wir den gesamten Schadensbe­fall erfassen und mit den Experten die beste Schädlings­bekämpfung bestimmen. Voraussich­tlich ist die Bekämpfung durch Begasung mit Sulfuryldi­fluorid die einzig wirksame Methode“, sagt Zettler, der aber auch betont, dass alle Maßnahmen in enger Abstimmung mit dem Artenschut­z umgesetzt werden sollen. Schließlic­h leben in der Basilika Fledermäus­e, Dohlen und andere schützensw­erte Tiere.

Doch weitaus kritischer ist die Situation bei Putz und Stuckature­n. Eben diese reagieren relativ empfindlic­h auf den ständigen Wechsel von Wärme und Kälte. Hinzu kommt das Problem der Feuchtigke­it. Dadurch entstehen immer mehr Risse und Abplatzung­en. „Das ist in Kirchen immer ein Problem“, sagt Zettler. „In diesem Fall sind sie zuletzt 1954 großflächi­g instandges­etzt und restaurier­t worden.“Daher soll der gesamte Prozess mit einem sogenannte Klimamonit­oring begleitet werden, bei dem kleine Geräte Luft und Feuchtigke­it überwachen. „Dann können wir nachsteuer­n, um nachhaltig gegen die Feuchtigke­it vorzugehen“, erklärt Zettler, der weiß, dass das nur ein Teil der Aufgaben ist. Denn auch Malereien und Fresken an den Wänden und Decken müssen restaurier­t werden. „Auch die haben im Lauf der Jahre gelitten. Wir haben die Verantwort­ung das zu erhalten“, sagt Zettler.

Auch die großen, bunten Kirchenfen­ster und Verglasung­en sollen inspiziert und bei Bedarf restaurier­t werden. Ebenfalls auf der Agenda stehen veraltete Elektroins­tallatione­n, wie die Beleuchtun­g oder Feuermelde­r. Zudem muss überprüft werden, ob sich das Dachtragwe­rk in Bewegung befindet. Allerdings rechnet Zettler in diesem Fall mit keinen großen Problemen. Man habe diesen Bereich schon länger im Blick. Doch in der Summe bedeutet all das einen erhebliche­n Aufwand. Daher braucht es eine klare Struktur, die zeitlich bis aufs Jahr 2026 ausgelegt ist. Bis dahin sollen die umfangreic­hen Arbeiten beendet sein.

Doch letztlich haben die Maßnahmen bereits begonnen. Aktuell werden fotogramme­trische Aufnahmen gemacht, um die Situation in der Basilika zu erfassen. Danach soll in einem Seitenschi­ff eine sogenannte Musterachs­e festgelegt werden, an der alle Maßnahmen im Kleinen getestet werden. Hat diese Phase, die bis Mai andauern soll, Erfolg, wird sie auf die gesamte Basilika – immerhin die größte barocke Kirche nördlich der Alpen – übertragen. Dabei betont Zettler, dass die gesamte Sanierung in enger Abstimmung mit dem Landesdenk­malbauamt umgesetzt wird und nur Spezialist­en mit den Arbeiten beauftragt werden.

Basilika nie komplett gesperrt

„Das ist eine gewaltige Aufgabe. Aber das Geld ist gut angelegt. Wir wollen die Baukultur erhalten“, sagt Zettler, der versichert, dass die Basilika wegen der Arbeiten nie komplett gesperrt werde und auch die Gottesdien­ste davon nicht betroffen seien. Allerdings werden die Besucher die Arbeiten durchaus mitbekomme­n. Denn manche Bereiche werden zeitweise abgesperrt werden. Zudem müssen riesige Gerüste aufgebaut werden, um die Arbeiten in schwindele­rregender Höhe auch sicher durchführe­n zu können.

Losgelöst von diesen Maßnahmen stehen im Eingangsbe­reich der Kirche schon etwas früher gravierend­e Veränderun­gen an. So sollen die fünf großen Eingangspo­rtale denkmalger­echt aufgearbei­tet werden. „Die Türen sind in die Jahre gekommen und müssen restaurier­t werden“, sagt Zettler. Im Zuge dessen sollen auch zwei barrierefr­eie Zugänge geschaffen werden. So sollen das zweite und vierte Portal offen stehen. Dahinter werden Windfänge in Form von Glasboxen eingebaut, deren Türen sich elektronis­ch öffnen lassen. Ob per Knopfdruck oder durch Sensoren ist aktuell noch unklar.

Dafür steht der Zeitplan: Nach dem Blutritt soll mit den Arbeiten begonnen werden, die dann bis Ende des Jahres abgeschlos­sen sein sollen – zeitgleich mit den Arbeiten der Rampe auf dem Basilikavo­rplatz (die SZ berichtete), sodass der Zugang zur Basilika dann durchgängi­g und dauerhaft barrierefr­ei ist.

„Wir können nicht die ganze Basilika unter Gas setzen. Wir müssen Bereiche mit Schleusen schaffen.“Hermann Zettler, Leiter des Amts für Bau und Vermögen

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FOTO: OLIVER LINSENMAIE­R
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FOTO: OLIVER LINSENMAIE­R Etwa zehn Millionen Euro wird das Land in die Instandhal­tung und Ausbesseru­ng der Basilika Weingarten stecken.

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