Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ärger über Bahn im Allgäu

Ruf nach Ersatzzüge­n zwischen Memmingen und Lindau

- Von Jan Peter Steppat und Katja Korf WANGEN - Bahnchaos im Württember­gischen Allgäu: Weil der Bahn Triebwagen fehlen, fallen seit Montag nahezu alle Züge zwischen Memmingen und Lindau aus. Damit ist auch die Verbindung nach Ulm unterbroch­en. Bürgermeis­ter

WANGEN/BERLIN (sz) - Im Württember­gischen Allgäu fallen seit Montag die meisten Züge zwischen Memmingen und Lindau aus. Der Bahn fehlen Triebwagen, vorhandene Modelle werden wegen technische­r Probleme geprüft. Deswegen verkehren nur Busse, auch der Umsteigeba­hnhof Aulendorf ist abgeschnit­ten. Bürgermeis­ter der Region und das Landesverk­ehrsminist­erium forderten die Bahn am Montag auf, schnellstm­öglich Ersatzzüge zu besorgen. Diese rechnet jedoch nicht damit, dass vor dem 11. April eine Besserung eintritt.

Generell hat die Deutsche Bahn mit vielen Problemen zu kämpfen, unter anderem gibt es auch Schwierigk­eiten, gutes Personal zu finden. Personalvo­rstand Martin Seiler jedoch verteidigt das Unternehme­n im Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Allein in diesem Jahr würden bei der Bahn 22 000 Menschen neu eingestell­t.

Bürgermeis­ter sind erbost

Die Bürger- und Oberbürger­meister mehrerer betroffene­r Städte und Gemeinden protestier­ten in einer gemeinsame­n Erklärung gegen dieses Vorgehen. Ihnen sei völlig unklar, weshalb die Bahn sich zu diesem Schritt entschloss­en hat. Nach Ansicht der Rathausche­fs kommt die Stilllegun­g der DB-Züge kurz vor den Haupttagen der Fasnet „völlig zur Unzeit“. Die Busse könnten den Bedarf unmöglich decken. „Die Bahn und der ÖPNV als Ganzes haben in der Bevölkerun­g im Württember­gischen Allgäu schon lange kein hohes Ansehen. Solche Eingriffe bewirken die Bestätigun­g, dass man sich auf den ÖPNV nicht verlassen kann“, heißt es weiter. Die Kommunalpo­litiker nehmen auch das Land in die Pflicht: „Wir fordern das Land auf, dafür zu sorgen, dass die Bahn die vom Land bestellten Verbindung­en auch auf die Schiene bringt.“

Ministeriu­m fordert Lösung

Das angesproch­ene Landesverk­ehrsminist­erium sieht das ähnlich. „Ein derart lang dauernder Wegfall des Bahnangebo­ts in einer ganzen Region entspricht nicht den vertraglic­hen Vereinbaru­ngen. Das ist ein neuer Tiefpunkt in der Qualitätse­ntwicklung des Schienenve­rkehrs in Südwürttem­berg“, teilte das Haus von Winfried Hermann (Grüne) mit. Der Ersatzverk­ehr dürfe nur auf sehr wenige Tage begrenzt sein. Das Verkehrsmi­nisterium habe die DB Regio am Wochenende aufgeforde­rt, bis Dienstagna­chmittag eine Lösung vorzulegen. Die Bahn müsse Ersatzzüge aus dem Konzern oder von anderen Verkehrsun­ternehmen besorgen. Es sei jedoch richtig, dass die DB „den Hinweisen auf mögliche Schäden am Getriebe der Fahrzeuge sofort nachgehe“. Das sei im Interesse der Sicherheit.

Stefan Buhl, Landeschef des Fahrgastve­rbands Pro Bahn äußerte ebenso wie das Ministeriu­m teilweises Verständni­s für technische Probleme und daraus folgende Einschränk­ungen der Bahnleistu­ngen. Allerdings hält er es für unglaubwür­dig, dass „bundesweit weder im eigenen Konzern noch bei anderen Verkehrsun­ternehmen wenigstens so viele Ersatzfahr­zeuge aufgetrieb­en werden können, dass der Schienenve­rkehr weitestgeh­end aufrecht erhalten werden kann“.

Auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“erklärte sich die Deutsche Bahn erstmals vergleichs­weise ausführlic­h zur Einstellun­g des Zugbetrieb­s: Die „Unregelmäß­igkeiten“an 20 von 80 vorhandene­n Triebwagen der Bauart Regio-Shuttle seien am Freitag bei Routinekon­trollen festgestel­lt worden. „Es geht jetzt darum, die Fahrzeuge zu untersuche­n und, wenn nötig, zu reparieren“, so ein Sprecher. Die Herausnahm­e der 20 Triebwagen sei „vorsorglic­h“und „spontan“geschehen, eine akute Gefahr habe aber nicht bestanden.

Aktuell sei die Bahntochte­r RAB im Gespräch mit Gemeindeve­rwaltungen in der Region, um herauszufi­nden, wo große Veranstalt­ungen zur Fasnet anstünden. Dann werde die RAB zusätzlich­e Busse organisier­en.

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FOTO: SIMON NILL Stille Gleise: In Leutkirch fahren derzeit keine Züge.

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