Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Heynen verlässt den VfB Friedrichs­hafen

Gegner des VfB Stuttgart zeigt ähnliche Symptome im Abstiegska­mpf – Doll auf Kuschelkur­s

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FRIEDRICHS­HAFEN (sz) - Die Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen haben gerade zum dritten Mal in Folge den deutschen Pokalwettb­ewerb gewonnen. Dennoch müssen sie sich in der kommenden Saison an einen neuen Trainer gewöhnen. Vital Heynen wird den Rekordpoka­lsieger im Sommer verlassen. Der 46-jährige Belgier will sich ganz auf die polnische Nationalma­nnschaft konzentrie­ren. Den amtierende­n Weltmeiste­r will Heynen bei Olympia 2020 zu einer Medaille führen.

STUTTGART (SID/falx) - Wenn es nach dem VfB Stuttgart und seinem Trainer Markus Weinzierl ginge, dürfte die Serie sicherlich gerne Bestand haben. Vier Mal lief Hannover 96 unter Neu-Trainer Thomas Doll bisher auf – drei dieser Spiel verloren die Niedersach­sen mit 0:3. „Das habe ich in meiner Karriere noch nicht erlebt“, gibt selbst Doll zu. Lediglich gegen den Tabellenle­tzten aus Nürnberg gelang vor über zwei Wochen ein 2:0-Heimsieg. Dennoch setzt der Coach vor dem Abstiegs-Kracher beim Tabellenna­chbarn VfB Stuttgart (So., 15.30Uhr/Sky) auf das Wohlfühlpr­ogramm: schlendert lächelnd über den Trainingsp­latz, pickt sich immer mal wieder einen seiner stark verunsiche­rten Spieler heraus, legte ihm den Arm über die Schulter und führte Einzelgesp­räche.

„Was die Jungs jetzt brauchen ist, dass wir das Positive aus ihnen rausholen“, sagte Doll: „Shit happens, da müssen wir durch.“Doll beherrscht wie auch sein Stuttgarte­r Pendant die Klaviatur der Trainerspr­ache. Keine Frage. Und nachdem eine Wutrede zuletzt nicht zündete, entschied er sich nach der Heimpleite gegen Eintracht Frankfurt für die versöhnlic­hen Töne. Doch die Mannschaft wirkt schwer angeschlag­en, von einem Doll-Effekt – nochmal die Ergebnisse: 0:3, 2:0, 0:3, 0:3 – ist an der Leine nichts zu spüren.

Und während sportlich kaum etwas geht, scheint auch der Kredit bei den Fans vollends verspielt. Schon lange vor dem Schlusspfi­ff flüchteten viele Zuschauer gegen die SGE aus der Arena, andere verhöhnten ihr Team mit Pfiffen und Sprechchör­en. In der Schlusspha­se zudem ein Banner gegen Dauer-Kritik-Präsident Martin Kind, seinen Vize Uwe Krause und Aufsichtsr­atschef Gerhard Schröder enthüllt – es klang wie eine Drohung: „Packt eure Koffer, sonst tun wir es für euch.“

Und so gleicht Hannover im Frühjahr 2019 einem Pulverfass. „Wir müssen weiter zusammenst­ehen und dürfen nicht auseinande­rbrechen“, beschwört Doll. Das Gute an der Situation sei, „dass die anderen da unten auch verlieren, sonst wären die wahrschein­lich schon neun oder zehn Punkte weg“.

Und die, die auch nicht gewinnen, sind eben auch die Stuttgarte­r. Doch waren die Schwaben nach ihrem überrasche­nden Punktgewin­n in Bremen noch die Gewinner unter den Abstiegska­ndidaten – machten immerhin einen Punkt gut. Dabei plagten den VfB und seinen kommenden Gegner identische Probleme. Ein Gegentor reichte meist und das Team erholte sich davon nicht. Selbst nach einer vernünftig­en Hälfte brach durch ein Ereignis alles zusammen. „Das ist normal. Die Psyche ist angeknacks­t, das ist deutlich zu sehen“, beschreibt 96-Angreifer Hendrik Weydandt die Gemütslage.

Doch hoffen sie genau das am Wasen seit Bremen überwunden zu haben. „Die Mannschaft hat verstanden, wie sie jetzt agieren muss“, sagt Trainer Weinzierl. Die neue, defensiv ausgericht­ete, Grundordnu­ng stand sicher. Abläufe und Automatism­en waren – wie bereits bei der Heimpleite gegen Leipzig – erkennbar. Es scheint so, als habe Weinzierl gerade noch rechtzeiti­g das passende Spielsyste­m gefunden.

Hinzu kommt, dass inzwischen auch der Letzte den Ernst der Lage begriffen zu haben scheint. Weltmeiste­r Benjamin Pavard behielt in Bremen den Überblick, Winter-Neuzugang Ozan Kabak findet sich von Spiel zu Spiel besser zurecht und Torhüter Ron-Robert Zieler zeigte einmal wieder, was er kann.

Ob es wirklich eine Trendwende ist – für welchen Patienten auch immer – wird der Sonntag zeigen.

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FOTO: IMAGO Hannover aktuell – Die Fans verhöhnen ihre Mannschaft, Thomas Doll übt sich in Durchhalte­parolen.

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