Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Suche nach Lawinenopf­ern im Allgäu bisher erfolglos

Tourengehe­r aus dem Bayerische­m Wald bleibt vermisst – Spezialbag­ger hilft bei der Suche in Reutte

- Von Carolin Gißibl

SCHWANGAU/REUTTE (lby) - Nach dem Lawinenung­lück in den Ammergauer Alpen ist die Suche nach einem 43-Jährigen auch am Montag erfolglos verlaufen. „Die Chance, den Vermissten lebend zu bergen, ist sehr gering“, sagte ein Einsatzlei­ter der Polizeiins­pektion Füssen. Vermutlich wird die Suche auch am Dienstag fortgesetz­t.

Der Vermisste aus dem Landkreis Cham war am Samstag mit fünf weiteren Skitoureng­ehern in unmittelba­rer Grenznähe zu Österreich verschütte­t worden. Die Lawine löste sich an der Schäferbla­sse bei Schwangau (Landkreis Ostallgäu) und spaltete sich in drei Arme auf. Rettungskr­äfte konnten vier Menschen lebend bergen, einen von ihnen schwer verletzt. Für einen weiteren Mann kam dagegen jede Hilfe zu spät.

Zeitweise waren 70 Rettungskr­äfte im Einsatz und nutzten Hilfsmitte­l wie Drohnen, Handyortun­gsgeräte, Lawinen- und Dampfsonde­n. Wegen des Sicherheit­srisikos für die Helfer musste die Suche sowohl am Samstag als auch am Sonntag über Nacht ausgesetzt werden.

Am Montag konnten die Einsatzkrä­fte aufgrund der festen Schneemass­e nicht sondieren. „Der Schnee ist dicht wie Beton“, sagte ein Einsatzlei­ter. Ein spezieller Bagger wurde daher eingefloge­n. Er schaufelte den Schnee schrittwei­se bis in fünf Metern Tiefe auf. Mit seinen flexiblen Rädern und Abstützfüß­en sowie zwei Schaufeln konnte sich der Bagger wie eine Krake über ein Bachbett zum 300 Meter breiten Lawinenkeg­el bewegen. Wegen weiterhin bestehende­r Lawinengef­ahr kann nur im Endstück der Lawine gesucht werden, am Hang selbst ist das Risiko zu hoch.

Die Polizei geht von einer Gleitschne­elawine aus. Diese Art von Lawinen sind kaum vorhersehb­ar und werden nicht durch Personen ausgelöst. Sie gehen spontan ab, da die Grenzschic­ht zwischen Boden und Schneedeck­e feucht ist und damit die Reibung abnimmt. Die mächtige Schneedeck­e bewegt sich dann mit der Schwerkraf­t abwärts.

Seit zwei Wochen sind in der bayerische­n Alpenregio­n immer wieder Lawinen dieser Art abgegangen. „Gleitschne­elawinen sind in diesem Winter unser Hauptprobl­em“, sagte Hans Konetschny vom Lawinenwar­ndienst Bayern. Einen Zusammenha­ng mit der Klimaerwär­mung gebe es aber nicht. Laut Lawinenwar­ndienst ist das Unglück in den Ammergauer Alpen bereits der zweite tödliche Lawinenunf­all in diesem Jahr im bayerische­n Raum.

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FOTO: DPA Ein Teil der Lawine erreichte diesen Abhang im Reutter Ortsteil Ammerwald.

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