Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Baienfurt kämpft weiter für einen Radweg
Gemeinderat lehnt den vom Verkehrsminister vorgeschlagenen Schutzstreifen ab
BAIENFURT (ka) - Höflich, aber bestimmt bittet die Gemeinde Baienfurt den Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), einen separaten Radweg entlang der Landesstraße 314 nach Bergatreute zu „priorisieren“. Begründet wird dies in einem einstimmig gefassten Gemeinderatsbeschluss mit der Sicherheit und dem „Wohl der Radfahrer an Leib und Leben“. Einen bloßen Schutzstreifen, wie vom Minister vorgeschlagen, lehnt der Gemeinderat entschieden ab.
Das Thema Radweg bewegt in Baienfurt (und Bergatreute) die Gemüter wie kaum ein zweites. So nahmen an einer Rad-Demo im Herbst vergangenen Jahres schätzungsweise 600 bis 1000 Radler teil, um auf die Gefährlichkeit dieser auch von schweren Lastern häufig befahrenen Landesstraße hinzuweisen. Auf Initiative des Ravensburger Grünen Landtagsabgeordneten und Sozialministers Manne Lucha schaltete sich nun der Verkehrsminister höchstselbst in die Debatte ein. In einem Brief an Lucha teilte der Verkehrsminister, ein Parteifreund des Abgeordneten, mit, eine Aufnahme der Planung eines Radwegs in das Landesradwege-Programm sei auf absehbare Zeit leider nicht möglich. Das Vorhaben konkurriere landesweit mit einer Vielzahl weiterer dringlicher Radwegprojekte. Im Rahmen eines Modellvorhabens komme aber eventuell die Anlage eines Schutzstreifens für Radfahrer in Betracht.
Dies lehnen Gemeindeverwaltung und Gemeinderat von Baienfurt entschieden ab. Nur der gesonderte und von der Fahrbahn abgetrennte Radweg könne den Radfahrern Sicherheit geben, heißt es im Arbeitspapier des Rathauses, gerade auch unter dem Aspekt, dass der Straßenverkehr weiter zunehmen werde. Schon heute verzeichne die L 314 auf der 5,7 km langen Strecke nach Bergatreute mehr als 5000 Fahrzeuge am Tag mit hohem Schwerlastverkehrs-Anteil.
Schützenhilfe kommt von den Grünen im Kreistag. Sie wollen in der Ausschuss-Sitzung für Umwelt und Technik am 26.Februar einen separaten Radweg für die L 314 BaienfurtBergatreute fordern. Kritik am Verkehrsminister übte Brigitta Wölk (SPD) in der Gemeinderatsdebatte. Dass der Landkreis besagten Radweg schon 2015 in seinem Radwegekonzept auf Platz zwei eingestuft hat, störe den Minister offenbar nicht, beklagte Wölk, der Minister habe die Prioritätenliste des Kreises einfach negiert. Andrea Arnhold (CDU) hob hervor, dass der Radweg in der Region parteiübergreifend Priorität habe. Ein Schutzstreifen sei kein Schutz für die Radfahrer. Christof Kapler (CDU) empfahl zu prüfen, ob nicht Waldwege teilweise als Radwege benützt werden könnten. Ein Gedanke, dem sich auch Uwe Hertrampf (G+U) und Toni Stärk (CDU) anschlossen. Waldwege, so entgegnete Bürgermeister Günter A.Binder, könnten aus Sicherheitsgründen aber nur zu gewissen Tageszeiten benützt werden. Richard Birnbaum (FWV) merkte selbstkritisch an, beim Verkauf des Stora-Enso-Geländes habe die Gemeinde nicht an einen Radweg gedacht. Auch Otto Weiss (VWV) plädierte für eine Übergangslösung. „Wir müssen selber schauen, wie wir zu einer Lösung kommen.“